So ein Penner.

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"Okay, was macht man hier in London, wenn man nicht gerade wie ein Irrer seinem Partner das Hirn rausvögelt?", möchte Niall nach seiner vierten Tasse Kaffee wissen und sieht mich neugierig an. Doch noch bevor ich ihm antworten kann, klingelt sein Handy und er fischt es hastig aus seiner Hosentasche.
"Deine Schwester", erklärt er kurz an Harry gewandt, nimmt dann ab und begrüßt seine Freundin mit einem "Hi Darling". Bei dem Kosenamen muss Harry seine Augen verdrehen und grinst mich an.
"Warte, was?!".
Niall springt von seinem Stuhl und sofort hat er die ungeteilte Aufmerksamkeit von uns.
"Du...was?!".
Harry neben mir wird nervös und Niall tigert durch meine Küche, die eine Hand dabei fuchtelnd durch die Gegend wedelnd.
"Sie...du sollst einfach nach Hause? Sind die bescheuert? Ich - ich soll was?". Der Ire bleibt stehen und stemmt seine Hand in die Hüfte. "Ich soll mich beruhigen? Sag mal geht's noch?".
Unsicher sehe ich zu Harry, doch dieser sieht Niall bloß mit großen Augen an.
"Du fährst da jetzt sofort wieder hin....doch....Gemma, sei doch vernü - Unterbrich mich nicht andauernd....ich? Ich übertreibe?".
Erneut rennt Niall wie wild durch meine Küche, bis Harry seufzt und Niall einfach das Handy aus der Hand reißt. Empört will er meinem Lockenkopf das Handy wieder aus der Hand reißen, doch Harry verschwindet schnell im Badezimmer und verschließt die Tür hinter sich.
"So ein Penner".
Sauer kommt Niall zurück in die Küche und sieht mich an. "Alles okay?", will ich wissen, traue mich eigentlich gar nicht diese Frage zu stellen, wo doch Augenscheinlich nicht alles okay ist.
"Nein", werde ich angemotzt und bekomme einen wütenden Blick. "Diese Familie treibt mich mit ihrer Gelassenheit noch in den Wahnsinn.".
Ich reiche Niall ein Wasser, doch das will er gar nicht haben. Stattdessen stellt er es auf den Tisch und sieht dann wieder zu mir.
"Gemma war mit Wehen in der Klinik und nach einigen Untersuchungen haben die sie einfach wieder nach Hause geschickt. Und jetzt sagt sie mir eiskalt, dass ich mich nicht aufregen soll. Verdammt, sie hatte Wehen, Louis. WEHEN. Das Baby kommt und ich soll ruhig bleiben?".
Wieder beginnt Niall auf und ab zu laufen, als Harry aus dem Badezimmer kommt und Niall das Handy zurück gibt. Als er sieht, dass Gemma bereits aufgelegt hat, wirft er Harry einen hasserfüllten Blick zu, welchen mein Lockenkopf aber einfach ignoriert und sich das Wasserglas vom Tisch nimmt und einen Schluck trinkt.
"Es waren Übungswehen. Alles halb so wild. Das Baby kommt noch nicht.".
Sowas habe ich mir bei Nialls Erklärung auch schon gedacht, doch der Ire denkt da anscheinend anders.
"Übungswehen hin oder her - das Baby macht sich bereit. Ich muss sofort nach Hause.".
Harry will was sagen, doch Niall unterbricht ihn sofort mit einer harschen Handbewegung. "Mir ist scheißegal was deine Schwester gesagt hat. Ich fliege sofort zurück".

Und das tut der Ire wirklich.
Keine zehn Minuten später hat er sich einen Flug rausgesucht und lässt sich anschließend von Harry und mir zum Flughafen bringen. Er muss dort zwar noch fünf Stunden warten, aber das ist ihm egal. Er will so schnell wie möglich bei Gemma sein und auch wenn Harry dieses Verhalten als vollkommen übertrieben erklärt, kann ich Niall verstehen. Mir wäre auch mulmig dabei und vermutlich würde ich auch sofort losfliegen. Gut, dieses Problem werde ich niemals haben, da Männer keine Kinder bekommen können - aber trotzdem. Ich würde genauso reagieren.
Als wir Niall dann am Flughafen verabschieden und dann eine Weile später wieder zu Hause ankommen, machen wir das, was wir eigentlich für diesen Tag geplant hatten.
Wir legen uns zurück ins Bett.
"Was für ein Vormittag". Harry verdreht seine Augen und sieht mich entschuldigend an. "Sorry, dass Niall uns diesen Morgen so versaut hat. Wenn es um das Baby geht, dreht er durch.". Ich schüttele meinen Kopf, schmiege mich in Harrys Arme und sehe nachdenklich auf den Fernseher.
"Ich kann ihn verstehen. Wenn du im Krankenhaus wärst, wäre ich auch sofort losgeflogen.".
Leise lacht mein Freund und beginnt meinen Kopf zu kraulen. "Aber ich kann keine Babys bekommen".
"Ja", seufze ich leise und schmunzele. "Leider.".
"Leider?". Harry lacht leise und ich nicke. "Ich fände es schon, wenn wir irgendwann viele kleine Harrys hätten. Sie würden sicherlich niedlich aussehen.".
Bei dem Gedanken an einen kleinen Mini-Harry geht mein Herz auf und das wiederum irritiert mich. Eigentlich habe ich mir nie Gedanken über eigene Kinder gemacht, doch jetzt - jetzt scheint der Gedanke überhaupt nicht mehr seltsam zu sein.
"Du möchtest Kinder?", möchte mein Lockenkopf wissen und lässt mich aufsehen. Ein zartes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht und er sieht mich hoch zu sich.
Unsicher nicke ich. "Eigentlich habe ich mir keine Gedanken gemacht darüber, aber mit dir - dieser Gedanke ist irgendwie schön", gestehe ich und werde mit einem wundervollen Lächeln belohnt.
Harry umfasst mein Gesicht und zieht mich noch näher an sich heran.
"Das wäre wirklich wundervoll."
Ich bekomme einen Kuss und bemerke das Flattern in meinem Bauch.
"Vielleicht irgendwann", haucht Harry leise und küsst mich erneut.
Und während dieses Kusses, diesem Flattern in meinem Bauch und dem Gefühl in meiner Brust wird mir klar, dass Harry vielleicht der Eine ist. Vielleicht ist Harry der Mensch, mit dem ich bin an mein Lebensende zusammen sein will.
Nicht nur vielleicht.
Er ist es.

Amor manet.Där berättelser lever. Upptäck nu