Schlaf gut, Louis.

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Als ich am Abend auf den Weg in das Restaurant bin, zittern mir meine Knie.
Ich bin verdammt aufgeregt und immer wieder höre ich Harrys Worte in meinem Kopf.
Seine Gefühle ändern sich nicht so schnell. Heißt das, dass ich Hoffnung haben kann?
Dass er vielleicht doch noch etwas für mich empfindet?
Vielleicht besteht noch eine Chance.
Vielleicht.

Ich komme an dem Restaurant an und meine Augen werden groß, als ich Harry dort sehe.
Er sieht so unglaublich gut aus. Verboten gut und ich mustere ihn genau, als ich vor ihm stehen bleibe.
Wie kann man nur so unglaublich schön sein?
Wie kann man sich nur so gut kleiden, dass einem der Sabber im Mund zusammenläuft?

"Hi", hauche ich schüchtern, schaffe es endlich ihm ins Gesicht zu schauen und bekomme ein zögerliches Lächeln.
"Hi".
Kurz sehen wir uns an, bis Harry sich dann umdreht und auf die Tür zugeht. Ich folge ihm, eilig, denn Harry hat einen schnellen Gang drauf.
Ich habe im Vorfeld reserviert. Sicher ist sicher und ich habe mir sagen lassen, dass dieses Restaurant immer ausgebucht ist.
Es ist kein Fünf-Sterne-Schuppen, aber es ist verdammt gemütlich und Gigi hat mir versichert, dass das Essen hier einfach fabelhaft ist. Ich glaube ihr, auch wenn man dem dünnen Model nicht zutraut, dass sich Ahnung vom Essen hat. Aber die Blondine kann essen wie eine Maschine. Wenn sie will.
Wir werden an einen Tisch geführt und als der Kellner verschwindet, studieren wir die Karte.
Schnell weiß ich was ich nehme, entscheide mich für die Bandnudeln mit Krabben und sehe dann zu Harry, der ebenfalls seine Karte zugeklappt hat und so aussieht, als wenn er seine Wahl getroffen hat.
Es bleibt still, bis der Kellner erneut kommt und unsere Bestellungen aufnimmt.
Dazu nehmen wir noch Wasser, außerdem eine Flasche Weißwein.
Vielleicht hilft Alkohol ein bisschen, damit die Stimmung lockerer wird.
Ich hoffe es, denn dieses angespannte Schweigen halte ich nicht lange aus.

"Nun," beginnt Harry und räuspert sich einmal. "Wie gefällt dir das Shooting bis jetzt?".
Meine Hände lege ich ineinander, verschränke meine Finger und sehe ihn an.
"Deine Bilder sind wundervoll. Du hast unglaubliches Talent", gestehe ich und meine die Worte Ernst. Es ist unglaublich, wie Harry es schafft die Farben und das Licht in einem einzigen Bild einzufangen. Wie er alles gekonnt in Szene setzt und wirklich alles herausholt.
Ich will mich nicht aus dem Fenster lehnen und auch will ich nicht herumschleimen, aber er ist einer der besten Fotografen, die ich kennengelernt habe.
Als mein Blick erneut den von Harry trifft, lächelt er verlegen und nuschelt ein leises "Danke."
Dann herrscht erst einmal wieder Stille und ich überlege Fieberhaft, was ich sagen kann. Aber mein Kopf scheint wie leergefegt zu sein. Mir will einfach kein belangloses Thema einfallen.
Es bleibt auch weiterhin still, außer ab und an mal einer kurzen Frage und einer ebenso kurzen Antwort. Erst als wir mit dem Essen fertig sind und die zweite Flasche Wein fordern, lockert dieser Abend langsam auf. Was vermutlich am steigenden Alkoholpegel liegt.
Harry und ich führen eine lockere Unterhaltung. Er fragt mich nach Liam und Zayn und ich frage ihn nach Gemma und Niall. Wir tauschen uns aus, was wir in den vergangenen sechs Monaten erlebt haben und es kommt sogar vor, dass einer von uns lachen muss.
Eine wundervolle Wärme breitet sich in mir aus, meine Wangen glühen und ein liebliches Kribbeln geht durch meinen Körper.
Wir nähern uns langsam, kommen uns Stück für Stück auf mentaler Ebene wieder näher.

"Und dann hat Gemma doch tatsächlich ihren Autoschlüssen nach ihm geworfen.", Harry lacht, schüttelt seinen Kopf und schwenkt sein Weinglas in der Hand. "Der Arme musste mit drei Stichen genäht werden".
Meine Augen werden groß und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. "Der arme Niall", gluckse ich, nehme ebenfalls mein Glas in die Hand und trinke einen großen Schluck.
"Aber das ist Nichts, im Vergleich zu Liam."
Schmunzelnd denke ich an diesen einen Vorfall zurück.
"Ich glaube die Beiden waren noch nicht lange zusammen. Zayn musste irgendwo hin, keine Ahnung mehr was das für ein Termin war, aber Liam war fest davon überzeugt, dass Zayn ihn dort betrügen würde. Er hat ihn im Lager der Bar eingesperrt, sich gleich mit." Grinsend verdrehe ich meine Augen. "Was Liam da nicht wusste war, dass man das Lager nur von Außen öffnen kann. Die Tür spinnt. Jedenfalls musste ich die Beiden dann befreien und glaube mir, wie ich sie vorgefunden habe - ich habe noch immer ein Trauma deswegen".
Nun ist es Harry der laut los lacht, während ich die Bilder von einem nackten Liam und einem nackten Zayn zwischen Bierfässern versuche zu verdrängen.
Unsere Blicke treffen sich.
Harrys Wangen sind ebenfalls rot vom Wein, seine Augen Strahlen und seine Lippen ziert ein belustigtes Lächeln. Ich versinke in dem atemberaubenden Grün, vergesse die Welt um mich herum und stelle fest, dass Harrys Lachen der schönste Klang ist, den es auf der Welt gibt.
Während wir uns weiterhin in die Augen schauen, trinken wir unsere Gläser aus. Anschließend ordere ich die Rechnung, zahle für uns, ohne das Harry und ich uns wirklich aus den Augen lassen.
Erst vor der Tür legt sich eine andere Stimmung über uns.
Die euphorische Laune ist vorbei, die belanglose Stimmung ebenfalls. Kaum merklich legt sich ein drückender Schleier um uns und keiner weiß, was wir jetzt sagen sollen.
Ich räuspere mich, während wir uns auf den Weg zu Harrys Hotel machen. Es ist selbstverständlich, dass ich ihn dorthin bringe. Immerhin habe ich ihn eingeladen, also bringe ich ihn auch nach Hause, auch wenn es zu Fuß ist.
Immer wieder schiele ich auf seine Hand, wage mich aber nicht danach zu greifen. Nur zu gerne würde ich jetzt Hand in Hand diesen Weg entlang schlendern, aber ich habe Angst, dass ich das was wir jetzt haben wieder zerstöre. Alles ist wackelig und ich will nicht zu voreilig handeln.
Vor dem Hotel bleiben wir stehen, erneut legt sich dieses drückende Gefühl über uns.
"Danke für den Abend", höre ich den Lockenkopf leise sagen, seine Hände in seinen Jackentaschen.
"Ich danke dir, dass du mitgekommen bist.". Immerhin hätte er ja auch absagen können.
Wieder treffen sich unsere Blicke, wieder kehrt die Stille ein.
Wie gerne ich ihn jetzt einfach küssen würde. Nur kurz, ein winzig, kleiner Kuss.
"Dann...dann sehen wir uns Morgen", haucht Harry, kommt einen Schritt auf mich zu und verursacht durch diese kleine Geste, dass mein Herz deutlich schneller schlägt.
"Ich freue mich darauf". Meine Stimme ist zum zerreißen dünn und als Harry seinen Blick nicht von mir abwendet, stelle ich mich auf die Zehenspitzen und hauche ihm einen Kuss auf die Wange.
Sofort brennen meine Lippen, mein Körper elektrisiert, doch ich reiße mich zusammen.
Es ist schwer, aber als ich vorsichtig zu ihm schaue, erkenne ich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.
"Schlaf gut, Louis".

Amor manet.Where stories live. Discover now