Kapitel 80

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POV Julian

Durch einen heftigen Schmerzensschrei wurde es im Stadion plötzlich still und jeder sah sich nach der Person um, die diesen ausgestoßen hatte. Als der nächste ertönte fiel mein Blick auf meinen Verlobten, der sich verkrampft seinen Bauch hielt. „Nein nein nein", panisch rannte ich zu ihm und lies mich vor ihm auf die Knie nieder. „Schatz sieh mich an. Hey. Was hast du?", „Jule...", weiter kam Kai nicht, denn er stieß einen weiteren Schrei aus, welcher gefolgt von einer Färbung seiner Hose war. Ich nahm an, dass es sich hierbei um Fruchtwasser handelte, welches gemischt mit Blut war.

„Es kommt...das Kind kommt!", rief ich verzweifelt und war deutlich überfordert mit der Situation. Sanitäter kamen mit einer Liege angelaufen, wo sie dem braunhaarigen rauf halfen, der immer hektischer atmete. Ohne mich mit den anderen zu besprechen, stieg ich mit in den Krankenwagen, in den Kai gebracht wurde. Ehe man es sich versah, waren wir beide im Kreißsaal, beide hinter einem grünen Vorhang aus einem Tuch oder ähnlichem. Ich strich durch die Haare des jüngeren, der alle paar Sekunden vor schmerzen aufschrie. „Die Betäubung wirkt gleich Herr Havertz. Wie besprochen müssen wir einen Kaiserschnitt machen", der genannte nickte nur noch trüb, da er kurze Zeit später wieder unglaubliche Schmerzen hatte. Seine Hand haltend, versuchte ich beruhigend auf den Leidenden einzureden, der mich mit verquollenen Augen ansah.

Einige Minuten später ertönte ein schreien, worauf ich sofort lächelte und mich zu meinem Verlobten wendete. „Hast du das gehört Schatz? Das war klein Bravertz", dieser lächelte nun auch, ich konnte die Nabelschnur durchschneiden und Kai bekam den kleinen sanft auf seine Brust gelegt. Der Lockenkopf lächelte erschöpft und strich kurz das Händchen von dem kleinen, bis er einfach weg sank. „Kai?? Liebling??", unsere Hebamme ging mit mir und dem kleinen einige Meter von dem jetzigen Notfall weg und kümmerte sich mit mir um den kleinen. Ich versuchte mich auf das Neugeborene zu konzentrieren, was sich als schwierig heraus stellte, da ich im Hintergrund die ganze Zeit „Sauerstoff", „schnell nähen" und „starke Blutung", hörte. Zu allem übel wurde unser Sohn nun auch auf Intensivstation gebracht und dort in einen Brutkasten gelegt, da er noch als Frühchen zählte.

Da ich nichts anderes im Moment machen konnte und durfte, saß ich bei ihm und betrachtete den kleinen Engel. „Jetzt bist du da klein Bravertz", ein Lächeln schmückte meine Lippen, welche zuvor noch mit Tränen bewässert wurden. Meine Gedanken allerdings waren nur bei meinem zukünftigen Mann, von dem ich immer noch nicht wusste, wie es ihm ging. Ich erinnerte mich an seinen Unfall damals mit dem Schädelbasisbruch und fing deshalb wieder zu Beten an. „Kai bitte. Kämpf für mich. Kämpf für den kleinen. Kämpf für uns beide. Kämpf für dich. Ich will dich doch noch heiraten, klein Bravertz braucht doch auch seinen Papi. Wir wollen dich nicht verlieren...", somit wartete ich noch einige Zeit, bis mein Verlobter endlich rein geschoben wurde. Er war ziemlich blass, verschwitzt und wurde noch ein wenig beatmet, da er noch nicht wirklich selbstständig atmete...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt