Kapitel 57

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2004

Vollbepackt, mit Tüten voller Kleidung, betraten Hannah und Isabelle ihre Wohnung.

»Das weiße Oberteil stand dir echt meeega. Ich weiß nicht, warum du das nicht direkt angelassen hast.« , schwärmte Hannah, die Isabelles Schuhe ordentlich hinstellte, nachdem diese ihre mal wieder in die Ecke geschmissen hatte.

»Ziehst du das pinke Top heute Abend an?« , fragte Isabelle, die davon nichts mitbekam und Richtung Wohnzimmer schlenderte.

»Ich weiß nicht.«

»Du bereust es jetzt doch, nicht die grüne Variante genommen zu haben, oder?!«

Hannah verzog das Gesicht. »Ja ... ein bisschen.«

»Ich hab direkt gesagt, kauf dir beide.« Isabelle klopfte an Katjas Türe und lauschte. »Sie scheint noch gar nicht da zu sein.«

»Hmm. Dann gib ihr die Hose später.«

»Ja. Läuft ja nicht weg.«

Hannah schmiss einen Brief in Çans Wohnung und schloss wieder die Türe. Dieser war für ein paar Wochen in der Türkei, um Verwandte zu besuchen.

Auch wenn er ein guter Sänger war, empfanden die drei anderen Bandmitglieder es als Wohltat, dass er nicht da war.

»Ich geh jetzt duschen, oder wolltest du zuerst?«

»Nee nee.« , meinte Isabelle. »Mach du ruhig. Ich geh danach.« Sie öffnete ihre Türe und starrte auf ihr Bett auf dem Vincent und Dag standen und lautstark das Intro der Serie sangen, das sie unüberhörbar im TV schauten.

»Bei Goofy und Max ist jeder Tag 'n Klacks. Zwei Freunde, ist klar. Sie sind das größte Siegespaar. Zu jeder Schandtat sind sie bereit, denn Spaß geht nur zu zweit.«

»Euer Ernst?« , fragte sie und stellte die Tüten ab, doch beide ignorierten sie und hüpften auf dem Bett herum.

»Ein Hoch auf die Freundschaft. Wenn der Vater mit dem Sohneee. Auf die Freundschaft, diese zwei sind gar nicht ohneee. Unzertrennlich gehen ma voran. Sie sind das größte Gespaaaaaann.«

»Mit Rhythmus im Blut.« , sagte Dag im Alleingang und tiefer Stimme.

»Auf die Freundschaft, wenn der Vater mit dem Sohneee. Auf die Freundschaft, diese zwei sind gar nicht ohneee. Schnallt euch an für dieses Gespann. Allemals geht voran, ein Hoch auf die Freundschaft. Jabedabdabeduda. Yeah.«

Mit einem Hopser ließen die beiden sich aufs Bett fallen.

»Ihr seid echt nicht normal.« , sagte Isabelle und packte ihre Tüten aus. »Die Serie läuft doch gar nicht mehr.« , stellte sie fest.

»Is' 'ne alte Aufnahme.« , gab Vincent von sich und hielt Isabelle einen Plastikbecher hin, den sie irritiert annahm und sich von Dag einen Billig-Sekt einschütten ließ.

»Was feiern wir?«

»Erst einmal das ich, für Adel und Annette einen Remix produziert habe.« , begann Vincent. »Der auch noch veröffentlicht wurde.«

»Echt jetzt? Das ist ja super. Welcher Song?«

»Geht's dir schon besser

»Wow ... ich bin sprachlos. Echt. Wer weiß, wer alles auf dich aufmerksam wird dadurch.«

»Ja, mal abwarten.«

»Aber wir haben noch was zum Feiern.« , trällerte Dag und zauberte eine CD unter seinem Kissen hervor. »Unser erstes richtiges Album.«

»Richtig, richtig?«

»Richtig, richtig.« , gaben beide gleichzeitig von sich.

Isabelle riss ihrem Freund die CD aus der Hand und besah sich das Cover, bevor sie sich der Trackliste widmete. »Ach nee, ihr habt echt Bananensaft draufgehauen?«

»Klar, ohne Bananen läuft nix.« , antwortete Vincent.

»Oh Streitwagen, ich liebe den.« , sagte sie. »Und Perfektion

»Ich weiß.« Dag grinste.

»Euer Auftritt heut Abend steht auch?«

»Klar.«

»Ah geil. Find ich gut. Hannah und Katja kommen a...«

Letztgenannte riss Isabelles Türe auf, mit geschlossenen Augen. »Seid ihr angezogen?«

»Nein, wir liegen zu dritt im Bett und warten nur auf dich, damit die Orgie starten kann.« , sprach Vincent.

Katja öffnete ein Auge und sah ihn streng an. »Heut sind wir wohl wieder spaßig unterwegs?!«

»Klar, immer.« , grinste er.

Sie schüttelte genervt den Kopf und widmete sich dann ihrer Freundin zu. »Hättest du ein wenig Zeit.« Sie sah kurz und fast unbemerkt zu Vincent. »Es ist wichtig.«

Isabelle legte die CD weg. »Klar natürlich.« Sie folgte Katja direkt aus dem Zimmer raus, die anschließend das freie Badezimmer ansteuerte.

Während Isabelle sich auf den Wannenrand setzte, schloss ihre blonde Freundin die Türe und steuerte die Toilette an. Sie holte eine längliche Verpackung aus Ihrem BH und zog die Hose runter.

»Soll ich dir jetzt beim Pinkeln zugucken?«

»Ich hab meine Tage nicht bekommen.« Katja versuchte die Verpackung mit den Zähnen zu öffnen.

Isabelle nahm es ihr ab und holte den Stab heraus, den sie ihr dann in die Hand gab. »Oh, das ist ... nicht gut?!«

»Nein, natürlich ist das nicht gut.« Katja hielt das Ding zwischen ihre Beine und pinkelte.

»Denkst du ... Pierre würde sich nicht freuen?«

Die sonst so quirlige Blondine legte den Test ins Waschbecken und zog sich die Hose hoch, bevor sie abzog und den Deckel schloss. »Nein, er würde sich nicht freuen.«

»Du solltest nicht so pessimistisch sein. Ich glaube Dag würde auch erst einen Schock bekommen, genau wie ich, weil wir einfach zu jung dafür sind, aber ...«

»Es ist wenn, von Vince.« , sagte Katja leise und setzte sich auf den Klodeckel.

»Was?« Isabelle runzelte die Stirn. »Bist du sicher?«

Ihre Freundin nickte und sah auf den Boden. »Pierre schießt genaugenommen mit ... Platzpatronen. Er hatte als Kind so eine Entzündung der Hoden, auf jeden Fall, ist er ... unfruchtbar.«

»Oh.«

»Ja, oh.«

»Verhütest du nicht?«

»Doch klar. Aber beim letzten Mal war es ein bisschen ... « Sie atmete tief aus. »... Wir haben erst ohne und dann ... Gott, wer hat sich dieses dämliche Konzept ausgedacht, das man nur von einem idiotischen Tropfen schwanger werden kann?!«

»Ich versteh' eure Sache da eh nicht.« , sagte Isabelle. »Liebst du Pierre?«

»Ich weiß nicht.«

»Vince?«

»Nein ... ich weiß nicht. Er tut mir gut, wenn ich mal wieder Krach mit Pierre habe und ...«

»Nein, nix und ... wenn ich Krach mit Dag habe, suche ich mir auch keinen anderen, der mich mal durch die Betten scheucht.«

»Ich weiß, das ich Fehler mache, okay?! Du musst mir die jetzt nicht unter die Nase reiben.« Katja wurde ungewollt lauter.

»Du musst dich einfach für einen entscheiden.«

»Ich bin noch jung. Ich bin nicht wie du und Dag, die wissen, dass sie ein Leben lang zusammen sein wollen. Ich will mich nicht festlegen.«

»Wenn der positiv ist, musst du dich aber festlegen.«

Katja griff nach dem Test. »Scheiße.« , sagte sie, als sie drauf sah.

»Positiv?«

»Nein. Ich hab zu viel draufgepinkelt, das komplette Feld ist pink.« 

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt