Klingt doch nach einem Plan.

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Am nächsten Tag wollen Liam und ich zum Times Square.
Meine Gedanken huschen noch immer zu Harry, aber ich versuche es weitestgehend zu ignorieren.
Ich habe versucht mich mit ein wenig Arbeit abzulenken, wurde dann aber von Liam dabei erwischt und jetzt ruht mein Laptop irgendwo zwischen seiner Schmutzwäsche.
Und dort werde ich ihn sicherlich nicht herausholen.

Bevor Liam und ich am späten Morgen den Times Square besuchen, schlendern wir in Hells Kitchen über einen Flohmarkt. Liam erklärt mir, dass dieser hier anscheinend legendär ist, aber außer Unmengen an Essensständen und alten, ranzigen Klamotten kann ich hier nichts legendäres erkennen.
Ich habe keine Lust, möchte am liebsten ins Bett und das lasse ich Liam deutlich spüren.
Die gute Laune und das beflügelte Gefühl von gestern ist wie weggeblasen. Auch der Gedanke an die Arbeit erscheint wieder und unweigerlich frage ich mich, ob bei meiner Mom alles okay ist, oder ob da gerade alles den Bach herunter geht.
"Louis". Liam sieht mich mahnend an und zieht mich hinter sich hinterher. "Spaß haben, schon vergessen?". Murrend nicke ich, setze ein gefälschtes Lächeln auf und gebe ein leises "Yay!" von mir.
Wir schlendern weiter, schauen uns die Stände an. Ich blättere gedankenverloren durch ein altes Fotoalbum. Es ist mir ein Rätsel, warum Menschen so etwas verkaufen.

"Komm schon, Harry, hör auf rumzumeckern".
"Man, Gems, ich habe Wichtigeres zu tun".

Augenblicklich friere ich in meiner Bewegung ein. Das war doch Harrys Stimme. Oder?

"Du kannst doch wohl mal eine Stunde für mich opfern. Nichts kann so wichtig sein, dass du deine arme Schwester ignorierst".
Ein Seufzen erklang und ich bin mir sicher, dass es Harry ist.
Allerdings bin ich unfähig mich zu bewegen. Ich scheine eingefroren zu sein.
"Aber Gemma...ich muss wirklich weg", höre ich Harry jammern und weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Soll ich mich umdrehen? Auf mich aufmerksam machen?
Liam erscheint wieder neben mir und als Harry erneut etwas sagt, nimmt Liam mir meine Entscheidung ab. Überrascht weiten sich seine Augen, ehe er sich suchend umsieht und dann wie wild winkt.
"Harry!".
Ich halte meine Luft an.
"Liam?".
Meine Augen schließen sich und langsam drehe ich mich um.
Als ich meine Augen wieder öffne, steht Harry vor uns, neben ihm eine hübsche Frau, seine Schwester, wenn ich das Gespräch richtig verstanden habe.
"Louis".
Harry sieht mich an, seine Lippen ziert ein sanftes Lächeln, welches mich automatisch ansteckt.
"Hi", murmele ich schüchtern und hebe meine Hand. Die Frau sieht mich neugierig an, während Harry und meine Blicke förmlich ineinander verschmelzen.
"Das ist ja mal ein Zufall", höre ich Liam sagen, aber ich kann nichts darauf sagen. Ich kann einfach nur in Harrys Augen schauen.
"Willst du uns nicht vorstellen?".
Harry erwacht aus seiner Trance und sieht dann seine Schwester an, ehe er nickt und mich wieder anlächelt. "Gemma? Das sind Liam und Louis aus England. Sie machen hier gerade Urlaub".
Die hübsche Frau mustert uns neugierig und nickt. Ihr Blick bleibt auf Liam liegen.
"Dann bist du also der Typ, bei dem mein Freund geschlafen hat und mit dem er gestern durch New York gezogen ist".
Überrascht sehe ich die Frau an. Niall ist ihr Freund?
"Dann hat er also die Wahrheit gesagt. Gut für ihn", lacht sie und reicht dann erst Liam und anschließend mir die Hand.

Harry und Gemma tauschen ihre Plätze. Gemma verwickelt Liam in ein Gespräch, während Harry und ich uns einfach stumm gegenüber stehen.
Seine Hand streckt sich nach mir aus, doch dann zieht er sie wieder zurück. Er fährt sich einmal durch seine Haare, schmunzelnd dann und lässt mich dabei keine Sekunde aus den Augen.
"Ich wollte heute morgen eigentlich zu dir", beginnt er und kratzt sich am Nacken. "Aber meine Schwester ist dazwischen gekommen".
Ich nicke und ignoriere die Tatsache, dass mein Herz verdächtig klopft.
"Ich...also...ich hatte gehofft, dass...", der Lockenkopf schließt kurz seine Augen, lacht leise und schüttelt seinen Kopf, ehe sein Blick wieder auf mir liegt. "Mir ist aufgefallen, dass wir keine Nummern getauscht haben und ich wollte... ich hatte gehofft, dich heute zu sehen".
Meine Wangen werden warm und mein Herz setzt noch einen Gang zu.
Seine Worte lassen eine wundervolle Wärme in mir entstehen und meine negativen Gedanken scheinen verschwunden zu sein.
Wieder schauen wir uns an, schauen uns in die Augen und merken beide nicht, wie Liam und Gemma ihr Gespräch eingestellt haben und uns beobachten.
"Ich hatte gehofft, dass wir heute vielleicht wieder etwas zusammen unternehmen können."
Ich nicke, will sofort einwilligen, als mir Liam einfällt.
Unsicher schaue ich zu meinem besten Freund, der mich mit einem Lächeln beobachtet.
"Uhm, also...gerne aber", beginne ich stockend und sehe dann wieder zu Harry.
"Also eigentlich wollten Liam und ich zum Times Square."
Harry nickt, wirkt auf einmal unsicher. Der sonst so selbstbewusste Mann ist verschwunden.

"Passt auf ihr Beiden", reißt Gemma unsere Aufmerksamkeit auf sich und sieht uns an.
"Wie wäre es, wenn Liam mir hier noch ein wenig Gesellschaft leistet, natürlich nur wenn er möchte. Dann könnt ihr - was auch immer - machen und heute Nachmittag treffen wir uns bei mir. Wir können gemeinsam Essen. Niall freut sich sicherlich euch wieder zu sehen. Er hat mir einige interessante Dinge erzählt."
Mein Blick gleitet zu Liam.
Ich will ihn nicht einfach so hier lassen.
"Klingt doch nach einem Plan", entgegnet mein bester Freund allerdings und grinst Gemma an.
"Aber-"
"Viel Spaß, Louis und bis später", lacht er, schiebt mich in Harrys Richtung, schnappt sich Gemmas Hand und zieht sie weiter.
Unbeholfen sehe ich den Lockenkopf an, der mich glücklich anlächelt.
"Okay, bevor wir starten, hier". Er reicht mir sein Handy und sieht mich auffordernd an.
"Bevor wir es wieder vergessen, möchte ich bitte deine Nummer haben."
Nickend speichere ich meine Nummer ein, rufe mich dann an und reiche Harry sein Handy wieder. Glücklich lächelt er, schiebt sein Handy zurück in seine Hosentasche und greift dann meine Hand.
Der selbstbewusste Kerl ist wieder zurück und beschert mir ein Lächeln auf den Lippen.
"Dann können wir ja starten, aber ich muss vorher noch einmal in meine Wohnung."

Amor manet.Where stories live. Discover now