Kapitel 180

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POV Kai

Nach dem Frühstück zog ich mich an, natürlich mit Hilfe meines blonden Mannes. Und weil mir gerade nach Kuscheln zumute war, schlang ich danach einfach meine Arme um seine Hüfte und drückte mich an dessen Brust. „Na, was fehlt dir Schatz?", behutsam strich mir der 26 jährige durch meine Haare und gab mir Küsse auf den Kopf. „etwas kuscheln", „sollen wir später nach draußen gehen?", ich schüttelte den Kopf, lies mein gegenüber dennoch nicht los. „Och Engel. Ich liebe dich so sehr", „ich liebe dich auch Jule", lächelte ich schwach. Mir bedeuteten diese Worte einfach mehr als alles andere, außer das Lächeln meines Sohnes. Es war wundervoll, die beiden an meiner Seite zu haben. Auch mein Schwager war eine unglaubliche Stütze, ohne die wir ziemlich aufgeschmissen gewesen wären. „Du tust mir so gut Jule", „hör auf Kai...ich hab dich betrogen...", „hey...", damit hob ich meinen Kopf und legte meine Hand an seine Wange.

„Vergiss das jetzt bitte einfach. Ich habe dir verziehen, also lass uns nach vorne schauen", „womit hab ich dich nur verdient, Kai Havertz?", „ich mache viel mehr Probleme, Julian Havertz", mein Mann seufzte, konnte dieses Thema nicht mehr hören, weshalb er mich langsam los ließ. „Lass uns spazieren gehen Engel", zustimmend nickte ich, zog mich an, während der ältere unseren Sohn fertig machte und sich ebenfalls anzog. „Möchtest du mit, Jannis?", „nein, macht ihr ruhig. Genießt die Zeit zu viert", lächelte der blonde uns an und gab seinem Neffen einen kleinen Kuss auf den Kopf. Plötzlich setzte Julian mir einfach eine Mütze von sich auf, weshalb ich ihn fragend ansah. „Es wird langsam kälter draußen und du sollst doch nicht frieren. Gerade wegen dem Baby", erklärte dieser sein Tun und schlüpfte nebenbei in seine Jacke. „Meinetwegen", gab ich seufzend nach und setzte unseren Sohn in seinen Kinderwagen.

Kurze Zeit später waren wir zu dritt, besser gesagt zu viert, auf dem Weg zum Phoenix See. Mittlerweile schob mein Ehemann den leeren Kinderwagen und Jannik spazierte, jeweils eine von unseren Händen haltend, mit uns mit. Meine andere Hand lag auf meinem Bauch, strich diesen leicht und versuchte das kleine zu fühlen. Mein Schwächegefühl war seit heute Morgen allerdings nicht verschwunden, so dass ich immer müder wurde. „Jungs...?", „Ja, Engel?", „könnten wir uns vielleicht eine Bank suchen...? Ich müsste mich mal hinsetzen", „sicher, da vorne kommt eine. Dann können wir erstmal Pause machen", entgegnete mir der blonde direkt, sah mich allerdings prüfend an. Gemeinsam setzten wir uns auf die genannte Bank, wodurch ich mich entspannte und aufatmete. „Besser?", „Ja. Ja danke", sanft strich Julian mir meinen Kopf, während unser braunhaariger Sohn ein paar Kekse naschte. „Papiii?", „Ja kleiner?", „was da?", seine kleine Hand legte sich auf meinen leicht gewölbten Bauch und strich drüber. „Dein Geschwisterchen", lächelte ich, sah dabei zu dem kleinen. „Swisterchen", brabbelte dieser meine Worte nach, grinste dabei ebenfalls, denn er schien zu verstehen, was das hieß. Wir saßen also noch einige Minuten auf dieser Bank, beobachteten ein paar andere Leute und hatten viel Spaß zusammen...

POV Julian

Einige Tage später, kam mein Mann in die 14. Schwangerschaftswoche und sein Bauch wuchs gefühlt täglich. Doch damit auch seine Wehwechen und seine Unruhe. Mittlerweile waren die Nächte unglaublich unruhig, ich merkte ständig, wie der braunhaarige sich immer wieder umdrehte und nicht wirklich zur Ruhe kam. Außerdem litt er diesmal an Wassereinlagerungen in den Beinen, was diese dicker machte und ihn nicht mehr so gut laufen ließen. Zwar reduzierte sich das über Nacht, kam allerdings am Tage wieder. Gerade nahmen wir ein schönes warmes Bad zu zweit, welches ihn ein wenig entspannen und durchatmen lies. Behutsam strich ich seine Brust und seinen Bauch und summte ihm sein Lieblingslied vor. „Kannst du dich ein bisschen entspannen?", der jüngere nickte, öffnete durch meine Frage wieder seine Augen. „Das tut echt sehr gut, war eine gute Idee...", nuschelte dieser, total fertig wegen den schlaflosen Nächten. „Natürlich Schatz. Dir scheint es momentan echt nicht wirklich gut zu gehen. Würdest du mir erklären, warum du so unruhig bist?", „ich...ich weiß es tatsächlich auch nicht...glaub mir, ich würde das auch gerne wissen...", „hey Kai, ist schon gut. Kannst du es denn irgendwie erklären?", „naja...immer wenn ich die Augen schließe...dann habe ich immer das Bild von Nikolas vor mir...tut mir leid...ich weiß, ich sollte da nicht mehr daran denken...aber die Entführung...", „du musst dich dafür nicht entschuldigen. Ich verstehe das", behutsam strich ich durch seine Haare, küsste seine Schläfe und legte meine Arme um seinen nackten Körper.

Und dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Mein Ehemann fing an, mir sein Herz auszuschütten und mir jedes kleinste Detail seiner Gefangenschaft zu erzählen. Obwohl ich so überrascht war, hörte ich ihm selbstverständlich aufmerksam zu und mittlerweile kuschelten wir im Bett. Ich nur in Boxer und Shirt, der Schwangere in Jogginghose und Pullover, da ihm sein Körper immer noch total unangenehm war. Diesem liefen nun Tränen über die Wangen, schluchzte während seinen Erzählungen immer wieder auf und drückte sich doller an mich. Es zerriss mir mein Herz, die Liebe meines Lebens so zerstört zu sehen, was mir ebenfalls Tränen in die Augen trieb. „Ich bin an allem schuld...", entwich mir über die Lippen, worauf Kai mich ansah. „Hey Jule nein...", „doch. Ich habe dir versprochen, auf dich aufzupassen. Und mich quälen seitdem diese unglaublichen Schuldgefühle. Ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann, Engel", „du hilfst mir mit allem Jule. Ohne dich...wäre ich vielleicht nicht mehr hier", gestand mir mein gegenüber, was mich schwer schlucken lies. „Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist...", „ich hab es auch niemanden wissen lassen...", „du solltest doch immer mit mir reden, Schatz", „schon, aber...ach ich weiß auch nicht...ich konnte darüber einfach nicht reden...", „du bist mir keine Erklärung schuldig. Wichtig ist, dass es dir irgendwann besser geht und du das verarbeiten kannst. Dass du wieder mein glücklicher Mann wirst, dessen Hände nicht vor Angst zittern. Dass du wieder ein optimistischer junger Mann bist, der mit unserem 2. Baby schwanger ist", wegen diesem Gedanken, begannen wir beide zu lächeln...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt