Und sie bereut es keine Sekunde.

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Der Abend ist wirklich harmonisch und ich schaffe es, meine Unsicherheit wenigstens ein bisschen abzulegen. Man merkt die Harmonie zwischen den Freunden, merkt, dass sie sich alle ziemlich gut kennen. Irgendwann, als Harry gerade ein Gespräch mit Cameron führt, beugt sich Aubrey zu mir. Ich neige meinen Kopf, sehe sie fragend an. "Möchtest du vielleicht einen Kaffee? Harry meinte, dass du nach dem Essen gerne einen Kaffee trinkst."
Ich nicke, bin erstaunt über diese Gastfreundschaft und folge ihr dann hinter die Bar, wo ein Vollautomat steht.
Während Aubrey Milchschaum aufbereitet, lasse ich meinen Blick über die vielen Gläser gleiten und als sie mir dann eine Tasse reicht, bedanke ich mich mit einem Lächeln bei ihr.
"Weißt du", beginnt sie, ebenfalls eine Tasse in der Hand und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Arbeitsfläche. "Damals, als ich Akio kennengelernt habe, habe ich noch in Texas gewohnt."
Sie nimmt einen Schluck Kaffee, sieht dann zu Akio, der lachend den Kopf in den Nacken wirft, weil Niall anscheinend irgendetwas lustiges von sich gegeben hat.
"Er war dort für drei Monate. Wir haben uns kennengelernt und sofort ineinander verliebt." Ein sanftes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, als sie an die Zeit zurückdenkt und ich kann nur erahnen, wie sie sich gerade fühlt. "Als er dann allerdings wieder nach New York musste, standen wir vor der Frage, wie es weiter geht. Zwar ist New York im gleichen Land, aber man fliegt trotzdem zwischen vier und sieben Stunden. Je nachdem, was für einen Flug man erwischt und wie viele Stopps man hat."
Ich ahne, was jetzt kommt.
"Wir haben es versucht. Wir haben uns versprochen, dass wir es schaffen werden und auch wenn wir uns nicht so oft gesehen haben, hat es funktioniert. Natürlich ist es nicht einfach und man muss gut miteinander kommunizieren, damit es keine Missverständnisse gibt. Und man muss seine Eifersucht im Griff haben". Ein Lachen kommt aus ihrem Mund. Sie nimmt erneut einen Schluck aus ihrer Tasse und dreht sich dann wieder komplett zu mir. "Und glaube mir, dass war nicht einfach. Ich bin furchtbar eifersüchtig."
Ich nicke erneut. Auch ich kann ziemlich schnell eifersüchtig werden. Ob Harry diese Eigenschaft auch hat, weiß ich nicht. Irgendwie kann ich es mir bei seinem Selbstbewusstsein nicht vorstellen. Aber jeder Mensch ist eifersüchtig, oder?
Plötzlich ändert sich die Miene von Aubrey und sie kommt einen Schritt näher auf mich zu.
"Wir waren zwei Mal kurz davor uns zu trennen. Die Entfernung und auch sein Job haben es nicht so einfach gemacht. Er war gerade dabei sich einen Ruf aufzubauen, ist viel gereist und dadurch konnten wir uns mehrere Monate nicht sehen.  Glaube mir, dass war keine schöne Zeit."
Ich umfasse meine Tasse fester, als sich wieder ein Lächeln auf ihre Lippen legt. "Aber dann hat Akio das Angebot bekommen, dieses Restaurant zu übernehmen. Er hat hier angefangen zu lernen und der alte Mann, dem es vorher gehört hatte, hat Akio wie einen Sohn behandelt. Vielleicht lag es daran, dass er keine Kinder hatte, aber die Beziehung zwischen Akio und ihm war wirklich eng. Wir haben lange darüber nachgedacht, viel diskutiert und als wir dann beschlossen haben, dass Akio diesen Schritt wagen sollte, habe ich mich dazu entschieden diesen Weg gemeinsam mit ihm zu gehen und bin von Texas nach New York gezogen."
"Und sie bereut es keine Sekunde", erklingt plötzlich die Stimme von Akio, der neben seiner Freundin auftaucht und einen Arm um ihre Schulter legt. Liebevoll lächeln die beiden sich an, küssen sich kurz und schauen dann synchron zu mir.
"Was ich dir damit sagen möchte, Louis, ist, dass man manchmal mutig sein muss und auch wenn es vielleicht nicht immer einfach ist, lohnt es sich am Ende."
Nachdenklich geht mein Blick zu Harry und ich begegne seinen Augen. Er sieht mich lächelnd an und automatisch verziehen sich meine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln.
Als er dann aufsteht und mit dem Kopf zu einer großen Schiebetür nickt, entschuldige ich mich bei Akio und Aubrey und folge meinem Lockenkopf zur Tür.
Er reicht mit meine Jacke und gemeinsam gehen wir auf eine Terrasse, von der man einen guten Ausblick über ganz Harlem hat.
In der Mitte der mit Holz verkleideten Terrasse steht eine große Feuerschale. Irgendjemand muss diese entzündet haben, denn das Feuer brennt auf Hochtouren und strahlt eine wohlige Wärme aus.
Harry zieht mich an der Hand zu einigen Loungemöbeln, die im Halbkreis um die Feuerstelle herumstehen. Er nimmt meine Hand und zieht mich dann auf ein kleines Sofa, zieht mich eng an sich und schenkt mir erneut dieses wundervolle Lächeln, welches meinen Bauch kribbeln lässt.
"Worüber habt ihr gesprochen?".
Ich schaue auf das Feuer, beobachte, wie die Flammen das Holz verschlingen.
"Aubrey hat mir erzählt, wie es damals bei ihr und Akio war."
Harry nickt wissend, verstärkt den Druck um meine Hand. "Ich kannte Akio damals schon. Er war schon immer ein gutgelaunter Mann, aber als Aubrey hier nach New York kam, konnte man das Glück der beiden mit bloßen Händen spüren."
Ich wende meinen Blick vom Feuer ab und sehe wieder zu Harry. Unsere Blicke treffen sich und als er seine Hand auf meine Wange legt, schwebe ich auf Wolke Sieben.
Vielleicht liegt es an der Atmosphäre des Feuers, vielleicht an dem bisschen Wein, welchen wir getrunken haben, aber als wir uns langsam nähern, scheint das Feuer auf meinen Körper überzugehen.
Der Kuss ist nicht lang, dafür aber umso schöner.
Als Harrys Lippen meine wieder verlassen, kann ich nicht aufhören zu grinsen.
Ich bin ein verliebter Trottel, aber das ist mir sowas von egal.
"Danke das du heute mit hier bist. Es bedeutet mit viel, dass du meine Freunde kennenlernst."
"Sie sind wirklich nett." Und das ist nicht nur so daher gesagt. Ich mag sie wirklich. Meine Bedenken waren vollkommen fehl am Platz.
"Und sie mögen dich auch".
Irritiert sehe ich ihn an und als Harry meinen Blick sieht, muss er schmunzeln.
"Wenn sie dich nicht mögen würden, würden sie jetzt nicht alle hinter der Schiebetür stehen und uns beobachten."
Erschrocken reiße ich meinen Kopf herum und tatsächlich. Gemma, Niall, Akio, Aubrey und Cameron stehen hinter der Glasscheibe und schauen zu Harry und mir.
Als Niall meinen Blick trifft, hebt er sein Weinglas und prostet mir einmal zu.
Mit roten Wangen schaue ich beschämt zurück zu Harry, welcher allerdings nur dümmlich vor sich hin grinst, dabei aber einfach wundervoll aussieht.
"Danke das du hier bist", haucht er, zieht mich erneut an sich und küsst mich.

"Genug geknutscht, Kinners. Zeit für Marshmallows!".
Eine Tüte wird zwischen uns geworfen und Harry und ich lösen uns voneinander. Grinsend steht Niall neben dem Feuer, reicht uns Holzstöcke und spießt dann selbst einen Marshmallow auf.
"Knutschen könnt ihr auch nachher noch."

Amor manet.Where stories live. Discover now