Kapitel 69

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POV Julian

Die Nacht war beschissen, mehr als das sogar. Die ganze Nacht lang habe ich versucht Kai zu erreichen, welcher nie ran gegangen war. Auch meine Nachrichten blieben unbeantwortet und langsam machte ich mir echt viel zu viele Sorgen. „Verdammt Julian, du bist so ein Arsch. Wieso hältst du ihm einfach seine Stimmungsschwankungen und Fressattacken vor, er trägt immerhin ein Kind in sich. UNSER Kind", schrie ich mein Spiegelbild schon fast an und klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Hilflos rief ich einfach Jannis an, der sich mit einem „Julian. Weißt du wie spät es ist?", antwortete.

Tatsächlich wusste ich es nicht. In meiner Sorge an Kai hatte ich das komplette Zeitgefühl verloren, weshalb ich erst jetzt auf die Uhr sah. 04:27 Uhr war es, also genau 10 Stunden seitdem mein Freund weg war. 10 Stunden in denen sonst was passiert sein könnte. „Julian wieso rufst du an?", damit wurde ich wieder aus meinen Gedanken gerissen und ich stammelte erstmal ein wenig rum. „Jannis...ich hab scheiße gebaut", „oh je. Aus welchem Mist muss ich dir jetzt schon wieder raus helfen?", „Kai...", „was hast du angestellt?", „er ist schwanger...", mein Gesprächspartner auf der anderen Seite der Leitung verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und brachte ein brüchiges „wie bitte?", heraus. Ich nickte, wohlwissend, dass er mich nicht sehen konnte und antwortete mit einem einsilbigem „Ja".

„Da hast du großen Mist gebaut", „was? Nein ich meine nicht das Baby. Ich meine den Umgang mit ihm", „was wieso? Willst du das Baby nicht?", „doch natürlich. Er ist in der 14. Schwangerschaftswoche..natürlich will ich das Baby", „was ist dann das Problem?", „wir hatten Streit. Er hat sich beschwert dass ich wegen Fußball nie wirklich bei ihm bin, er darf ja nicht mehr trainieren wegen dem Baby...ich hab ihm dann vorgehalten, dass er es ja abtreiben kann...und dass ich dann seine scheiß Laune nicht mehr ertragen muss...", „oh man Julian. Du bist echt unglaublich", „ich weiß...und er reagiert auf gar nichts mehr von mir...kannst du ihn bitte anrufen? Ich mache mir unglaubliche Sorgen um ihn", „dann will er gerade wohl nichts von dir wissen Julian. Gib ihm Zeit und mach es verdammt nochmal wieder gut. Lade ihn zum Essen ein, Schenk ihm Blumen oder mach was ihm gefällt. Er trägt dein Kind in sich. Die Geburt wird das schmerzhafteste was er je erlebt hat. Da sind die Stimmungsschwankungen nichts dagegen Julian", „du hast recht...ich muss ihm diesmal wirklich zeigen, dass es mir leid tut", „gut so. Mach das schnell", „Jannis? Danke. Fürs in Arsch treten. Ohne dich würde ich immer noch grübeln", „dafür bin ich da Bruderherz. Und jetzt starte Mission Wiedergutmachung", damit legte ich auf und bereitete alles für Abends vor.

Danach fuhr ich zu Kai, da ich vermutete, dass er sich da versteckt hatte. Mein Verdacht hatte sich bestätigt, als ich einen verweinten Kai durch sein Fenster auf dem Sofa erblickte, der sich mit Chips vollstopfte. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und klingelte, womit ich dann wartete...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt