Kapitel 167

612 36 1
                                    

POV Julian

Ich musste mich setzen. Ließ Kais Hand allerdings nicht los, um ihm Unterstützung zu geben. „Ich werde euch beiden gleich eine kleine Schulung geben, damit ihr wisst, wie ihr Kais Blutzucker messt und ihm Insulinspritzen gebt", „müssen die Spritzen wirklich sein? Kann man das nicht irgendwie anders weg bekommen?", „mit Sport und einer Ernährungsumstellung wären Möglichkeiten, doch dafür ist der Wert zu hoch. Das würde nicht ausreichen. Weg bekommen kann man das während der Schwangerschaft nicht, aber meist geht das nach der Entbindung selbst weg", ich nickte verstehend, blickte zu meinem Ehemann, der unter Schock stand. „Hey Engel, wir bekommen das hin", sprach ich ihm ermutigend zu, strich nebenbei über seine Wange. Damit bekamen wir wenig später gezeigt, wie alles gemacht werden muss, bis ich eine Spritze in die Hand gedrückt bekam. In diese musste ich die richtige Menge Insulin einfüllen und die Stelle zum Einstechen desinfizieren.

„Nein..." wimmerte mir der braunhaarige entgegen, als ich ansetzen wollte. „Schatz ich bin ganz vorsichtig. Ist schon gut, es ist wie eine kleine Impfung", damit nahm er seine Hände wieder von meinen weg und atmete tief ein. Ich wartete, bis er mir das Zeichen gab, dass er bereit war und dann spritzte ich ihm das vorsichtig und langsam. Zu Beginn spannte der größere sich ziemlich an, doch lies zum Ende hin immer lockerer. „Sehr gut. Das müsstet ihr 4 mal am Tag machen. 3 mal tagsüber und 1 mal Nachts, zwischen 22 und 23 Uhr. Hierfür aber in den Oberschenkel, da dann das Langzeitinsulin verabreicht wird", nochmals nickte ich, drückte nebenbei einen kleinen Tupfer auf die Einstichstelle an Kais Hüfte, damit die kleine Blutung stoppte. „Am besten stellen Sie sich einen Wecker, wenn Sie feste Essenszeiten haben. Dann gerät das Messen und Spritzen nicht in Vergessenheit", „ich werde sehr penibel darauf achten. Meinem Bruder sag ich auch Bescheid, dass falls ich mal nicht zu Hause sein sollte", „machen Sie das. Wenn Sie noch irgendwas brauchen sollten, können Sie sich gerne melden", dankend gab ich dem Arzt zum Abschied meine Hand, welche er nahm und daraufhin ging.

Damit wandte ich mich wieder meinem Mann zu. „Hey Schatz. Wie gehts dir?", „besser...ich fühle mich nicht mehr so schlapp...", „das ist sehr gut Schatz. Fühlst du dich bereit, nach Hause zu gehen?", „ich denke schon...", langsam stand der jüngere auf, wobei ich ihn natürlich stützte und ihn dabei beobachtete. Gemeinsam fuhren wir nach Hause, meine Hand lag auf Kais Oberschenkel und seine Hand wiederum auf meiner. „Jule...? Was wenn das Insulin nichts bringt...und das Baby stirbt?", „Hey Engel. Es wird helfen, hörst du? Du fühlst dich doch jetzt schon viel besser", unsicher nickte er, drückte meine Hand ein wenig und legte diese zitternd auf seinen Bauch.

Lächelnd strich ich die kleine Wölbung, dessen Inhalt unser gemeinsames Kind war. „Ich freue mich auf unser 2. Kind Kai", „ich mich auch Jule...nur ich hoffe ich krieg meine Panik in den Griff...sonst löse ich doch eine Frühgeburt aus...", „mach dir nicht so viele Gedanken, wir bekommen das hin. Gemeinsam.", äußerte ich mich, als ich gerade das Auto in unserer Einfahrt parkte...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt