Wie lange bleibst du, Love?

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Irgendwann lösen wir uns dann doch von einander, wobei Harrys Hände sich sofort auf meine Wangen legen und er mich so überglücklich anlächelt, dass ich niemals Zweifel an seiner Liebe haben könnte.
Zumindest nicht in diesem Moment.
"Was machst du hier?", haucht er leise, noch immer vollkommen überrascht. "Ich habe es keine Sekunde mehr ohne dich ausgehalten", gestehe ich, beiße mir unsicher auf meine Unterlippe und versinke in den grünen Augen meines Lockenkopfes. "Oh, Love".
Harry mich wieder, solange bis sich jemand räuspert und mir bewusst wird, dass Gemma und Niall ja auch noch da sind.
Die habe ich vollkommen vergessen.
"Warum hast du nicht bescheid gesagt? Dann hätte ich dich vom Flughafen abgeholt".
Gut, anscheinend ignorieren wir Gemma und Niall einfach. Meinetwegen. Soll mir recht sein. Harry ist mir so oder so viel wichtiger.
"Ich wollte dich überraschen, Haz", und damit fällt mir der Handtuchtyp wieder ein. Den habe ich die letzten Minuten gekonnt verdrängt.
Mein Blick senkt sich, ich werde nervös. "Ich habe bei dir geklingelt, weil ich gehofft hatte, dass du zu hause bist. Aber du warst nicht da. Stattdessen hat mir ein nackter Typ die Tür geöffnet und gesagt, dass er dort wohnt." - "Nackt?". Super. Das ist alles, was er gehört hat?
"Fast nackt. Er hatte ein Handtuch um", mischt sich Niall ein, wird aber weiterhin ignoriert.
Harry hebt mein Kinn an und sieht mich an.
"Er hat gesagt, dass du nicht da bist und als ich wissen wollte, was er in deiner Wohnung macht, hat er gesagt, dass er da wohnt".
Wieso klinge ich so verdammt unsicher?
"Das ist Chad", bekomme ich dann eine Antwort und mustere Harrys Gesicht. Ich suche irgendwelche Anzeichen. Anzeichen für - ja wofür eigentlich?
"Er ist ein Bekannter und für einige Tage in New York. Er hat mich gefragt, ob er solange bei mir wohnen kann und ich habe ja gesagt." - "Wieso hast du mir nicht von ihm erzählt?". Dann wäre ich wenigstens vorbereitet gewesen. Gefallen hätte mir das nicht, aber ich kann ihm ja schlecht verbieten Freunde bei sich zu haben. So weit kommt es dann doch nicht.
Mein Lockenkopf schmunzelt etwas und schüttelt seinen Kopf. "Weil ich selbst erst gestern davon erfahren habe. Er ist seit gestern Abend hier."
Ich komme mir so unglaublich dumm vor. Seine Antwort ist simple und plausibel und dennoch ist da irgendetwas in mir, was misstrauisch eine Augenbraue hochzieht.
Plötzlich legt sich ein Arm um meine Schulter und Niall erscheint neben mir.
"Siehst du, Louis, ich habe dir doch gesagt, dass er sicherlich nur ein Bekannter ist."
"Und da wir jetzt alles geklärt haben, können wir dann endlich zu Überraschung Nummer Zwei kommen? Bitte?".
Ungeduldig sieht Gemma uns an und ich merke, dass sie gleich vor Aufregung platzt, weshalb ich lächelnd nicke.
Harry und ich haben alles geklärt und so wie es aussieht, muss ich jetzt einfach ein paar Tage mit diesem Fremden leben. Aber auch das ist eigentlich egal, denn ich habe Harry bei mir. Alles andere ist unwichtig.

"Gut, Gems, was ist deine Überraschung?".
Harry dreht sich zu seiner Schwester und sieht sie an. Niall wechselt die Position und stellt sich nun neben seine Verlobte. Er schlingt den Arm um ihre Taille und grinst fröhlich in die Runde.
"Ich weiß es", haucht Gemma leise und hält ein Ultraschallbild in der Hand. "Ich weiß das Geschlecht."
Harrys Augen weiten sich und er macht noch einen Schritt auf Gemma zu.
"Hier". Lächelnd reicht sie ihrem Bruder das Bild und ich stelle mich dicht neben meinen Freund. Mein Blick geht auf das Bild, aber ich erkenne gar nichts. Gut, ich erkenne das Baby, aber das war es dann auch wieder. Doch Harry sieht anscheinend mehr, denn als er seinen Kopf hebt, legt sich ein so breites Grinsen auf seine Lippen, welches breiter nicht sein könnte.
"Ein Mädchen?", will er wissen und als Gemma dann nickt, stürmt er schon fast auf sie zu und zieht sie in eine überschwängliche Umarmung.
Er überhäuft sie mit Glückwünschen, beginnt von Kleidchen, Blumenkronen und rosa Tapete zu schwärmen, als Niall meine Hand nimmt und mich in die Küche zieht.
"Das kann jetzt dauern, Louis. Wir trinken lieber einen Kaffee".

~~**~~

Stunden später betreten Harry und ich sein Treppenhaus. Niall hat Recht behalten. Harrys und Gemmas Schwärmerei für Mädchenkleidung wollte einfach kein Ende nehmen. Erst als Niall dazwischen gegangen ist und uns förmlich rausgeschmissen hat, konnten wir die beiden aus ihrer Blase herausholen.
"Was macht denn dein Koffer hier?", möchte Harry wissen, als wir vor seiner Wohnungstür ankommen. Ach ja, da war ja noch was.
"Ich wollte ihn nicht mit durch die ganze Stadt schleppen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich vor der Haustür Niall treffen würde.". Mein Freund schmunzelt, nimmt meinen Koffer und sperrt die Tür auf.
Kaum haben wir die Wohnung betreten, erscheint dieser Typ vor meinen Augen, dieses mal angezogen. Fragend sieht er mich an, sieht dann zu Harry und zu meinem Koffer.
"Chad? Darf ich dir Louis vorstellen?".
Der Fremde sieht mich noch immer prüfend an, reicht mir dann aber seine Hand und stellt sich höflich vor. Ich mag ihn nicht, er ist komisch.
"Wir lange bleibst du, Love?", möchte mein Lockenkopf wissen und stellt meinen Koffer einfach neben die Couch. Lächelnd zucke ich mit den Schultern. "Ich habe mir noch keinen Rückflug gebucht. Eine Woche? Zwei? Solange, bis du mich rauschmeißt."
Auf Harrys Gesicht breitet sich ein wundervollen Lächeln aus, als er mich in seine Arme zieht und mir einen kurzen Kuss gibt. "Also für immer?", will er schmunzelnd wissen und haucht mir erneut einen Kuss auf die Lippen. Natürlich entgeht mir nicht, dass dieser Chad uns die ganze Zeit mustert.
Und als er dann anscheinend kapiert, dass ich Harrys Freund bin und nicht nur ein dahergelaufener Bekannter, so wie er, wird er mir noch unsympathischer.
"Du hast einen Freund?".

Amor manet.Où les histoires vivent. Découvrez maintenant