Ich bin nie eifersüchtig.

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Um 18.00 Uhr bei mir. Bring Burger mit. Eine Ausrede lasse ich nicht durchgehen.

Genervt schließe ich meinen Bildschirm und schaue auf den Stapel Arbeit vor mir. Liam weiß ganz genau, dass ich Momentan viel zu tun habe.
Kurz ziehe ich in Erwägung, ihm tatsächlich zu schreiben, dass ich nicht kommen werde, verwerfe diesen Gedanken allerdings schnell wieder. Ich kenne meinen besten Freund. Wenn ich nicht bei ihm erscheine, wird er spätestens eine Stunde später bei mir auftauchen und erst dann gehen, wenn er der Meinung ist, dass es Zeit wird. Und das kann bei Liam verdammt lange dauern. Dann gehe ich doch lieber zu ihm, dann kann ich wenigstens abhauen wann ich will.
Erneut schaue ich auf mein Handy und seufze leise.
Aus Harry und meinem Telefonat ist leider nichts geworden. Irgendetwas am Set ist schiefgelaufen und jetzt hat mein geliebter Lockenkopf keine Pause und somit keine Zeit mit mir zu telefonieren. Später sitzt er dann schon im Flieger zurück Richtung New York, womit die Option, einfach später mit ihm zu reden, ebenfalls ins Wasser fällt.
Dann kann ich auch genauso gut zu Liam fahren.

Pünktlich um 18.00 Uhr klingele ich, mit einer Tüte voller Burger und Fritten in der Hand, bei meinem besten Freund. Es dauert und als ich erneut klingele, öffnet sich dann endlich die Tür und Liam steht nur in Jogginghose und nassen Haaren vor mir.
Deshalb hat das so lange gedauert.
"Du bist meine Rettung", lacht mein bester Freund, nimmt mir die Tüte aus der Hand und geht ins Wohnzimmer, wo er sich auf das Sofa fallen lässt und beginnt den Inhalt der Tüte auszupacken.
Ich folge ihm, setze mich ihm gegenüber und beobachte ihn, wie er breit grinsend und glücklich in den vor Fett triefenden Burger beißt.
Gerade, als ich mich über den Tisch beuge und mir eine Box mit Pommes nehmen will, geht die Badezimmertür auf und Zayn erscheint in meinem Blickfeld.
"Scheiße, Zayn!". Entsetzt schlage ich meine Hände vor die Augen.
"Hi Louis". - "Du...warum bitte rennst du nackt durch die Wohnung?", will ich wissen, noch immer mit den Händen vor den Augen, denn ich will Zayn wirklich nicht nackt sehen. Nicht, dass er nicht ansehnlich wäre, nein. Zayn ist ein wirklich attraktiver Mann, aber - verdammt nein. Ich will Zayn einfach nicht nackt sehen.
"Bedank dich bei deinem besten Freund". Ein Lachen erklingt und dann höre ich die Schlafzimmertür.
Vorsichtig schiele ich durch meine Hände und als ich erkenne, dass Zayn dort nicht mehr steht, lasse ich sie sinken und sehe verstört zu Liam, welcher allerdings noch immer ein breites Grinsen im Gesicht hat und genüsslich auf seinem Burger kaut.
"Er hatte keine Klamotten mit im Bad", erklärt er mir mit vollem Mund und schiebt ein paar Pommes hinterher. "Und warum hatte er dann kein Handtuch um?".
Erneut erscheint Zayn in meinem Blickfeld, dieses Mal allerdings angezogen. Er stellt sich hinter Liam, legt seine Hände auf dessen Schultern und sieht mich amüsiert an.
"Weil keines mehr im Badezimmer war". - "Was?" - "Ich hatte nur eins und das habe ich nach dem Duschen direkt in die Waschmaschine gestopft", kommentiert Liam und abermals frage ich mich, was so falsch bei ihm ist. Welcher Mensch hat denn bitte nur ein Handtuch im Badezimmer?
"Er war so gütig und hat uns damit abgetrocknet, doch dann hat er es in die Waschmaschine gestopft und mich nackt und alleine im Badezimmer zurück gelassen".
Zayn zieht einen Schmollmund. Liam neigt seinen Kopf in den Nacken, sieht zu seinem Freund auf und spitzt seine Lippen. Schmunzelnd verdreht der Schwarzhaarige seine Augen, beugt sich dann herunter und gibt seinem Freund einen Kuss.
"Ich konnte ja nicht ahnen, dass Louis pünktlich ist und ich wollte deinen nackten Anblick noch ein wenig genießen".
"Ich bin immer pünktlich!".
Also wirklich, dass sollte er doch nach all den Jahren wissen.

Als Zayn sich für die Arbeit fertig macht, beginne auch ich zu essen und als der Schwarzhaarige sich dann von uns verabschiedet und zur Tür herauseilt, Liam ihm dabei schon fast sabbernd hinterher schaut, verdrehe ich nur wieder meine Augen. Insgeheim beneide ich die beiden allerdings. Sie sind nach all den Jahren noch immer so verliebt ineinander, ziehe sich immer noch so sehr an und werden nicht müde voneinander. Und sie können sich jeden Tag sehen.
"Okay, wir machen heute einen Männerabend", erklingt da plötzlich seine Stimme und bringt mich zum lachen. "Wieder anwesend, Loverboy?". Als Antwort bekomme ich nur ein Schmunzeln und Liam vertilgt den Rest seines Burgers.
Wir unterhalten uns über des gestrigen Tag, wobei ich den Namen von Gigi verschweige, denn sie ist das rote Tuch für Liam. Sie hat ihm zwar nie etwas getan, stand ihm nie im Weg, aber da sie vor ihm etwas mit Zayn hatte, ja auch noch, als das mit Liam langsam anfing und noch nicht klar war, worauf das hinausläuft, kann Liam das Model nicht leiden. Einfach nur aus Protest.
Ich erzähle ihm, wie es bei der Polizei war und wie ich spät am Abend erst nach hause gekommen bin.
Dann entsteht eine kurze Stille, in der Liam den Fernseher anschaltet und wir irgendeinen Film laufen lassen, der gerade zufällig läuft.
Mein bester Freund bringt die leeren Behälter des Essens in den Müll und kommt dann mit zwei Bier wieder, reicht mir eins und prostet mir zu.
"Und? Wie läuft es mit Harry?", will er dann wissen und entlockt mir ein leises Seufzen.
"Er war gestern auf einer Party" - "Aha?" - "Mit vielen Models in einem Strandhaus".
Skeptisch zieht Liam eine Augenbraue in die Höhe und mustert mich. "Wir haben kurz telefoniert. Er meinte, er will Kontakte knöpfen".
Bei dem Gedanken an meinen Freund auf einer Party mit vielen, hübschen Menschen zieht sich mein Magen erneut zusammen.
"Das ist doch gut". - "Hm".
Mein Bier scheint sehr interessant zu sein. Ich mustere das Etikett und meide Liams stechenden Blick.
"Du weißt aber schon, dass deine Eifersucht absolut unnötig ist?".
Ich verdrehe meine Augen. "Ich bin nicht eifersüchtig". Liam lacht auf. "Ja klar und ich bin absolut Hetero".
Mein bester Freund beugt sich etwas weiter vor, sieht mich erneut mit einem stechenden Blick an, dem ich nicht weiter ausweichen kann.
"Louis, Harry ist verrückt nach dir. Er liebt dich. Du glaubst doch nicht wirklich, dass er sich auf einer Party abschleppen lässt, wenn er dich hat."
Natürlich weiß ich das. Trotzdem - .
Auf meiner Lippe nagend sehe ich Liam an. "Wie...wie gehst du mit deiner Eifersucht um?", möchte ich wissen und versuche erneut diese Enge in meiner Brust zu unterdrücken.
Aber es ist eben nicht einfach, wenn dein Freund so verdammt gut aussieht und am anderen Ende der Welt ist.
"Ich bin nie eifersüchtig".
Nun bin ich es, der laut auflacht und ertappt muss auch Liam kurz darauf grinsen. "Gut, vielleicht ab und an mal."
Ab und an - ist klar.
"Ich lasse meine Eifersucht raus. Ich schreie Zayn an, er schreit mich an und dann haben wir unglaublichen Sex und alles ist wieder gut. Aber... naja, dass würde ich dir nicht empfehlen. Ihr seid zu weit voneinander entfernt um euch anzuschreien und euch anschließend die Seele aus dem Leib zu vögeln".
Krampfhaft schaue ich auf mein Bier.
"Louis, du musst nicht eifersüchtig sein. Wirklich nicht. Harry scheint nicht der Typ zu sein, der Mehrgleisig fährt. Außerdem ist er verrückt nach dir und ich weiß zufällig von Niall, dass er schon ungeduldig die Tage zählt, bis ihr euch wieder seht."
"Stunden. Er zählt die Stunden".
Ein Lächeln erscheint auf meinen Lippen, als ich an unser Telefonat denke.
"Siehst du? Und sowas würde er nicht machen, wenn du einfach nur irgendein Typ für ihn wärst."

Amor manet.Where stories live. Discover now