Heiße Schokolade

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"Ich bin verliebt."

Harry starrt mich an, sieht mich an, als wenn ich nicht alle Tassen im Schrank habe.
Dann lacht er. Er lacht und schüttelt seinen Kopf.
"Hörst du dir mal zu, Louis?".
Er fährt sich mit der Hand durch die Haare, schüttelt dann seinen Kopf und begegnet wieder meinem wachsamen Blick.
"Bis heute morgen hast du noch geglaubt, dass du mich vergessen kannst. Bis heute morgen warst du noch verdammt überzeugt von deiner Idee und dann, dann sehen wir uns und auf einmal stellst du fest, dass ich dir doch nicht egal bin? Das du doch noch Gefühle für mich hast und das alles ein verdammter Fehler war? Auf einmal?".
Gut, wenn Harry das so sagt, dann klingt das wirklich absurd. Aber so ist es eben. Er hat Recht. Ich war wirklich von meinem Plan überzeugt, doch als er dann vor mir stand, da...scheiße, da habe ich erst gemerkt, wie sehr er mir fehlt. Wie stark meine Gefühle für ihn sind.
"Ich bin nicht dein Spielball, Louis. Ich habe auch Gefühle."
Ich trete einen Schritt näher an ihn heran, will seine Hände nehmen, aber Harry weicht mir aus.
"Ich weiß wie das klingt, aber... ich... Harry, ich meine das Ernst. Ich habe mir eingeredet, dass ich dich vergessen kann, dass es klappt, aber als du dann vorhin vor mir standst ich kann dich nicht vergessen. Niemals."
Mein Lockenkopf verdreht seine Augen. "Das fällt dir verdammt früh ein".
Er ist wirklich verletzt. Am liebsten möchte ich mir in den Hintern treten. Ich bin ein Idiot.
"Harry, ich...bitte...was...was kann ich tun?", möchte ich wissen, sehe ihn flehend an und merke, wie mein Herz schwer in meiner Brust wird.
Alles in mir schreit nach diesem Mann.
"Ich...", Harry bricht ab, schüttelt seinen Kopf. "Ich werde zurück in das Hotel gehen".
Er wendet sich zum gehen, doch schnell eile ich zu ihm, greife seine Hand.
"Bitte, Harry. Ich habe einmal den Fehler gemacht und habe dich gehen lassen. Ich möchte diesen Fehler nicht ein zweites Mal begehen."
Ich merke, wie sich die Trauer in mir wieder aufbaut. Merke, wie sich erneut Tränen in meinen Augen sammeln.
"Ich bin ein Idiot. Ein komplettes Arschloch, ein Feigling und noch so vieles mehr, aber Eines weiß ich. Ich will dich nicht noch einmal verlieren."
Er senkt seinen Blick, einen weiteren Schritt trete ich auf ihn zu.
"Vielleicht hat es dieses halbe Jahr gebraucht und vielleicht hat es dieses Treffen hier gebraucht, damit mir die Augen geöffnet werden. Ja, ich habe gedacht, dass ich mit meinem Handeln alles richtig mache, aber als ich dich heute gesehen habe, da..._ - mir ist binnen weniger Sekunden klar geworden, dass ich vor sechs Monaten einen verdammten Fehler gemacht habe. Ich hätte dich niemals gehen lassen sollen, hätte dich niemals ignorieren dürfen."
Wieso war ich nur so ein Vollpfosten?

Bitter lacht Harry auf, sieht auf unsere Hände herab.
"Und jetzt? Was erwartest du? Dass alles so wird wie in New York? Das wir hier eine schöne Zeit haben und dann? Wenn du zurück in London bist, stellst du wieder fest, dass es nicht klappen wird und ignorierst mich erneut?".
Ich beiße mir auf die Unterlippe, umklammere die Hand von ihm fester und versuche die Tränen in meinen Augen zu ignorieren.
"Ich bin noch immer der Überzeugung, dass eine Fernbeziehung scheitern wird. Ich glaube noch immer, dass sowas nicht funktionieren kann, aber...ich...ich muss das in Kauf nehmen. Muss es versuchen, denn ich will dich nicht noch einmal verlieren."
Harry schluckt, sein Blick ändert sich.
"Ich werde vermutlich an Sehnsucht sterben, aber ich will dich an meiner Seite, Harry. Dich und niemand anderen. Und wenn ich dafür eine Fernbeziehung führen muss, dann werde ich das in Kauf nehmen. Aber ich kann und werde dich nicht noch einmal gehen lassen."
Mein Herz klopft viel zu schnell in meiner Brust.
Meine Finger kribbeln und am liebsten würde ich mich jetzt einfach in seine Arme schmeißen.
Der Lockenkopf sieht sich um, scheint zu überlegen und nickt dann.
"Lass uns einen Kaffee trinken. Wir müssen uns aufwärmen".
Überrascht heben sich meine Augenbrauen, als Harry unsere Hände voneinander entfernt und die Straße ansteuert.
Eilig gehe ich ihm nach, überlege fieberhaft, ob das jetzt gut oder schlecht ist.

Wir kommen in einem Café an. Schnell finden wir einen Platz und während Harry die Bestellung in einem perfekten Französisch aufgibt, kann ich ihn einfach nur verträumt anschauen.
Ich habe keine Ahnung was er bestellt hat, aber es wird mir schon schmecken.

Wir schweigen solange, bis die Kellnerin unsere Bestellung an den Tisch bringt. Lächelnd schaue ich auf die dampfende, heiße Schokolade mit Sahne und einer kleinen Auswahl an Maccarones. Ich liebe die mit Pistazie, was Harry aber unmöglich wissen kann.
Die Kellnerin verschwindet wieder und nervös umklammere ich meine Tasse.
"Glaube mir, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte - ich würde es. Ich würde komplett anders reagieren."
Harry nimmt einen Schluck von seinem Kakao, mustert mich und bleibt stumm.
"Ich habe jeden Tag an dich gedacht. Jeden verdammten Tag", gestehe ich und merke einmal mehr, wie dumm ich bin. Wenn ich jeden Tag an ihn denken muss, warum zum Geier denke ich dann, dass ich über ihn hinweg bin? Das bin ich bei Weitem nicht!
Es bleibt still.
Eine ganze Weile und als ich gerade den letzten Schluck meines Getränkes nehme, räuspert sich Harry und sieht mir in die Augen.
"Du musst mir beweisen, dass du es Ernst meinst, Louis."

Amor manet.Where stories live. Discover now