Kapitel 36

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»Ich finde die Idee nicht gut.« , sagte Sascha, während er rückwärts den VW Bus - der mittlerweile ihnen gehörte - einparkte.

»Wieso?« Vincent, der neben ihm saß, drehte das Radio leiser.

»Was ist, wenn man uns erwischt? Das ist kein öffentlicher See. Das ist ein geschlossenes Freibad.«

»Dann kannst du die Story später deinen Kindern erzählen.« , meinte Katja, die hinter ihm saß.

»Wir kommen in den Knast.«

»Für so ein Kinkerlitzchen doch nicht.« , lachte Vincent.

»Klar wird man dafür eingebuchtet. Du wirst ja schon hinter Gittern gesteckt, wenn du nackt auf dem Fußballfeld rumrennst.«

»Das ist ja was anderes. Weil du damit ja auch Leute belästigst, aber heut belästigst du nur uns mit deinem nackten Arsch.« , sagte Vincent und stieg aus.

Katja kletterte als Zweites raus, gefolgt von Dag und Isabelle.

Sascha blieb hinter dem Steuer sitzen.

»Jetzt sei kein Spielverderber.« , rief Vincent ins Auto rein.

»Komm jetzt. Vielleicht ist das die letzte Gelegenheit, die wir je dafür haben werden.« Isabelle formte einen Schmollmund und sah Sascha an.

Sein Blick veränderte sich und er lächelte leicht beklommen. »Ja. Du hast Recht. Lass es uns tun.«

Isabelle runzelte die Stirn.

ᶤʳᵍᵉᶰᵈʷᵃˢ ᵛᵉʳʰᵉᶤᵐˡᶤᶜʰˢᵗ ᵈᵘ ᵐᶤʳ. ᶤᶜʰ ᵏᵉᶰᶰ ᵈᶤᶜʰ ᵍᵉᶰᵃᵘ ᵘᶰᵈ ᵈᶤᵉˢᵉᶰ ᵇˡᶤᶜᵏ ʰᵃˢᵗ ᵈᵘ ᵈʳᵃᵘᶠ, ʷᵉᶰᶰ ᵈᵘ ᵉᶤᶰ ˢᶜʰˡᵉᶜʰᵗᵉˢ ᵍᵉʷᶤˢˢᵉᶰ ʰᵃˢᵗ.

Sie nahm sich vor, Sascha später zur Rede zu stellen.

Vincent holte eine Taschenlampe heraus, genauso wie Dag. Beide führten die Gruppe einen Feldweg entlang.

»Wir hätten wenigstens Badekleidung mitnehmen sollen.« , begann Sascha von vorne. »Wenn die uns nämlich verhaften, werden wir nackt sein, Leute. Nackt. N-A-C-K-T. Nackt.«

»Wenn du jetzt noch einmal das Wort nackt sagst, binde ich dich eigenhändig barfuß bis zum Hals an einen Laternenmast.« , sprach Vincent und ging mehr gebückt.

»Is' ja jut.« Sascha verdrehte die Augen, was man im Dunkeln eh nicht ausmachen konnte. »Aber wenn ich meinen Kindern später die Geschichte erzähle, will ich ungern eine Zeitung aus dem Jahre 2003 hervorholen und zeigen, wie ihr lieber Papa nackt auf dem Titelbild zu sehen ist.«

Vincent blieb stehen und sah ihn an. Die Taschenlampe hielt er unter sein Kinn, als würde er eine Horrorgeschichte bei einem Pfadfindertreffen am Lagerfeuer erzählen. »Glaub mir, von uns fünf wirst nicht du nackig auf dem Titelbild erscheinen.«

»Wer dann?«

»Die Ladys natürlich.« Er zeigte präsentierend auf Isabelle und Katja. »Sex sells. Und statistisch gesehen kaufen und lesen mehr Männer eine Tageszeitung, daher würden die eher deren Körper vermarkten als deinen oder unseren.« Nun wies er abwechselnd auf sich und Dag.

»Also ich will meine Freundin nicht auf dem Cover einer Zeitung sehen. Zumindest nicht nackt.« , bemerkte Dag.

»Wird auch nicht passieren. Wie oft wurden wir hier bisher erwischt?« Vincent ging augenblicklich weiter voraus.

»Nie.«

»Ja, genau. Also wird auch jetzt nichts geschehen.«

»Stopp.« Isabelle zog an Dags Arm. »Mit wem warst du denn hier schon nackt baden?«

»Nur mit Vince ... und das bestimmt nicht nackt.«

Sie hielten an. Vincent war der Erste, der auf die Knie ging. »Wir müssen durch den Busch, denn direkt dahinter ist der Zaun kaputt.«

»Wie viele wissen denn von dem lädierten Zaun?« , fragte Katja und folgte ihm, durch das Gebüsch durch.

»Keine Ahnung.«

»Und wie habt ihr den gefunden?« , wollte Isabelle wissen, die Katja folgte.

»Zufall.« , antwortete Dag, der hinter seiner Freundin krabbelte.

Zu guter Letzt kam auch Sascha auf der anderen Seite an.

»Ich hätte auch was trinken sollen.« , sprach Sascha, jedoch mehr zu sich selbst, als er den vieren einen gepflasterten Weg hinterher schlurfte. »Ich bin der einzige nüchterne Mensch hier. Vielleicht spricht daher die Vernunft aus mir.«

»Weil du ja immer so vernünftig warst.« , lachte Isabelle. »Weißt du noch, die Popkomm 1999? Durch dich sind wir in den VIP-Bereich gekommen und da warst du keineswegs bei klarem Verstand.«

Sascha lachte. »Das war echt geil. Kostbare Momente im Leben, die man niemals vergisst.«

»So wir sind da. Lasst die Hüllen fallen.« , rief Vincent und zog sein Shirt aus, das er sorgfältig faltete, bevor er es auf den Boden legte. Gleiches tat er mit seiner Hose. »Macht schon.«

Katja war jedoch schneller und sprang nackt ins große Becken hinein. »Uuuuh, das ist eiskalt.« , sagte sie, als sie auftauchte.

Vincent zog sofort seine Boxershorts aus und jumpte ihr hinterher.

Sascha zuckte mit den Schultern. Entkleidete sich murrend und stieg langsam ins eisig kalte Nass.

Während die drei im Wasser sich gegenseitig nassspritzten, entblößten sich auch Dag und Isabelle endlich.

Dag sprang sofort beherzt ins Becken und schüttelte sein Haupt, als er wieder auftauchte. »Komm rein Isy.« , forderte er sie auf.

Isabelle blieb am Beckenrand stehen und fühlte mit ihren Zehen die Temperatur. »Das ist arschkalt Leute.«

»Komm rein Süße. Das ist nur kurz.« , rief Katja.

»Nee, das denke ich nicht. Weil keine Sonne aufs Wasser scheint.«

»Aber dein heißer Kerl wird dich schon aufheizen.« , meinte Dag und winkte sie mit seinen Händen zu sich.

Isabelle fühlte erneut und schüttelte sich ungewollt. »Oh Gott.« , jammerte sie und hielt sich die Nase zu, bevor sie schließlich ebenso ins Wasser sprang. Mit weit geöffnetem Mund und einem lauten kreischenden Ton zitterte sie, kurz nachdem sie aufgetaucht war.

Dag schwamm zu ihr rüber.

»Beweg dich nicht. Das Wasser schwappt zu mir rüber.« , quiekte sie. »Oh Gott, mein Herz. Fühl ma' mein Herz.«

Dag grinste und umarmte sie. Er hob sie vorsichtig hoch. Ihre Beine umschlungen dabei seine Hüfte.

»Und? Gebe ich dir schon etwas Wärme.« , sagte er leise.

Isabelle verzog das Gesicht und wedelte mit einer Hand umher. »Es geht.«

»Okay, dann hilft nur eins.«

Er sah zu den anderen, die weiterhin plantschten. Er biss sich auf die Unterlippe und trug Isabelle durch eine kleine Schleuse hindurch ins Nichtschwimmerbecken.

»Was hast du vor?« , kicherte sie.

»Warte ab.«

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now