Aber gegen Gedanken kann man einfach nichts machen.

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Der nächste Tag kommt für meinen Geschmack viel zu schnell. Zwar habe ich Harry versprochen, dass ich seine Freunde kennenlernen möchte, doch je näher dieses Ereignis rückt, desto nervöser und unruhiger werde ich.
Wir sind eben erst aufgestanden. Harry ist noch im Bad und ich bereite den Kaffee zu. Wir haben noch sechs Stunden, bis wir bei Harrys Freund sein müssen und am liebsten würde ich jetzt schon Reißaus machen.
Meine Hände krallen sich in die Kante der Arbeitsplatte, als ich meinen Kopf hängen lasse und meine wirren Gedanken so verdammt laut sind.
Was ist, wenn ich nicht weiß worüber ich mit ihnen reden soll?
Was ist, wenn sie mich nicht mögen?
Wenn sie mich richtig doof finden, oder gar meinen, dass Harry und ich nicht zusammenpassen?
Was ist, wenn sie Harry sagen, er solle mich lieber nicht treffen? Wenn sie gegen uns sind und auf Harry einreden?
Ist Harry der Typ Mensch, der sich davon beeinflussen lässt?
Vermutlich nicht. Zumindest kann ich es mir nicht vorstellen. Harry ist eher derjenige, der macht was er will und sich von niemanden aufhalten lässt. Aber wie sieht es mit seinen Freunden aus? Was ist, wenn Harry zwar dieser Mensch ist, aber dann doch auf die Meinung seiner engsten Freunde hört?
Will er mich dann nicht mehr sehen? Sind damit alle Chancen vertan? Unsere Zukunft mit nur diesem einen Treffen über den Haufen geworfen? Gibt es überhaupt eine Zukunft?

ARGH!

Ich möchte schreien und meinen Kopf gegen die Wand schlagen.
Meine Gedanken treiben mich in den Wahnsinn und sie werden immer lauter.

"Louis".
Erschrocken zucke ich zusammen, drehe mich panisch um und schaue dann in das Gesicht meines Lockenkopfes. Mein Herz rast wie verrückt, aber ausnahmsweise mal nicht, weil ich Harrys sehe, sondern weil ich mich wirklich ziemlich erschrocken habe. Ich war so in meinem Kopf gefangen, dass ich ihn nicht mitbekommen habe.
"Wo warst du gerade mit deinen Gedanken?", möchte Harry wissen, schlingt dabei von hinten seine Arme um mich und für einen kurzen Moment sind all meine Gedanken verschwunden. Die kleine Geste scheint meine Welt sofort wieder in Ordnung zu bringen.
"Ich habe drei Mal deinen Namen gesagt", höre ich ihn leise sagen, dann legt er sein Kinn auf meine Schulter und sieht auf die französische Kaffeepresse vor mir.
Drei Mal?
Ich war wirklich komplett vertieft.
Ich entscheide mich dazu, ehrlich zu Harry zu sein. Immerhin möchte ich, dass das zwischen uns funktioniert und da sollte ich nicht damit anfangen, ihn anzulügen.
"Ich habe an das Treffen mit deinen Freunden gedacht", gestehe ich deshalb und senke meinen Blick. "Was ist, wenn sie mich nicht mögen?".
Harry dreht mich in seinen Armen um, legt seine Hände auf meine Wangen und sieht mir in die Augen. Die Welt steht still und meine Gedanken kommen mir von jetzt auf gleich vollkommen dämlich vor.
"Also Erstens, sie werden dich mögen, Louis. Wie kann man dich denn bitte nicht mögen?".
Auch wenn Harrys Worte mein Herz erwärmen, bin ich nicht ganz davon überzeugt, weswegen ich mit meinen Schultern zucke.
"Und Zweitens, selbst wenn sie dich nicht mögen sollten, was ich mir bei aller Liebe nicht vorstellen kann, dann ist das eben so. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich dich mag. Sehr mag, okay? Ich lasse mir von niemanden in meine Gefühle reinreden. Selbst von meinen besten Freunden nicht."
Das sagt er jetzt, aber ob es dann auch wirklich so passiert?
Was ist, wenn es wirklich klappt mit uns. Wenn das hier alles wirklich Zukunft hat und wir vielleicht sogar eines Tages heiraten werden. Wir können dann doch kaum Harrys Freunde ausladen.
Oh Gott, ich denke wirklich viel zu weit und vollkommen absurd. Das merke ich selbst.
"Mach dir einfach nicht so viele Gedanken, okay? Du wirst sehen, dass der Abend einfach schön wird."
Ich nicke, wobei ich noch immer unsicher bin. Aber es bringt ja nichts. Ich muss diesen Abend einfach irgendwie hinter mich bringen und einfach hoffen, dass ich mit seinen Freunden klar komme.
Harry küsst meine Nasenspitze und unweigerlich erscheint ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen.
Seine Gesten sind einfach zu niedlich und schaffen es, mich abzulenken.
"Wir werden jetzt frühstücken und dann gehen wir für Akio ein Geschenk kaufen. Wenn wir dann noch Zeit haben, würde ich dir gerne ein paar Dinge hier in New York zeigen, bist du einverstanden?".
Und natürlich stimme ich zu.
Wir könnte ich auch nicht bei diesem Blick, den er mir zuwirft.
Seine Augen strahlen und ziehen mich in seinen Bann. Als er sich dann vorbeugt und mir einen Kuss auf meine Wange gibt, ist alles irgendwie gar nicht mehr so schlimm und wer weiß, vielleicht verstehe ich mich mit seinen Freunden ja doch. Und zur Not habe ich noch immer Gemma und Niall und mit denen komme ich klar.
Ich muss jetzt einfach meinen Kopf abschalten und diesen kompletten Tag genießen.
Es bringt ja nichts, wenn ich mir das alles von Anfang an schlecht rede.

Aber gegen Gedanken kann man einfach nichts machen.

Amor manet.Where stories live. Discover now