Kapitel 1

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2002

Isabelle rannte die Stufen der Treppe hinauf, dabei stolperte sie mehrmals, fiel jedoch nicht hin. Ihre Wohnung, die sie mit vier anderen teilte, lag im fünften Stock und es gab keinen Aufzug.

Endlich oben angekommen, atmete sie erst einmal langsam ein und aus und strich ihre dunklen Haare glatt. Sie hatte keine Lust, sich von Sascha wieder anhören zu müssen, sie hätte null Kondition, dabei war sie diejenige, die immer in Bewegung war und nicht er. Natürlich wusste sie auch, dass er das nur sagte, um sie aufzuziehen, und doch wollte sie ihm nicht eine Vorlage geben, indem sie verschwitzt und völlig außer Puste in der Wohnung ankam.

Sie roch unter ihren Armen und verzog ihr Gesicht.

ᵒᵏᵃʸ, ᶤᶜʰ ᵐüᶠᶠˡᵉ ᵉᶤᶰ ʷᵉᶰᶤᵍ, ᵃᵇᵉʳ ᵈᵃˢ ᶤˢᵗ ᶰᵒʳᵐᵃˡ, ʷᵉᶰᶰ ᵐᵃᶰ ᵈᵘʳᶜʰ ᵈᵉᶰ ʰᵃˡᵇᵉᶰ ᵒʳᵗ ʳᵉᶰᶰᵗ.

Sie fischte aus ihrer Jeanstasche den Hausschlüssel heraus.

Sie trat ein und stolperte erst einmal über einige Schuhe, die direkt am Hauseingang lagen. Sie hätte sich natürlich darüber aufregen können, wenn es nicht ihre eigene Unordnung gewesen wäre.

»Isabelle ist da.« , hörte sie Sascha laut rufen. »Und das, obwohl sie doch heute kochen sollte.« Er sprach absichtlich laut, damit sie ihn genau hören konnte. Er ärgerte sie halt gerne. Das tat er schon, seit sie sich kannten. Er war ein Jahr älter, als die 18-jährige Isabelle und sie gingen bis vor zwei Jahren noch auf dieselbe Schule. Dies war jedoch in einer anderen Stadt. Über 500 km entfernt. Gemeinsam sind sie vor ein paar Monaten nach Berlin gezogen. Sogar abgehauen, wenn man es genau nahm.

Isabelle hatte keine Lust mehr, die brave Tochter ihrer Eltern zu spielen. Schule, Ausbildung, langweiliger Job ... nein, das stand nicht auf ihrer Agenda. Sie wollte Spaß. Beruflich, sowie auch im Leben ... und das Wichtigste. Auf eigenen Beinen stehen.

Beide hatten eigentlich Glück und lernten schnell die braunhaarige sehr schlanke Lea, die blonde Katja (mit den vielen Piercings) und die füllige Tina, die mit etlichen Locken auf dem Kopf ausgestattet war, kennen. Die drei lebten in einer kleinen WG und vor kurzem waren zwei ausgezogen, wodurch sie dringend neue Mitbewohner benötigten. Dass alle dann auch noch dieselbe Leidenschaft hatten, war für Isabelle eine Art Schicksalsfügung gewesen.

Ihr Weg führte in die Küche und mit einem breiten Grinsen im Gesicht knallte sie das Blatt Papier, das sie die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte auf den Esstisch.

Sascha, der am Herd stand, sah sie fragend an. »Ist das der Einkaufszettel, den du jetzt erst gefunden hast?«

»Nein.« Isabelle wartetet darauf, dass Katja oder Tina, die an dem Tisch saßen, das Blatt Papier neugierig anschauen würden, aber die beiden sahen Isabelle ebenso nur verwundert an. Lea, nur mit einem Handtuch bekleidet, betrat den Raum. »Wann essen wir?« , fragte sie.

»Ach Leute. Ist das euer Ernst?« Wie ein kleines Kind schnappte Isabelle sich das Papier und setzte sich mit Schwung auf die Arbeitsplatte. »Wisst ihr eigentlich, was ich gerade hinter mir habe?«

»Nein, aber ich kann sagen, was du vor dir hast. Eine Dusche.« , meinte Sascha und rümpfte provokativ die Nase.

»Ich bin gelaufen.«

»Oh ja, ich merk's.«

»Ach Mensch, hör jetzt auf.« Sie schlug leicht nach ihm. 

»Was ist denn los?« Lea schnappte sich eine Banane vom Obstteller und setzte sich auf ihrem Platz an den Tisch.

»Dein Ernst Schatz. Wir essen jetzt.« Sascha widmete sich nun Lea zu und nahm ihr die Banane aus dem Mund. Für Isabelle war es noch seltsam ungewohnt, die zwei als Paar anzusehen, auch wenn sie fand, das beide sehr gut zusammenpassten, selbst wenn sie nicht gleich waren. Während Sascha mehr das Kind in sich noch auslebte, war Lea erwachsener, vernünftiger. Sie war auch mit zweiundzwanzig die Älteste von Ihnen, wohingegen Isabelle mit achtzehn die Jüngste war.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt