Kapitel 109

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POV Julian

Kais Hand zitterte und sein Zustand schien sich mit dem aussprechen der Diagnose zu verschlechtern. Meine Brüder starrten uns ungläubig an und versuchten passende Worte zu finden. „Bitte was? Er hat...", Jascha brach den Satz ab und umarmte Kai vorsichtig, dennoch liebevoll. Jannis hingegen war total überfordert, stotterte erstmal nur vor sich hin. „Es...es tut mir leid...ich...ich...ich wusste nicht...", „Jannis, beruhige dich. Du wusstest es nicht, alles gut", beruhigte ich den mittleren Brandt so gut ich konnte, bis auch dieser seinen Schwager in den Arm nahm. Als beide wieder saßen, fuhr ich ein wenig fort mit den Informationen. „Er hatte heute seine erste Chemotherapie, ist daher ziemlich fertig und hat deswegen auch nicht so viel gegessen...der Arzt sagte aber, der Krebs ist noch nicht weit fortgeschritten", „darf ich fragen...? Welcher Krebs?", „es ist ein Hirntumor Jascha. Und ihr dürft alles mögliche fragen, die Situation ist für uns alle schwer und neu", beide nickten verstehend und mein Blick fiel auf meinen Ehemann, der ziemlich fertig am Tisch saß. „Willst du dich hinlegen Engel?", dieser nickte schwach, stand auf und ging ein paar Schritte.

Doch als er gerade an Jannis vorbeigehen wollte, sackten seine Beine unter ihm zusammen und er wäre fast zu Boden gefallen, wenn dieser ihn nicht aufgefangen hätte. „Mist...tut...mir leid...Jannis..", „ganz ruhig Kai, hey sieh mich an", ich sprang schockiert auf und stützte den jüngeren auf der anderen Seite. Dieser schien mit seinem Bewusstsein zu kämpfen, denn er versuchte seine Augen offen zu halten. „Jannis, wir legen ihn hin. Hier erstmal auf den Boden", gesagt, getan, wenig später lag Kai auch schon auf dem Boden und tastete ein wenig in der Luft rum. „Hey wir sind da, wir sind da", Jannis nahm die Hand des braunhaarigen und strich beruhigend über dessen Schulter. Ich hingegen beauftragte Jascha damit, einen nassen Lappen zu holen, mit welchem ich schließlich etwas durch das Gesicht meines Mannes tupfte.

Zu allem übel fing auch noch Jannik an zu schreien, zu dem ich eilen wollte, doch Jascha drückte mich sanft wieder zu Kai. „Ich geh schon, bleib du bei ihm", somit blieb ich bei dem größeren sitzen, während Jascha zu meinem Sohn eilte. „Engel ganz ruhig atmen. Es ist alles gut, du bist in Sicherheit. Jannis und ich sind bei dir", ich strich ihm sanft seinen Kopf, hauchte ihm küsse auf die Wange und strich mit der anderen Hand über seinen Bauch. „Ein und aus atmen. Mach es mir nach Kai", wieder gab ich ihm einen Takt zum atmen vor, womit er sich langsam beruhigte und zur Ruhe kam.

„Jannik...", „Jascha kümmert sich um den kleinen. Alles ist gut", „will ihn haben...", „dir geht es dafür gerade zu schlecht, tut mir leid Schatz", es vergingen noch ein paar Minuten, bis Jannis und ich den Krebskranken auf das Sofa legten und kurze Zeit später auch Jascha, mit Jannik auf dem Arm, die Treppen runter kam. „Der kleine hier hat soeben sein Schläfchen beendet", „ist schon okay. Leg ihn Kai bitte auf die Brust", das tat der jüngste Brandt und auf dem Gesicht von dem gebürtigen Aachener bildete sich ein müdes Lächeln, bevor er seine Arme um den kleinen Körper seines Sohnes schlang...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt