Kapitel 120

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POV Julian

Ich sah den Verband um seinen Kopf an, seine Haare total zerzaust und an einer Stelle komplett abrasiert. Bei seinen Werten erkannte selbst ich, dass diese nicht sehr gut waren, weshalb ich zögernd über seine Hand strich. „Hey mein Engel...ich weiß nicht, ob du mich hören kannst...doch ich bin da okay? Du solltest mich mal sehen, ich trage eine so alberne Schutzkleidung, für die du mich auslachen würdest", erwähnte ich beiläufig, dessen Vorstellung mich zum Lachen brachte. „Aber solange dir das beim Gesund werden hilft, würde ich alles tun. Ich würde alles geben, damit du und Jannik Gesund seid. Wenn du wach wirst, werde ich da sein. Ich weiß zwar nicht, wann das sein wird, doch egal wann es passiert, ich werde bei dir sein. Und ich hoffe, dass du nach der Entfernung des Tumors endlich Ruhe hast, dein Leben weiterleben und Zeit mit mir und deinem Sohn verbringen kannst. Und was die Reha betrifft, werde ich auch immer bei dir sein. Du kannst dich auf mich verlassen Engel, ich lasse dich nicht im Stich", wie gerne ich jetzt seine Hand küssen würde, doch ich hielt mich zurück. Stattdessen strich ich sanft über seinen Handrücken und seine Wange.

„Herr Havertz?", leicht erschrocken, da ich den Arzt nicht kommen gehört habe, blickte ich leicht zu ihm. „Es geht um Ihren Mann", unsicher nickte ich, während der Arzt sich zu mir setzte. „Es tut mir leid", „was tut Ihnen denn leid? Was ist los? Wird...wird er...sterben...?", „sterben nicht, noch nicht. Es kommt drauf an, wie seine Werte sich verändern. Doch es gibt da etwas anderes", „was denn...?", „wir haben ihn zu seiner Sicherheit ins künstliche Koma gesetzt, deswegen ist er auch noch intubiert", „bitte was...? Für wie lange...?", „solange, bis seine Werte besser sind. Es trägt zu seiner Genesung bei und erleichtert ihm jetzt die ersten Tage. Wenn alles gut ist, haben wir vor, ihn in 1-2 Wochen aufzuwecken", „und danach...? Auf was muss ich Achten, wenn er wach ist?", „er könnte Einschränkungen in seinen Bewegungen und auch beim sprechen haben. Die Reha zielt darauf ab, mit ihm das wieder zu erlernen und zu trainieren", „wie kann ich ihm da helfen?", „sicherlich die erste Zeit mit Anziehen, Essen und Gehen. Sie können ihn dabei unterstützen, laufen zu lernen, falls das nötig ist oder ihm gewisse Wörter vermitteln. Pauschal kann man nicht sagen, wie lange er braucht um wieder alleine leben zu können. Ich bin mir sicher, Ihnen fällt da bestimmt auch etwas ein", zustimmend nickte ich, strich die ganze Zeit Kais Hand und lauschte der Beatmungsmaschine.

„Wir haben einen gemeinsamen Sohn...5 Monate alt. Wird er...wird er ihn erkennen? Wird er Probleme mit seinem Gedächtnis haben?", „das kann man im Vorfeld auch nicht sagen, was das betrifft, müssen wir warten, bis er wach ist. Erst dann können wir das komplette Ausmaß der Hirnblutung bestimmen", „wenn er nicht wach wird...was ist dann mit ihm? Er wird doch wieder wach oder?", „wenn er nicht wach wird...wird er höchstwahrscheinlich sterben", diesen Satz hätte ich nicht gebrauchen können, denn jetzt lebte ich 1 oder 2 Wochen in völliger Angst...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt