Kapitel 1

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POV Kai

Tränenüberströmt lies ich mein Handy in den Fußraum meines Autos fallen, was ich gerade auf dem Parkplatz des Trainingsgeländes geparkt hatte. Ich stand unter Schock und mir schwirrten nur noch die Worte „es ist besser so" und „es tut mir leid" durch den Kopf herum, was mich zum schluchzen brachte. Total benebelt von dem jetzigen Ereignis zog ich mich langsam aus dem Auto, wo mich die frische Sommerluft empfing. Meine Tränen rannen meine Wangen hinunter, bis ich sie schließlich wegwischte. „Reiß dich zusammen Havertz", sagte ich zu mir selbst und nahm meine Sporttasche aus dem Kofferraum. Ein Blick in den Spiegel in der Eingangshalle des Dortmunder Trainingsplatzes zeigte mir meine rot verquollenen Augen. „Na toll, hoffentlich sind die anderen mehr mit sich selbst beschäftigt", nuschelte ich. Somit trottete ich lustlos in die Umkleide, wo schon die meisten meiner Teamkollegen am quatschen waren. Ohne irgendein Wort zu verlieren ging ich zu meinem Platz und begann mich umzuziehen, bis mich mein bester Freund Julian Brandt an der Schulter antippte.

„Guten Morgen Kai, hast du schlecht geschlafen? Du hast nichtmal-", begann er zu reden doch stoppte als er meine Augen bemerkte. „Scheiße was ist passiert Kai? Was ist los?", er war besorgt und nahm mein Gesicht sanft in seine warmen und weichen Hände, um mir ein wenig Liebe zu schenken. Ich erinnerte mich an das Gespräch mit meiner Freundin Sophia zurück, wo mir sofort wieder Tränen in die Augen stiegen und ich mich sogar setzen musste. Julian lies seine Fußballschuhe fallen und war sofort an meiner Seite, indem er sich neben mich setzte und mich in die Arme schloss. „Was ist passiert Kai?", flüsterte er, damit nur wir beide es hörten. Ich konnte und wollte einfach noch nicht darüber reden, weshalb ich mit „ist schon okay. Halb so wild" antwortete, was Julian zwar nicht zufrieden stellte, aber das Gespräch vorerst beendete.

Auf dem Trainingsplatz fing ich schon an zu trainieren, bevor das Training überhaupt anfing. Alle anderen aus dem Team hockten auf den Bänken und redeten, bis auf Julian der mir besorgt nachsah. Sophias Worte brachten mich dazu, so hart zu trainieren wie noch nie zuvor, was zu Folge hatte, dass ich zu Beginn des Trainings schon ziemlich verschwitzt und Träge war. Unser Trainer Marco Rose hielt erstmal seine Ansprache und erklärte uns das heutige Training. Dies beinhaltete ein paar Runden um den Platz rennen und anschließend Übungen für das Passen in 2er Teams. Also begannen wir zunächst mit dem Aufwärmen, wo ich schon spürte wie meine Beine brannten und auch mein Hals trocken wurde. Julian sah wieder zu mir. „Kai du siehst total fertig aus. Rede doch mit mir", versuchte er es nochmal, doch ich würdigte ihm keines Blickes. „Kai sonst kann ich dir nicht helfen. Du hast gerade 45 Minuten wie ein Irrer trainiert, das ist auch nicht gut. Denk an deinen Kreislauf", bemühte Julian sich nochmal, bis ich knurrte.

„Kümmer dich um deinen eigenen Kram Julian, lass mich in Ruhe", keifte ich ihn an und beendete somit unser Gespräch. Als Julian enttäuscht weiter nach vorne zu Marco Reus und Mats Hummels rannte, packten mich heftige Schuldgefühle, denn ich hätte Julian nicht so anmotzen dürfen...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt