Kapitel 154

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POV Julian

Pfeifend stieg ich aus der Dusche, hatte mir überlegt, mit Kai einen Film zu gucken und ihn mit einem Abendessen zu überraschen. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, zog ich mich an und tapste leise am Schlafzimmer vorbei, um nicht die Aufmerksamkeit meines Mannes zu erregen. Gerade als ich die Zutaten für das Essen aus dem Kühlschrank holen wollte, fiel mir ein Zettel in mein Sichtfeld, weshalb ich diesen nahm. Seufzend packte ich die Zutaten wieder zurück, als ich zu Ende gelesen hatte und fuhr mir durch meine noch relativ nassen Haare. „Dir war das zu viel Kai...du warst noch nicht bereit", äußerte ich mich, gegenüber dem Zettel und wollte den braunhaarigen anrufen.

Doch auch dort hatte der Mann meiner Träume eine Nachricht hinterlassen, welche ich mir ebenfalls anhörte. Doch anders als bei dem Zettel, stockte ich in meinem Tun. Schockiert sah ich Kais Profilbild an, versuchte ihn zurück zu rufen, doch er hob nicht ab. „Kai bitte...komm schon...", immer wieder versuchte ich es, machte mir unglaubliche Sorgen um den Vater meines Sohnes und musste mich sogar schon setzen. Nach etlichen Versuchen, hörte ich, wie das Klingeln aufhörte und wie jemand abhob am anderen Ende der Leitung.

„Schatz? Engel?? Hey, du hast gesagt, du fühlst dich verfolgt. Geht es dir gut? Soll ich dich abholen??", doch ich hörte nur ein schweres atmen. „Schatz...?", fragte ich nochmals unsicher, hoffte einfach, seine Stimme zu hören und gesagt zu bekommen, dass es ihm gut ging. „Oh du suchst deinen Schatz?", „Sölzer?! Was hast du ihm angetan?? Wo ist er??", „er ist bei seinem richtigen Schatz", „du bist doch verrückt. Was hast du mit ihm gemacht?", „sagen wir so...er wollte nicht freiwillig mitkommen", „du hast ihn doch nicht...", ich atmete zittrig aus, verlor Tränen und konnte gerade nicht weiter reden. „Entführt? Das ist ein viel zu hartes Wort...aber im Grunde genommen...ja hab ich", lachte der Entführer. „Ich glaube dir nicht...du hast bestimmt nur sein Handy geklaut...", „dann schau in deine WhatsApp Nachrichten", gesagt, getan, ich öffnete die App und sah auch schon ein Bild, was mir über Kais Kontakt geschickt wurde.

Kaum hatte ich es angesehen, wünschte ich mir, die Nachricht nie geöffnet zu haben. Darauf war tatsächlich mein Ehemann zu sehen, nur in Boxer, blutend und gefesselt. Zudem war er Bewusstlos und voller Erde. „Oh mein Gott...", war das einzige, was ich auf die Schnelle raus bekam, hielt mir meine Hand vor den Mund und lies vor Schreck das Handy fallen. „Du willst ihn wieder oder?", „was muss ich dafür tun?? Ich tue alles...bitte", „er ist unverkäuflich. Ist mein kleines Souvenir und der Hauptpreis für meine Mühe, die ich erbracht habe, um ihn zu bekommen", „wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst!", „was dann? Willst du mich überall suchen gehen? Selbst wenn du mein Versteck finden solltest, wer sagt, dass ich da nicht schon längst mit ihm über die Grenze bin?", bevor ich darauf etwas antworten konnte, hatte Nikolas aufgelegt und ging auch nach mehrmaligen Anrufen nicht mehr dran. „Nein! Kai...! Bitte Kai...", flehte ich weinend, schluchzte in meine Hände und raufte mir meine Haare...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt