Kapitel 72

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Dag trug Isabelles Koffer mit hinauf, nachdem sie eine Woche später ein paar Tage in Paris hinter sich hatten.

»Ich kann meinen Koffer alleine tragen.« , sagte sie und versuchte, ihm das schwere Teil wegzunehmen.

»Geh jetzt weiter hoch, ich hatte nämlich einen tollen Anblick.«

»Idiot.« , sagte sie, wackelte aber doch ein wenig mehr mit ihrem Hintern, als sie die Stufen hinaufging. »So einen Trip müssten wir öfters machen.«

»Weil wir mal unter uns waren?!«

»Auch.« Sie blieb wieder stehen und drehte sich zu ihm um. »Ich weiß genau, worauf du anspielst.«

»Überleg es dir doch nochmal. Sei ehrlich, es war geil nicht darauf zu achten, ob jemand reinkommt.« Er deutete mit seinem Kopf an, dass sie weitergehen sollte. »Diesen nakey Sunday könnten wir dann immer haben.«

»Versuch den Tag doch einfach in der WG einzuführen.« , witzelte sie und suchte ihren Schlüssel raus.

»Ach Isy. Komm, es wäre echt viel schöner, wenn wir einen Rückzugsort nur für uns hätten.«

»Ich überleg's mir okay?!« Sie öffnete die Türe. »Wir sind wieder daaaaaaa. Wer hat uns alles vermisst?«

»Wir sind am Tisch.«, hörten sie Vincents Stimme.

»Oh du bist auch schon da?!« , rief Dag ihm entgegen und stellte die Koffer im Flur ab, um kurz danach mit weit geöffneten Armen ins Wohnzimmer zu rennen. »Hey, was sitzt ihr hier? Komm Stein, bewege deinen Arsch rüber und umarme mich.«

Vincent stand auf und umarmte ihn halbherzig.

»Ey was's los?«

»Ehm. Ja ... setzt euch erstmal. Katja ... ja, ehm ... sie hat was zu ... verkünden ... was, ehm, hier einiges ändern wird.«

Isabelle sah erst zu Hannah, dann zu Katja. »Was ist los?« , wiederholte sie Dags Frage von vorhin.

»Setzt euch.« , sagte Vincent und nahm selber wieder seinen Platz ein.

Isabelle behielt Blickkontakt mit Katja. »Ist es das, was ich denke?«

»Keine Ahnung was du momentan denkst. In eurer Abwesenheit habe ich nicht gelernt, Gedanken zu lesen.« , sprach die Blondine.

»Ich meine ... die Sache, die wir schonmal hatten und die jetzt eventuell doch eingetroffen ist?!« Isabelle blickte kurz zu Vincent rüber.

Katja runzelte die Stirn und realisierte dann, worauf ihre Freundin aus war. »Oh! Nein. Nein. Um Gottes willen, nein. Nicht das.«

Isabelle atmete erleichtert aus. »Okay, dann ... egal was es ist ... wir bekommen das schon geschaukelt.«

Die drei am Tisch blieben stumm.

Dag setzte sich neben Vincent hin. »Ja. Lasst uns 'ne Lösung finden.«

»So einfach ist das nicht.« , meinte Hannah. »Da gibt's quasi keine Lösung, weil ... es schon entschiedene Sache ist.«

Isabelle sah Katja fragend an, die dann endlich ihr Schweigen brach. »Es tut mir wirklich leid.«

»Was tut dir leid?«

»Ich geh' weg.«

»Weg? Wohin, weg?«

Katja sah auf die Tischplatte und vermied weiteren Augenkontakt. »Ich ... ich geh nach Kanada.«

»Kanada??? Wies...? Pierre? Du gehst mit Pierre?« Isabelle sah sie fassungslos an. Katja nickte. »Wieso?« Sie schüttelte verständnislos ihren Kopf, als sie abermals nachfragte.

»Ich ... ich muss dem was wir haben, eine Chance geben.«

»Sagt wer?«

»Ich.«

»Eine Chance?!« Isabelle zeigte auf Vincent. »Ihr habt nichts Besonderes, Katja. Weil dann könnte ich es verstehen, dass du mit ihm gehen willst, aber das ist und bleibt eine On-Off-Beziehung, mehr nicht.«

»Beruhige dich Isy.« , sagte Dag, als er bemerkte, wie sehr die Tonlage seiner Freundin anstieg.

»Beruhigen? Nein, sie verlässt uns. Und das wegen eines Typen, den sie immer wieder durch ihn da ersetzt.« Erneut zeigte sie auf Vincent.

»Ah okay. Ich verstehe. Wenn du aber für Dag irgendwo hinreisen würdest, wäre es okay?!« , antwortete Katja schnippisch.

»Okay wäre es auch nicht, aber immer noch begreiflicher, als das, was du hier abziehst.« , schrie Isabelle.

»In welcher Hinsicht?«

»Weil Dag und ich eine ernsthafte Beziehung führen.«

»Stopp. Nur weil nicht jeder so eine Beziehung führt, wie ihr zwei, heißt das nicht, das andere Leute nichts Ernsthaftes haben.« , schrie jetzt Katja zurück.

»Leute, nicht so.« , versuchte Hannah das Gespräch zu mildern.

Isabelle sprang auf. »Nein, ist okay. Sie hat ihren Standpunkt deutlich gemacht. Dann wünsche ich dir viel Spaß in Ka-na-da.«

»Isabelle setz dich jetzt hin.« , sprach Vincent. »So sollte es nicht sein. Wir müssen über die Band reden und die Wohnung und ...«

»Und was? Unsere Freundschaft? Die hat Katja doch soeben in den Wind geschossen.« Sie stiefelte Richtung ihr Zimmer. »Genauso wie die Band, die ab jetzt Geschichte ist, ach und nicht zu vergessen, das diese Wohnung zu groß ist, für mich und Hannah alleine, also ja, unser Zuhause ist ab jetzt auch Geschichte.« Sie riss ihre Zimmertüre auf. »Freu dich Dag. Nun werden wir uns wohl doch eine kleine Wohnung suchen.« Mit Wut knallte sie die Türe zu.

Die Tränen konnte sie nicht mehr unterdrücken. Sie war wütend und traurig zugleich. Es ging ihr grundlegend nicht um die Band ... oder die Bude ... Katja war ihre Freundin und diese Freundschaft wollte sie nicht missen.

Wütend strampelte sie herum, wie ein kleines Kind, bevor sie sich auf ihr Bett setzte und zurückfallen ließ.

»Raus.« , sagte sie herrisch, als ihre Türe geöffnet wurde.

»Isy. Komm raus und wir reden nochmal über alles.« Dag setzte sich zu ihr.

»Nein. Es wurde alles gesagt.«

»Nein. Das habt ihr nicht. Ich weiß, wieso du so sauer bist. Dir geht es nicht um die Band. Katja ist ... sie ist die nächste, die dich verlässt. Ich versteh' das.«

Isabelle stütze sich ein wenig ab und sah ihn an. »Sascha sehen wir gelegentlich, aber Katja verlässt uns für immer. Sie verlässt mich für immer.«

»Quatsch. Ihr werdet euch vielleicht nicht so oft sehen können, aber ihr bleibt Freundinnen.«

»Erzähl keinen Schwachsinn.« , sagte Isabelle. »Wie kann sie nur mit Pierre gehen. Ich versteh' das einfach nicht.«

»Es reicht ja, wenn Katja weiß, wieso sie es macht.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wette mit dir, sie weiß nicht mal, wieso sie es macht.« Sie lehnte sich an Dags Schulter. »Wir kommen gerade aus Paris und dann das. Jetzt ist alles vorbei.«

»Oder es ist einfach nur der Anfang von etwas Neuem.« , sprach er und drückte sie feste an sich.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora