Kapitel 177

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POV Kai

Es tat weh. Es tat verdammt weh, Julian hier zu sehen. Zu wissen, dass er mich mit Marco betrogen hatte. Und zu wissen, dass ich deswegen das Leben meines ungeborenen Babys auf Spiel setze. Langsam trank ich die klare Flüssigkeit, welche dieses Mal Alkoholfrei war. „Du, Kai?", „ja...?", „hast du...hast du all das Bier getrunken...?", beschämt nickte ich, spielte mit dem Glas in meiner Hand, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Ist schon gut. Es ist doch meine Schuld...nur...bitte lass das Baby untersuchen. Es könnte Schäden davon getragen haben", rief mein noch Ehemann mir ins Gedächtnis, worauf ich nickte und zustimmte.

„Das mache ich Jule...es tut mir leid...", „ich bin dir nicht böse. Keineswegs", „könntest du...würdest du...mitkommen? Ich meine...du bist ja noch der Papa des kleinen", „wenn du das wirklich willst und auch aushalten kannst, komme ich gerne mit", stimmte der blonde zu, lächelte mich warm an und strich ein wenig meine Hand. Leicht lächelte ich zurück, strich ein wenig meinen Bauch und stand auf. „Wohin gehst du Kai?", „auf...auf Toilette", langsam trottete ich zu den Treppen, hielt nun mein Unterleib und zischte auf. Es drückte extrem und ich könnte schwören, dass meine Schmerzen schlimmer waren, als bei Janniks Geburt. Also schrie ich auf, musste mich am Treppengeländer abstützen und sank langsam auf meine Knie. „Kai??", ertönte die Stimme meines blonden Mannes hinter mir, welcher mich behutsam stützte und eine Hand auf meinen Bauch legte. „Was ist los?", „es...schmerzt...", „wo genau?", zittrig legte ich seine Hand auf mein Unterleib, wo ich das nächste mal aufschrie.

„Hey, was ist denn bei euch los?", meldete sich Jannis zu Wort, der verwirrt zu uns sah. „Jannis...ruf seinen Gynäkologen an! Er soll sofort her kommen!", gab Julian den Befehl, bevor ich in seine Arme sackte. „Hey hey hey, bei mir bleiben Engel", vorsichtig stützte er mich, strich immer wieder meinen Bauch und versuchte mich zu beruhigen. „Er kommt sofort her", kam es wieder von Jannis und damit setzte er sich zu uns, strich meinen Arm. „Was ist denn passiert Engel?", „ich...mein Bauch...es...er...", vor Schmerz brachte ich keinen geraden Satz heraus, stotterte nur vor mich hin, bis ich wieder aufschrie. „Versuch dich zu entspannen. Es kommt gleich ein Arzt", immer weiter lehnte ich mich nach hinten, wurde von dem 26 jährigen gestützt und gestreichelt. „Das wichtigste ist, dass du bei uns bleibst, hörst du?", schwach nickte ich, nahm einfach die Hand von Julian und drückte die. In dem Moment war mir egal, dass ich von ihm betrogen wurde, dass ich total verletzt von ihm war. Doch ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich noch lange durchhalten würde. Dafür waren meine Schmerzen zu stark. Also schloss ich langsam meine Augen, merkte nur noch leicht, wie die Brandt Brüder versuchten, mich wach zu halten. Das klappte tatsächlich ein wenig, denn ich öffnete meine Augen wieder, auch wenn es nur ein kleines Stück war. Die Frage war, wie lange ich brauchen würde, um komplett mein Bewusstsein zu verlieren...

POV Julian

Kai dämmerte immer mehr weg und so langsam konnte ich ihn nicht mehr bei Bewusstsein halten. Ich stützte seinen Kopf, sprach weiter auf ihn ein und fühlte immer wieder seinen Puls. Mein jüngerer Bruder hingegen holte eine Decke und deckte damit seinen Schwager zu, damit dieser nicht unterkühlte. Als ich wieder zu dem braunhaarigen sah, war dieser nicht mehr ansprechbar und etwas blasser. „Wo bleibt dieser verdammte Arzt??", „er ist mit Sicherheit gleich da Julian", versuchte mein Bruder mich zu beruhigen und strich meinen Rücken auf und ab. „Kai werd doch bitte wach...", flehte ich den jüngeren, welcher in meinen Armen lag, an und strich zittrig seine Wange. Tränen liefen mir meine Wangen runter und ich fuhr mir nervös durch meine Haare. Als es endlich klingelte und der Gynäkologe eintrat, als Jannis die Tür öffnete, atmete ich erleichtert auf. „Endlich sind Sie hier", „Ihr Bruder hat mich am Telefon bereits aufgeklärt...würden Sie Ihren Mann vielleicht hinlegen? Dass ich ihn mir ansehen kann", „aber natürlich", nuschelte ich voller Sorge und legte den 23 jährigen vorsichtig auf den Boden, wo der mittlere Brandt mich sanft zu ihm zog und in den Arm nahm. „Das wird wieder Julian", versuchte dieser mir positiv zuzusprechen, während der Arzt den Schwangeren durchcheckte.

Mein Blick blieb die ganze Zeit über auf Kai gerichtet, dem Sensoren auf Brust und Bauch geklebt wurden und ein Pulsmesser angeschlossen wurde. Die Infusion mit Glukose, um seinen Blutzuckerspiegel wieder in den Normalbereich zu bekommen, hielt der Onkel meines Sohnes. Ich hingegen hielt die Hand meines Mannes und betete leise für sein Aufwachen. Einige Minuten später, kam dieser zum Glück wieder zu sich, war allerdings sehr verwirrt nach dem öffnen seiner Augen. „Herr Havertz, schön dass Sie wieder bei uns sind", ertönte die Stimme des Arztes, welche wohl auch der angesprochene identifizierte. „Was...Arzt...hier...?", „er schaut nach dem Baby. Weißt du, was passiert ist?", „nein...", antwortete Kai schwach, schien ziemlich überfordert zu sein. „Ist schon gut. Alles wird gut", „das Baby und Sie hatten verdammtes Glück", „was meinen Sie?", „das war eine drohende Fehlgeburt", schockiert blickte ich den Arzt an und brachte absolut kein Wort heraus.

„Hiermit erteile ich Ihnen höchste Bettruhe. Sie sollten sich wirklich schonen. Ich gebe Ihnen Wehenhemmende Medikamente, damit sollte das bald wieder gut sein. Jetzt gebe ich Ihnen noch Magnesium, das wirkt entspannend auf Ihre Muskulatur", nicht ganz bei sich, nickte der braunhaarige und lies die Spritze über sich ergehen. „Wird es schon besser Schatz?", fragte ich diesen, der mir noch nicht antwortete. Er entspannte sich aufgrund des Magnesiums tatsächlich und sah schon wieder viel besser aus, als noch zuvor. „Ich danke Ihnen Doktor Weber. Danke, dass Sie ihm und den Baby so schnell geholfen haben", „natürlich. Wenn noch etwas sein sollte, geben Sie mir Bescheid", während Jannis den Mann zur Tür brachte, hob ich meinen Ehemann behutsam hoch und trug ihn die Treppen hoch. Anschließend legte ich Kai ins Bett, deckte ihn zu und strich nochmal über seinen Körper. Ich setzte mich auf die andere Bettseite, konnte ihn nach der jetzt passierten Situation nicht alleine lassen...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt