Kapitel 118

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POV Kai

Eine leise Stimme schlich sich in meine Ohren, von welcher ich sanft geweckt wurde. „Engel, wach werden", flüsterte diese. Ich erkannte sofort von wem diese kam, weshalb ich noch im Halbschlaf lächelte. „Es gibt Frühstück Kai", „Frühstück...?", „Ja. Ich hab dich gestern zum Abendessen schlafen lassen. Du hast 1. so unglaublich süß geschlafen und 2. hattest du den Schlaf echt nötig", lächelte mein blonder Engel und kraulte behutsam durch meine Haare. Gemeinsam mit ihm aß ich also, sobald uns das Frühstück gebracht wurde und dachte ein wenig nach. „Du warst die ganze Nacht bei mir?", „natürlich Schatz. Ich lasse dich doch nicht alleine, Jannis ist mit Jannik nach Hause gefahren. Er kümmert sich um den kleinen, keine Sorge", mit einem Nicken nahm ich das zur Kenntnis und lies nach dem Essen noch ein paar Untersuchungen über mich ergehen.

Als der Arzt mich fragte, ob ich gerade schmerzen hatte, sagte ich ihm nicht, dass ich starke Kopfschmerzen hatte. Ich wollte unbedingt wieder hier raus und Jule nicht noch mehr Sorgen bereiten, weshalb ich dies verneinte. „Dann habe ich gute Neuigkeiten Kai", gespannt hörten mein Ehemann und ich dem Arzt zu. „Wir können dir den Tumor operativ entfernen, innerhalb der nächsten 4 Wochen", lächelte uns dieser an. „Was?", fragte der blonde nochmal voller Freude nach, drückte dabei sanft meine Hand. Ich sah das glänzen in seinen Augen, als der Arzt nochmals nickte. Doch irgendwie verschwamm meine Sicht und meine rechte Körperhälfte begann zu kribbeln. Ich denke, sie wurde Tauber. „Jule...", flüsterte ich extrem leise, was dieser in seiner Freude einfach überhörte.

Meine Kopfschmerzen nahmen zu, ich kniff meine Augen zusammen und schluckte schwer. „Kai? Alles gut?", die Stimme meines Freundes klang so verdammt weit entfernt, so dass ich für einen Moment lang glaubte, dass er gar nicht an meinem Bett saß. Ich wurde von einem grellen Licht geblendet, ein Stimmengewirr um mich herum und ich versuchte mich zu bewegen. Doch ich hatte keinerlei Gefühl mehr in meinen Armen und Beinen. Das panische Rufen des gebürtigen Bremers war zu hören, er rüttelte ein wenig an mir, doch all das fühlte sich unrealistisch an. Ich versank in mir selbst, hörte und spürte fast gar nichts mehr. Ich konnte nicht mehr richtig schlucken, anhand eines Kratzens in meinem Hals ging ich davon aus, dass ich intubiert wurde. Julians warme Hand hielt immer noch meine fest, ich spürte, dass er mich nicht los lassen wollte.

Meine Augen starr auf die Decke gerichtet, sah ich trotzdem, wie ich aus dem Zimmer geschoben wurde. Ärzte und Krankenschwestern versuchten mich anzusprechen, den älteren hörte ich hinter mir weinen. Wie gerne ich ihn jetzt umarmen würde, ihn von seinem Leid jetzt befreien würde, doch ich konnte nicht. Mein Schädel schien zu platzen, ich wusste absolut nicht, was los war. Doch was ich wusste war, dass diese Schmerzen unerträglich waren. Nun sanken auch langsam meine Augen zu. Ich schien in einem Operationssaal angelangt zu sein, denn ich erkannte die Lampen und grüne Tücher. Der letzte Gedanke, mit dem ich schließlich weg sank, war der an meinen Ehemann und meinen Sohn...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt