Ich möchte kein Spielverderber sein...

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Harrys Zeigefinger verhakt sich im Bund meiner Boxershorts und während er mich noch immer küsst, zieht er diese mit einer einzigen Bewegung herunter. Geräuschlos landet sie an meinen Knöcheln, als seine Lippen sich von mir lösen und er mich erneut mit diesem schelmischen Grinsen ansieht.
Er geht zur Dusche, stellt das Wasser an und sieht mich dann auffordernd an.
Ich bin noch immer unsicher. Auch wenn ich mit ihm letzte Nacht geschlafen habe, fühlt sich eine gemeinsame Dusche für mich irgendwie viel intimer an. Zudem bin ich jetzt nüchtern, wieder komplett klar in meinem Kopf und kann die Entscheidungen wieder richtig treffen.
"Louis", kommt es ungeduldig von dem mir eigentlich Fremden.
Gib dir einen Ruck!

Mit flatternden Herzen betrete ich die Dusche, das warme Wasser trifft sofort auf meine Haut.
Meine Augen schließen sich automatisch und ich drehe Harry den Rücken zu.
Ein Klicken ertönt, dann merke ich Harrys Hände auf meinen Schultern und seine Brust an meinem Rücken. Er beginnt sanft meine Schultern zu massieren, wobei ein genüssliches Seufzen aus meinem Mund kommt.
Sein Griff auf meinen Schultern ist fest, löst die Verspannungen und ich merke, wie ich mich entspanne. Als Harry dann allerdings sanft beginnt meinen Hals zu küssen, spanne ich mich ungewollt wieder an.
"Locker werden, Louis. Wir duschen nur", murmelt der Lockenkopf gegen meine Haut und lässt mich bei dem dunklen Klang seiner Stimme erschaudern.
Seine Hände verlassen meine Schultern, gleiten meine Seite herunter und schieben sich auf meinen Bauch. Harrys Lippen wandern von meinem Hals auf meine Schultern, verweilen zwischen den Schulterblättern und abermals entfleucht mir ein leises Seufzen.
Das hier fühlt sich einfach verdammt gut an.
"Weißt du", haucht er, bevor er mit seinen Lippen wieder auf meinen Hals gleitet. "Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich du sein kannst".
Die Lippen verschwinden und er dreht mich zu sich um. Sein Blick trifft meine Augen, raubt mir bei der Intensivität mit der er mich ansieht den Atem.
"Erst bist du ruhig und schüchtern, dann, mit etwas Alkohol wirst du richtig-", er bricht ab und beißt sich grinsend auf die Unterlippe, ehe er sein Becken gegen meines rollen lässt, was dazu führt, dass ein leises Stöhnen über meine Lippen kommt. "Sagen wir es mal so...ich hätte niemals damit gerechnet, dass du harsch und bestimmend sein kannst. Aber kaum wirst du am nächsten Morgen wach, bist du wieder der schüchterne, ruhige Mann, der nichts mehr mit dem wilden Typen letzter Nacht zu tun hat".
Seine Fingerspitzen fahren über meine nackte Brust, während er mich nachdenklich mustert.
Plötzlich seufzt er, haucht einen Kuss auf meine Wange und schenkt mir dann ein ehrliches Lächeln.
"Zu gerne ich das von letzter Nacht wiederholen würde, aber ich bezweifele, dass dein wildes Ich heute noch einmal zum Vorschein kommt. Und, nimm es mir nicht übel, aber dein schüchternes Ich macht gerade nicht den Eindruck, als wenn es mit mir unter dieser Dusche stehen will".
Ich öffne meinen Mund, möchte etwas sagen, aber ich bleibe stumm.
Seine Berührungen sind wundervoll und nur zu gerne würde ich das hier weiter führen, aber - irgendwie kann ich einfach nicht über meinen Schatten springen und es ihm zeigen.
Er ist mir noch immer Fremd und leider verschließe ich mich vor Fremden immer. Auch wenn ich ihm gerne zeigen würde, wie ich wirklich bin - ich kann es nicht.
Harry lächelt, schnappt sich das Duschgel und seift sich ein. Ich beobachte ihn dabei, will meine Hände auf ihn legen und ihm die Arbeit abnehmen - aber ich bewege mich nicht. Traue mich nicht.

Wir gehen zurück in mein Schlafzimmer, ziehen uns um und gehen dann gemeinsam in das Wohnzimmer unserer Suite, wo Liam und Niall bereits auf dem Sofa liegen und auf den Fernseher starren. Als sie uns bemerken, richten sie sich auf und schenken uns beiden ein verstörendes Grinsen.
"Naaaa", flötet Liam lachend und mustert mich.
Ich schaue meinen besten Freund warnend an, weshalb er leise Lacht und dann neben sich klopft.
Seufzend lasse ich mich neben ihn fallen, lege meinen Kopf auf seine Schulter und würde am liebsten einmal schreien, da meine Gedanken einfach keine Ruhe geben wollen.
Harry hingegen geht grinsend auf das Frühstück zu, welches Niall und Liam anscheinend bestellt haben und greift sich einen Apfel.
"Gut, ihr Touristen, was habt ihr heute geplant?", will er dann wissen und sieht Liam und mich an.
Wie kann er so locker sein?
Er ist hier in einer Suite, bei fremden Menschen und benimmt sich, als wenn er hier wohnen würde.
Insgeheim beneide ich ihn dafür.
"Wir wollen heute zur Freiheitsstatue und auf das Empire State Building.", verkündet Liam und man kann die Freude deutlich heraushören.
Bei mir zieht sich allerdings der Magen zusammen.
"Louis scheint ja nicht sehr begeistert davon zu sein, mh?", bemerkt Harry und beißt in seinen Apfel.
Ich blicke auf meine Finger, merke, wie meine Wangen rot werden.
"Ich habe es nicht so mit der Höhe und mir sind dort auch zu viele Menschen. Ich mag es nicht, wenn so viele Menschen auf einem Punkt sind."
Bitter schließe ich meine Augen.
Was Harry wohl von mir denkt?
Ich rede kaum, habe Höhenangst, hasse Menschenmengen und bin verdammt schüchtern.
Wie um Gottes Willen kam dieser One-Night-Stand zu Stande?
Warum um alles in der Welt will so ein Typ wie Harry mit mir ins Bett steigen?
Das passt doch alles nicht zusammen.
"Also-", höre ich Niall, der bis eben noch ruhig war und uns nun lächelnd ansieht.
"Wenn ihr wollt, kann ich mit Liam diese Dinge besichtigen und Harry zeigt dir, Louis, ruhigere Ecken von New York. Also, wenn das für alle okay ist".
Mein Blick schnellt nach oben.
Ich soll den Tag mit Harry verbringen?
Dieser sieht mich lächelnd an und nickt, beißt noch einmal in seinen Apfel und schaut dann auf sein Handy. "Ich habe gleich noch einen Termin, aber danach können wir starten."
Unsicher schaue ich zu Liam, welcher mich allerdings angrinst und nickt.
"Dann verbringe ich meinen Tag mit dem Iren. Kein Problem".
Panik breitet sich in mir aus und ich greife nach Liams Arm.
"Aber...wir...wir sollten zusammenbleiben. Was ist, wenn dir etwas passiert? Wenn du einen Unfall hast, oder überfallen wirst?".
Die drei Männer im Raum lachen auf und sofort senke ich meinen Kopf.
"Louis", murmelt mein bester Freund einfühlsam und legt seinen Arm um mich.
"Mir wird schon nichts passieren. Wir treffen uns einfach heute Abend wieder hier und du wirst sehen, dass wir beide einen guten Tag hatten."

Mir ist noch immer unwohl dabei, aber ich nicke trotzdem.
Ich möchte kein Spielverderber sein, auch wenn mir der Gedanke daran, den Tag mit Harry zu verbringen etwas Angst macht.

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt