Medizin

2.4K 340 15
                                    

Harry ist am Ende vielleicht ein kleines bisschen zu betrunken. Ich habe mich irgendwann zurückgenommen, da ich ja auch noch irgendwie arbeiten muss. Ebenso wie Liam und Joker.
Noch vor Mitternacht haben wir die Runde aufgelöst, uns voneinander verabschiedet.
Ich bin leicht angetrunken, als ich Harry versuche irgendwie nach Hause zu bekommen. Er schwankt und immer wieder klammert er sich an mich wie ein kleines Äffchen.
Normalerweise brauche ich nicht lange von der Bar nach Hause, aber heute scheint sich der Weg unendlich in die Länge zu ziehen.
"Love", kichert Harry, klammert sich erneut an mich und versucht einen Kussmund zu machen. Dieser Kussmund ähnelt allerdings mehr einem Fisch und ich muss lachend meinen Kopf schütteln.
"Ich liebe dich", kommt es lallend und bleischwer aus seinem Mund und er versucht meine Wange zu tätscheln. "Ich dich auch, aber wir müssen uns jetzt etwas zusammenreißen, okay?".
Harry nickt und nuschelt ein leises "Okay", ehe er versucht gerade zu gehen.

Als wir es dann irgendwie in meine Wohnung geschafft haben, zieht Harry sich aus. Ich hänge gerade meine Jacke an die Garderobe, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie Harry sich nicht nur Schuhe und Mantel auszieht, sondern auch Hose und Pullover. Fragend sehe ich ihn an, doch er verschwindet einfach wortlos in mein Schlafzimmer.
Schnell putze ich noch meine Zähne, hole zwei große Gläser mit Wasser und gehe dann ebenfalls in mein Schlafzimmer, wo Harry bereits auf dem Bett lieg, alle Viere von sich gestreckt und vollkommen nackt. "Oh, Hazza.". Wie kann man betrunken noch niedlicher sein, als sonst?
Leise stelle ich die Gläser ab, lege mich ins Bett und ziehe meinen Freund an mich. Ich decke uns zu und sofort kuschelt sich Harry an mich heran. Seine Wange bettet er auf meiner Brust und sein Arm schlingt sich fest um meinen Oberkörper.
"Ich will das immer so", murmelt Harry, seine Wange auf meiner Haut und die Zunge schwer. Ich verstehe ihn kaum, dennoch muss ich schmunzeln. "Betrunken sein?", möchte ich wissen und bekomme als Antwort ein empörtes Schnauben.
"Nein. Dich". Irritiert hebe ich meine Augenbrauen. "Mich?".
Harry grunzt.
"Dich. Alles. Das ist schön".
Langsam dämmert es mir was Harry meint und ich kann ein trauriges Seufzen nicht unterdrücken. "Ich finde es auch schön", gestehe ich und beginne ihm durch die Haare zu streicheln. Zufrieden seufzt mein Freund. "Wir wohnen in der Mitte", nuschelt er weiter und ich lache erneut auf. "Also mitten im Ozean?". Der Lockenkopf auf mir stöhnt auf und versucht sich gegen die Stirn zu schlagen, was allerdings vollkommen daneben geht, da er seine Stirn nicht finden kann. Stattdessen landet seine Hand direkt auf seiner Nase, gefolgt von einem leisen "Autsch".
"Wir können nicht mitten im Ozean wohnen, Sun". - "Kannst du nicht schwimmen?". Erneut muss ich lachen. "Doch kann ich, aber wir brauchen doch ein Haus.". Erneut stöhnt Harry und ich glaube ein leises "Idiot" von ihm zu hören.
"Arielle wird uns helfen. Die kann uns sicherlich eine Wohnung besorgen." - "Arielle?".
Harrys Augen öffnen sich und er streckt seinen Kopf, damit er mich ansehen kann. Seine Augen sind glasig und schläfrig und ich bin mir sicher, dass er nicht mehr lange braucht um zu schlafen.
"Die Meerjungfrau. Die kennt sicherlich ne Wohnung für uns."
Schmunzelnd verdrehe ich meine Augen. "Und du kennst sie persönlich?". Harry schüttelt seinen Kopf und schließt seine Augen wieder. "Vielleicht finden wir sie auf Facebook".
Oh je. Mein armer Lockenkopf.
"Wenn es regnet."
Wenn es - was?
"Und wir brauchen eine Wassermelone".

Am nächsten morgen liegt Harry noch tief schlafend in meinem Bett. Er bekommt nicht mal mit, wie mein Wecker klingelt und auch als ich ins Badezimmer verschwinde scheint er noch immer tief und fest zu schlafen.
Als ich unter der Dusche stehe, versuche ich das absurde Gespräch der letzten Nacht noch einmal zu verarbeiten. Ihn macht diese Fernbeziehungssache sehr zu schaffen, ebenso wie mir. Die Entfernung ist kaum auszuhalten und ich habe das Gefühl, dass die Abschiede von Mal zu Mal schlimmer werden.
Jedes Mal fühlt es sich so an, als wenn mir ein Stück von meinem Herzen herausgerissen wird und ich bin mir nicht sicher was passiert, wenn am Ende nichts mehr davon übrig ist.
Mit einem Handtuch um den Hüften putze ich mir meine Zähne, mit einem weiteren Handtuch trockne ich meine Haare ein wenig an. Ich werde mir gleich einfach nur eine Jogginghose und einen Pullover anziehen. Wenn ich nicht ins Büro muss, dann muss ich auch keinen Anzug anziehen. So hab ich das beschlossen und hindern kann mich eh niemand daran.
Leise betrete ich das Schlafzimmer, steuere meinen Kleiderschrank an, als ein leises Grummeln meine Aufmerksamkeit weckt. Als ich mich umdrehe sind Harrys Augen geöffnet und er sieht mich an.
"Ich bin im Himmeln, oder?", möchte er wissen und lässt mich mal wieder verwundert die Augenbrauen heben. Als er merkt, dass ich nur Bahnhof verstehe schmunzelt er.
"Ich mache meine Augen auf und sehe meinen heißen, unglaublich attraktiven Freund nackt vor mir."
"Ich bin nicht nackt", lache ich und deute auf mein Handtuch. Harry nickt.
"Und das ist der Fehler".
Kurz überlege ich, neige dann meinen Kopf. "Wir geht es dir?".
Harry räuspert sich einmal, lässt seinen Blick über mich gleiten und treibt mir die Röte in das Gesicht.
"Mir geht es wunderbar. Lediglich Kopfschmerzen, aber ich kenne da eine Wunderbare Medizin gegen".
Mein Handtuch festumschlossen steuere ich das Bett an. Harry beobachtet jeden Schritt, jede Bewegung und lässt mich nicht aus den Augen. Das alleine sorgt schon dafür, dass meine Gedanken sofort an andere Dinge denken, als an die lästige Arbeit.
"Gut, dass ich diese Medizin dabei habe", hauche ich, als ich am Bettende ankomme.
Ein letzter intensiver Blick zu meinem Freund, als ich das Handtuch fallen lasse und ein erregtes Keuchen meines Freundes als Reaktion bekomme.

Amor manet.Where stories live. Discover now