Kapitel 198

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POV Kai

Nico war gefolgt von Jude, die beiden starrten mich erst an, doch dann kamen sie auf mich zu. „Was hast du denn gemacht? Ist alles okay bei dir?", fragte Nico und legte seine Hand auf meine Schulter. „Nein...das Baby...es kommt", „jetzt?", „ja verdammt und jetzt helft mir doch irgendwie", sagte ich verzweifelnd, krümmte mich wieder vor schmerzen und atmete laut aus. „Julian müsste grad gekommen sein, wir rufen am besten einen Krankenwagen, dann helfen wir dir erstmal hier raus", also wartete ich bis Bellingham schnellstmöglich den Notruf verständigt hatte und richtete mich dann langsam auf. „Hey Kai vorsichtig, wir helfen dir", kurz danach lagen meine Arme jeweils um eine der Schultern von den beiden und halfen mir auf. Direkt schrie ich auf und sank in mich zusammen, meine Mitspieler hingegen stützten mich so, dass ich nicht zu Boden sank. Mit schweren Schritten ging ich also mit der Hilfe der beiden zu den Treppen und verzweifelte bei dessen Anblick noch mehr.

„Wir machen Schritt für Schritt, du hast noch keine Wehen und kein Fruchtwasser verloren, das ist gut", „die Treppen sind recht schmal, nur einer kann ihn seitlich stützen. Was ist dir lieber Kai? Der andere von vorne oder von hinten stützen?", „von hinten...", quetschte ich heraus, ehe ich meine erste Wehe hatte. „Okay, wir müssen uns doch beeilen", antwortete der blonde daraufhin und begann, mit mir die Treppen hoch zu gehen. Jude stützte mich derweil von hinten und war da, falls ich mit meinem Gleichgewicht unsicher wurde und nach hinten sank. „Wir haben es gleich Kai", etwas darauf erwidern konnte ich allerdings nicht, weil ich die nächste Wehe hatte und lauthals aufschrie. „Noch 3 Stufen, brauchst du eine Pause? Wir können auch warten", „aber das Baby wartet nicht!", rief ich, was mein gegenüber stumm werden lies. „Tut mir leid Schlotti...ich...es...", „alles gut, du musst dich nicht entschuldigen. Dein Kind kommt gerade", nickend gingen wir die letzten Stufen hoch und auf den Flur, der Richtung Speisesaal führte.

„Jude hol Jule! Ich gehe mit Kai schonmal nach draußen, damit er schneller beim Krankenwagen ist", der jüngere nickte und eilte damit sofort den Flur entlang. Ich hielt meinen Bauch, meine Hand zitterte schon und ich atmete hastiger. „Brauch kurz...", Schlotterbeck strich mir meinen Rücken, während er mich weiterhin stützte und beruhigend auf mich einredete. Mit langsamen Schritten schlürften wir gemeinsam zum Ausgang, stoppten immer wieder mal, wenn ich eine Wehe hatte und durchatmen musste. „Wie fühlt es sich an, dass dein zweites Kind unterwegs ist?", fragte er, als wir gerade wieder eine Pause einlegten. „Auf der einen Seite schrecklich, wegen den Schmerzen aber auch total schön, weil du das Leben, was in dir voran gewachsen ist, endlich sehen kannst", „und ihr wisst wirklich nicht, welches Geschlecht es hat?", fragte er weiter, während wir draußen nun auf die Sanitäter warteten. „Nein, es hat sich nie gezeigt", antwortete ich mit einem Schmunzeln, strich immer wieder meinen Bauch und atmete tief durch. „Du machst das sehr gut, Kai", „ich hoffe das reicht aus...", antwortete ich zweifelnd...

POV Julian

Gerade war ich mit Marco von der Apotheke zurück gekommen, als auch schon Jude in den Raum gesprintet kam. Alle ziemlich verwirrt sahen wir ihn an, ehe er zu reden begann. „Jule...Kai...das Baby...", brachte er nach Luft ringen hervor und stützte seine Hände auf seinen Oberschenkeln ab. „Was sagst du da? Was ist mit ihnen??", fragte ich aufgebracht nach, kam dem 19 jährigen nun näher. „Das Baby kommt...er hat Wehen...", „wo ist er??", „mit Nico draußen...warten auf den Krankenwagen...", ohne weiter nachzufragen, nahm ich Kais und meine Sachen und rannte zum Ausgang.

Dort angekommen, entdeckte ich recht schnell meinen Mann und eilte zu ihm. „Schatz. Engel, ich bin da", behutsam legte ich meine Hand auf dessen Wange und betrachtete seinen angespannten Körper. „Entschuldigen Sie? Wir müssten ihn ins Krankenhaus bringen", ertönte die Stimme eines Sanitäters und schob mich sanft auf die Seite. „Darf ich mitfahren? Ich bin sein Mann und der Papa des Kindes", „tut mir leid, das geht nicht. Sie können hinterher fahren", traurig nickte ich, gab dem braunhaarigen noch einen Kuss auf den Kopf und sah ihn an. „Ich bin so schnell wie möglich bei dir Schatz", „fahr vorsichtig Jule...", „das mache ich Engel", antwortete ich leicht lächelnd und blickte ihm hinterher, als er mit dem Krankenwagen weggebracht wurde. „Wie kann ich euch helfen?", „kümmere dich bitte um Jannik, Nico", „natürlich. Gib Bescheid, wenn ihr sonst noch etwas braucht", mit einem ‚danke' verschwand ich auch schon im Auto und fuhr dem Krankenwagen hinterher.

Dieser und ich kamen gleichzeitig an, weshalb ich sofort wieder zu dem schwangeren eilte. Er wurde den Ärzten übergeben, wo er erstmal untersucht wurde. „Fruchtblase ist noch nicht geplatzt und Wehen kommen im großen Abstand, es braucht noch Zeit", damit wurden wir auf ein Zimmer gebracht, ich hielt seine Hand und bemühte mich, seine Schmerzen erträglicher zu machen. „Du machst das sehr gut Engel, bald ist unser Baby da", „ich hoffe, ich schaffe das...", „natürlich Schatz. Und ich kann es kaum abwarten, das erste Familienbild zu viert in meinen Händen halten zu können", anstatt zu antworten, drückte der braunhaarige stark meine Hand und schrie erneut auf. Mit meiner anderen Hand, kraulte ich durch seine Locken, welche schon leicht verschwitzt waren. „Du musst nur durchhalten", „ich versuche mein bestes...", „ich weiß, Kai. Ich liebe dich", „ich liebe dich auch...", nuschelte der jüngere leicht erschöpft, versuchte sich ein wenig zu entspannen, vor der eigentlichen Anstrengung und genoss meine Streicheleinheiten. „Ich hoffe Jannik mag das kleine...", „bestimmt, er ist ein so lieber Junge. Kai er liebt alles, was ihm begegnet", lächelte ich, was mein gegenüber auch zum Lächeln brachte. „Ich bin gespannt, wie das kleine aussieht...", „und was es geworden ist, wünscht du dir ein Geschlecht?", „das ist mir total egal Jule, Hauptsache gesund", „dem kann ich mich nur anschließen", sagte ich, bis ihm eine erneute Welle des Schmerzes überkam und er wieder aufschrie. Seine Hand haltend, gab ich ihm etwas von meiner Kraft dazu und strich beruhigend seinen Kopf, bis er sich wieder entspannte...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt