Kapitel 195

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POV Kai

Nochmals setzte ich mich auf diesen Stuhl. Nochmals, wie vor einigen Monaten. Damals konnte man Sölzer nicht einsperren, diesmal allerdings hatte man Beweise, weshalb ich hoffte, dass es heute etwas brachte. Ich strich meinen Bauch, während der Richter nochmal alle Aspekte und Geschehnisse durchging. Zuhören tat ich allerdings nicht wirklich, konzentrierte mich eher darauf, ruhig zu bleiben und keine Frühwehen auszulösen. Mein Blick fiel immer mal wieder auf meinen Mann, welcher mich ermutigend anlächelte, was mir etwas mehr Kraft gab. „Also Herr Havertz, erzählen Sie doch mal, was Sie diesmal mit diesem Gerichtsprozess bezwecken wollen. Beim letzten Mal hat das ja auch nicht geklappt", warf der Anwalt von Nikolas ein, was mich sofort wieder unsicherer machte. „Naja also...er...er hat mich entführt...", „und weshalb genau, wird erst jetzt darüber verhandelt?", „weil...die Polizei noch...die Beweise sammeln musste...ich weiß nicht, wieso das so lange gedauert hat...", „Sie sind ein schwangerer Mann, der bestimmt wieder von seinen Stimmungsschwankungen getrübt wird", „verzeihen Sie, aber mein Mann ist doch nicht verrückt. Er ist bei klarem Verstand und will keine Angst mehr haben müssen, dass dieser Mann, den Sie da verteidigen, ihn wieder entführt und foltert!", meldete sich Julian zu Wort, welcher ziemlich aufgebracht war. „Herr Havertz, ich möchte Sie Bitten, sich wieder zu beruhigen", warf der Richter ein, worauf mein Ehemann tief durchatmete und sich wieder langsam setzte. „Und Sie möchte ich Bitten, sich auf den Fall zu konzentrieren. Wäre Kai Havertz nicht fähig, an diesem Prozess teilzunehmen, wären wir jetzt nicht hier", wandte sich der Richter auch an den Anwalt.

„Können wir bitte eine kurze Pause machen...? Ich fühle mich gerade nicht so gut...", äußerte ich mich, hielt meinen Bauch. Sobald der Richter dies erlaubt hatte, eilte der Blondschopf zu mir, kniete sich vor mich hin und legte seine Hände an meine Wange und meinen Bauch. „Ich bin da, ihr beiden. Papa ist da", schwer atmete ich, griff nach der Hand des älteren und leckte mir angespannt über meine Lippen. „Hey mein Schatz, ganz ruhig. Es ist alles gut, ich bin bei dir. Du musst ruhiger werden", ihm in die Augen blickend, nickte ich leicht und atmete nun tief ein und aus. Es wurde nach einer Zeit endlich besser und bevor es mit dem Prozess weiter ging, trank ich noch einen Schluck Wasser. Damit setzte sich mein Mann ebenfalls wieder auf seinen Platz und lauschte den Worten des Richters.

„Herr Havertz? Was ist in der Zeit ihrer Gefangenschaft passiert?", „nun ja...also...", damit erzählte ich nochmal alles, was in diesen 5 Wochen passiert war und wie ich gelitten habe. Anders als beim letzten Gerichtstermin sah der Richter diesmal mitfühlend aus und schien mein Leid nachvollziehen zu können. „Ich werde mich nun kurz besprechen. In 5 Minuten geht es weiter", der Richter verließ nun mit zwei anderen Personen den Saal, was mich wieder unruhig werden lies. Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her, knetete meine Hände und atmete leicht zittrig. Auch Julian schien nervös zu sein, dieser biss auf seiner Lippe herum und fuhr sich andauernd durch seine Haare. Sobald der Richter wieder eintrat, verstummte das Getuschel und alle Blicke lagen auf dem einzigen Mann, der nun über Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit entschied...

POV Julian

Gespannt sah ich nach vorne, wo gerade nochmal der Fall zusammengefasst wurde. Danach brauchte es nur noch 4 Worte um uns alle zu schockieren. „Nikolas Sölzer ist schuldig", ertönte im Gerichtssaal, was Kai und auch mich sofort aufatmen lies. Es war ein positiver Schock und jeder im Saal konnte spüren, was für eine Anspannung von dem braunhaarigen abfiel. Dieser weinte sogar, lies sich auf seinen Stuhl fallen und schluchzte in seine Hände. „Herr Sölzer, ich verurteile Sie zu 5 Jahren Haft, ohne Möglichkeit auf Frühzeitige Entlassung und spreche ein 10 jähriges Kontaktverbot für nach Ihren Gefängnisaufenthalt aus. Sie werden direkt nach diesem Prozess in das Nächstliegende Gefängnis gebracht", damit war es klar, Sölzer wurde endlich weggesperrt.

Sobald der Fall geschlossen war, rannte ich zu Kai, den ich in meine Arme schloss und vor Freude anfing zu weinen. Mein gegenüber hingegen, klammerte sich dolle an mich, konnte es ebenfalls kaum glauben, dass es endlich geschafft war. „Wir haben es geschafft Engel. Du hast es geschafft...dieser Arsch ist endlich weg...er wird dir nichts mehr tun", sprach ich beruhigend auf den schwangeren ein, strich durch seine Haare und seinen Rücken und küsste seinen Kopf. „Er ist weg Jule...", „Ja mein Schatz, er ist weg", lächelte ich, wischte Kais Tränen weg und beruhigte ihn. „Fahren wir heim? Oder brauchst du noch etwas?", „ich will heim Jule...können wir dann bitte etwas zu essen bestellen?", „auf jeden Fall Engel. Wir bestellen alles, was du möchtest", stimmte ich diesem Vorhaben zu, half meinem Mann hoch und ging mit ihm zum Auto. „Ist das gerade wirklich passiert, Jule...?", eifrig nickte ich, was Kai zum lächeln brachte. Überglücklich fuhren wir also nach Hause und gingen hinein, wo wir die guten Neuigkeiten direkt Jannis und Jascha erzählten.

Die beiden fielen uns ebenfalls in die Arme und beglückwünschten uns. „Ich freue mich so sehr für euch. Endlich kann Kai in diesem Thema aufatmen und kann sein Trauma etwas überwinden", lächelte der jüngste Brandt uns an, half währenddessen seinen Schwager auf das Sofa. „Das wurde auch wirklich mal Zeit. Endlich wurde etwas gegen diesen Mistkerl unternommen", meldete sich Jannis zu Wort, der Jannik auf dem Arm hatte. „Vielleicht hören jetzt auch endlich die blöden Albträume auf...und die zittrigen Hände...und die Panikattacken...", kam es müde von meinem Mann, welcher sich langsam zurück lehnte und sich über den Bauch strich. „Das wichtigste ist, dass der Auslöser für das alles endlich weg ist. Den Rest kriegen wir auch hin", lächelte ich, setzte mich neben ihn und legte meinen Arm um seine Schultern. Sein Kopf fand auf meiner Schulter Platz, während er mir erzählte, was er jetzt alles essen möchte. Ich, als guter Ehemann, packte diese Sachen alle in den Warenkorb und bestellte alles, sobald Jannis, Jascha und ich auch unsere Gerichte ausgewählt hatten. Jannik bekam einen kleinen Burger, den ich später in kleine Stücke schnitt und ein paar Pommes. Nun warteten wir also überglücklich auf unser wohlverdientes Essen...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt