Kapitel 121

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POV Julian

Aus 1 Woche wurden zwei. Und aus 2 Wochen wurden dann doch drei, da Kais Werte mittendrin wieder extrem schlecht wurden. Jeden Tag hockte ich bei ihm, hielt seine Hand und gab ihm so viel Liebe, wie ich konnte. Ich redete sogar mit ihm, in der Hoffnung, dass er mich hörte. Und immer wenn ich das tat, wurden die Werte des braunhaarigen besser. Sein Puls stieg an und auch seine Atmung verbesserte sich, weshalb ich nicht aufgab und ihm immer von meinem Tag mit Jannik und dem Training, genau so wie mit meinen Brüdern erzählte. Ich wusch ihn ebenfalls, doch vor dem rasieren seines Bartes hatte ich zu viel Angst, seinen Beatmungsschlauch aus dem Mund reißen zu können. Langsam sah er im Gesicht aus, wie ein Affe, doch das änderte nichts an meiner Liebe zu ihm.

Nach knappen 4 Wochen kam sein Arzt wieder rein und kontrollierte seine Werte. „Dann scheint heute der Tag der Tage zu sein", lächelte mich dieser an, was ich gar nicht so schnell verarbeiten könnte. „Was meinen Sie?", „na, dass wir ihn heute aufwecken können", „ihn aufwecken? Oh mein Gott...endlich", schrie ich schon fast aus Freude, sprang dabei vom Stuhl und starrte den Arzt an. „Ganz ruhig. Ich werde ein paar Schwestern holen...dann möchte ich Sie Bitten, zunächst raus zu gehen. Extubationen sind nicht sehr schön mit anzusehen", nickend wand ich mich wieder an meinen Ehemann. „Ich bin gleich wieder bei dir mein Engel. Während dem aufwachen weiche ich nicht von deiner Seite", damit wartete ich einige Minuten draußen, war total unruhig und benachrichtigte schließlich meine Brüder. Auf die Fragen aus dem Mannschaftschat, bezüglich Kais Krankheitsbild, habe ich immer noch nicht geantwortet.

Als ich endlich wieder zu dem jüngeren konnte, hatte dieser nun einen Beatmungsschlauch an der Nase. Seine Hand haltend und seine Wange streichelnd, wartete ich darauf, dass er wach wurde. „Das kann noch einige Stunden dauern, Sie müssen ein wenig Geduld haben", „ich hab knappe 4 Wochen auf ihn gewartet. Die paar Stunde schaffe ich auch noch", entgegnete ich diesem, ohne den Blick von meinem Mann abzuwenden. Damit wartete ich also, Krankenschwestern kamen immer wieder rein und sahen nach seinen Werten. Und nach 4 Stunden kam das erste grummeln über Kais Lippen, worauf ich sofort zu ihm sah. „Engel? Hey Engel, ich bin's", ich lächelte über das gesamte Gesicht, was man durch die Mund-Nasen Maske leider nicht sah.

„Schatz, sobald du hier draußen bist, lade ich dich auf einen großen Eisbecher ein. Oder auf irgendwas, auf das du Lust hast. Ich hab dich so sehr vermisst Schatz...dich hier anzusehen und mit dir zu reden, aber keine Antwort zu bekommen, ist einfach nicht das selbe. Ich liebe dich so verdammt dolle", eine Träne lief meine Wange herunter, welche ich sofort weg wischte. Ich wartete immer weiter und Kai kam immer mehr zu sich. Die ersten Bewegungen hatte er auch schon mit seiner Hand gemacht und meine sogar ein wenig gedrückt. Wiederholtes Grummeln war zwar das einzige gewesen, was seine Lippen verlassen hatte, doch das war mir schon genug. Und am Abend, nach 11 Stunden des Wartens, war es endlich so weit. Er öffnete endlich seine Augen...

Freiheit beginnt dort, wo die eigene Angst endet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt