Ich glaube das ist nicht nötig

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Es dauert ganze drei Monate, bis ich endlich am Tag meines Umzugs angekommen bin. Alles hat sich irgendwie in die Länge gezogen und die Arbeitserlaubnis, sowie das Visum haben eine gefühlte Ewigkeit gebraucht. Doch als dann endlich alles genehmigt ist, meine Mutter und ich alles genau geplant haben, kann mich nichts mehr aufhalten und ich packe überschwänglich meine Koffer.
Mein Job wird erstmal der Gleiche bleiben, nur dass ich aus New York arbeiten werde. Für das nächste Jahr haben wir uns dann vorgenommen, die Zweigstelle hochzuziehen. Aber erstmal will ich richtig ankommen. Meine Zeit mit Harry genießen.

"Und du hast wirklich alles dabei?", will Zayn mit gerunzelter Stirn von mir wissen und begutachtet meine beiden Koffer. Ich nicke, überprüfe noch einmal meine Wohnung und schnappe mir meinen Rucksack.
"Alles, was du besitzt, passt in zwei Koffer?".
Zayn kann es nicht glauben, woraufhin ich leise lachen muss. "Und in einen Rucksack."
Meine Möbel habe ich weitestgehend in der Garage meiner Mutter verstaut. Sie kommt mit ihrem Jeep eh nicht hinein, zumindest sagt sie das so, weshalb ich einfach den ganzen Stauraum genutzt habe.
Liam und Zayn wollen ihre eigenen Möbel nutzen, was ich vollkommen verstehen kann. 
"Und wenn du etwas vergessen haben solltest, schicken wir dir es einfach zu". Liam lächelt mich an und legt seinen Arm um meine Schulter. Wehmut macht sich in mir breit, als mir klar wird, dass wir für eine ganze Weile nicht mehr zu Dritt in dieser Wohnung stehen werden. Ich muss mich zusammenreißen nicht loszuheulen. Wobei ich das die letzten Tage schon viel zu viel gemacht habe. Eigentlich dürften keine Tränen mehr vorhanden sein.
Der Abschied von meiner Mutter war am schlimmsten. Wobei der von Joker und Kendall ebenfalls ein Gefühlschaos bei mir ausgelöst hat. Liam und ich heben uns das für New York auf. Er und Zayn begleiten mich ja erstmal für zwei Wochen, ehe sie wieder zurückfliegen und uns der wirkliche Abschied somit noch bevorsteht.
"Können wir dann endlich los?". - "Da will jemand aber unbedingt seinen Lover wiedersehen", scherzt Zayn und bekommt als Antwort meinen Mittelfinger zu sehen. Der soll mal nicht so tun. 

Als wir in Amerika landen, ist es dort bereits später Abend. Der Flug hat sich unnormal lang angefühlt und während Liam und Zayn die meiste Zeit geschlafen haben, konnte ich mich vor Aufregung nicht mal wirklich auf einen Film konzentrieren. Meine Gedanken kreisen ununterbrochen um Harry und meine Finger kribbeln schon alleine davon, dass ich an ihn denke.
"Wo holt Harry uns denn ab?", möchte Liam wissen und hält nach seinem Koffer Ausschau. Mir dauert das alles hier viel zu lange. Warum kann das blöde Band nicht schneller fahren?
"Louis!".
Erschrocken zucke ich zusammen und gebe ein "Hm?" von mir, während meine Augen weiterhin das Band beobachten.
"Wo genau Harry uns abholt". Ich zucke mit den Schultern und entdecke den Koffer von Zayn. Endlich.
"Er sagte, er findet uns schon".
"Wie will er das denn machen?".
Ich antworte meinem besten Freund nicht, sondern hieve Zayns Koffer vom Band, ehe ich auch einen meiner Koffer entdecke. "Liebe, Liam. Liebe findet sich" - "Ich kotze gleich, Malik", brummt Liam, ehe auch sein Koffer ankommt und mein zweiter Koffer ebenfalls in mein Sichtfeld gerät.

Je näher wir dem Ausgang kommen, desto ungeduldiger und hibbeliger werde ich. Habe ich mich schon jemals so sehr gefreut meinen Freund wiederzusehen? Ich kann mich nicht erinnern.
"Okay, also am besten rufen wir ihn gleich einfach an", bestimmt mein bester Freund, während wir durch den grünen Sicherheitsausgang gehen und meine Augen wild durch die Gegend schauen. 
Und dann entdecke ich ein grünes Paar Augen. Es sticht aus der Menschenmenge hervor, fokussiert mich und bringt mein Herz zum rasen. Grübchen bilden sich auf diesem makellosen Gesicht und augenblicklich kann mich nichts mehr halten.
Ich lasse meine Koffer einfach stehen, vernehme von Zayn ein "Ich glaube das ist nicht nötig" und renne wie von der Tarantel gestochen in die Richtung meines geliebten Lockenkopfes, welcher die Arme bereits ausgebreitet hat und nur auf mich wartet.
Mir ist vollkommen egal, was die Leute von mir denken, als ich Harry in die Arme springe, meine Beine fest um ihn schlinge und mein Gesicht tief in seine Halsbeuge drücke.
"Endlich", kommt es hauchend aus Harrys Mund, seine Arme fest um mich geschlungen, mein Herz kurz davor zu versagen. Ich löse mein Gesicht, begegne erneut diesen wundervollen Augen. 
"Du hast mir gefehlt", gestehe ich, kann dann aber keine Sekunde mehr warten und küsse meinen Freund.
Zufrieden seufzt dieser auf, seine Arme um mich werden erneut fester und er erwidert den Kuss voller Liebe.
Scheiß, ich bin vollkommen verloren. Dieser Mann hat mich komplett in der Hand - womit ich allerdings wundervoll leben kann.
"Und natürlich interessiert sich für uns mal wieder niemand."
Schmunzelnd unterbrechen Harry und ich unseren Kuss, neigen unsere Köpfe und schauen in das Gesicht von Zayn. "Deine Koffer habe ich gerne hinter dir hinterhergetragen".

Zayn und Liam werden die zwei Wochen in der Wohnung von Akio und Aubrey wohnen. Die Freunde von Harry sind zurzeit bei Aubreys Eltern am anderen Ende Amerikas und haben sich bereiterklärt ihre Wohnung herzugeben, weshalb Harry einen kleinen Umweg nach Harlem macht und meinen besten Freund und Zayn dort abliefert.
Da es nun mittlerweile wirklich spät ist, fällt die Verabschiedung kurz aus. Die Koffer werden aus dem Auto geladen, Harry überreicht Liam den Schlüssel und wir verabreden uns für den nächsten Tag zum späten Frühstück.
Eine Umarmung folgt und dann befinden Harry und ich uns schon wieder auf den Weg in unsere Wohnung.
Unsere Wohnung.
Ich möchte vor Glück tanzen. Oder einen Regenbogen kotzen. Oder beides gleichzeitig.
Immer wieder schiele ich während der Fahrt zu meinem Freund, bekomme das Grinsen einfach nicht aus dem Gesicht und zerquetsche sicherlich seine Hand, in die ich mich kralle, während er den Wagen gekonnt durch die New Yorker Nacht lenkt.
Und dann kommen wir endlich an.
Harry parkt Gemmas Wagen ein wenig weiter entfernt und hilft mir anschließend bei meinem Gepäck. Mühselig schaffen wir es unter das Dach, öffnen die Wohnung und lassen die Tür mit einem sanften Knall ins Schloss fallen.
Kaum ist die Tür zu, drehe ich mich zu meinem Lockenkopf, schmeiße mich erneut in seine Arme und übersähe sein Gesicht mit unzähligen Küssen.
Ich bin endlich hier.

"Willkommen zu Hause, Love".

Amor manet.Where stories live. Discover now