Kapitel 39

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Dag wurde wach, als das Sonnenlicht in sein Gesicht schien.

Er befreite seinen Arm von Isabelles Kopf und stand auf, um den blöden Vorhang zuzuziehen.

Sein Blick ruhte auf die leere Wasserflasche. Murmelnd bückte er sich und zog sich seine Boxershorts über, bevor er das Zimmer verließ und erst das Badezimmer ansteuerte, bis er in die Küche schlurfte und den Kühlschrank öffnete.

Dag exte zu Beginn eine Flasche leer und nahm dann eine Neue heraus, als die Haustüre sich auftat und ein Schlüssel aufgehangen wurde.

»Oh. Schon wach?« Sascha sah Dag an. In seiner Hand hielt er zwei Tüten vom Bäcker und eine normale Stofftüte aus der Gemüse obenrum herausschaute.

»Nicht ganz. Das doofe Tageslicht ist schuld.« Dag setzte sich mit Schwung auf die Arbeitsplatte. »Was hast du vor?«

»Ich wollte Frühstück für uns alle machen.« , sagte Sascha und packte die Tasche aus.

»Wieso?«

Er machte eine kleine Pause. »Einfach so.« , antwortete er schließlich.

»Wie geht es deinen Blessuren?«

»Na ja... Ich wäre besser nicht mitgegangen. Ich wollte eigentlich gar nicht mit.«

»Und wieso bist du dann mitgefahren?«

Saschas Blick war auf Isabelles Zimmertüre gerichtet. »Ich wollte halt ... ach egal.«

»Sag schon.«

»Ich wollte halt ... die letzten Tage ... Isabelle soll nicht ...« , stammelte er.

»Was für letzte Tage?«

Sascha lehnte sich neben Dag an die Platte. »Ich geh zurück.«

»Wohin zurück?«

»Nach Köln. Ich hab ein tolles Jobangebot und ... Lea hat sich auch schon umgesehen und hatte vor zwei Wochen ein Vorstellungsgespräch.«

»Als wir da waren?« Dag sah ihn konfus an, denn sie alle waren besagtes Wochenende bei David eingeladen gewesen, der seinen Zwanzigsten groß gefeiert hatte.

Sascha nickte. »Ja. Den Montagmorgen danach hatte sie das Gespräch, bevor wir zurückgefahren sind. Wir waren halt da noch nicht sicher, aber letzte Woche kam das Ja der Firma und ... wir ziehen weg.«

»Aber eure Band?«

»Ich weiß. Wir haben schon für Ersatz gesorgt ... nur halt noch niemanden fürs Keyboard gefunden.«

»Aber das ist doch dann nicht dasselbe.« , sagte Dag. »Ich könnte auch nicht einfach Vince ersetzen. Euch verbindet genauso eine tiefe Freundschaft.«

»Ich weiß Dag. Deswegen ist das auch so scheiße schwer für mich. Ich verlasse nicht nur diese Stadt und kehre der Band den Rücken zu, nein, ich lasse auch Isabelle alleine.«

»Bist du denn sicher, dass du das auch wirklich willst?«

Sascha nickte. »Es wird Zeit für mich ... erwachsen zu werden.«

»Das kannst du auch hier in Berlin.«

Jetzt schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich kann das hier nicht. Isabelle kann das, aber ich nicht.«

»Man muss doch gar nicht erwachsen werden.«

»Ja, Peter Pan.« Sascha rollte mit den Augen und begann die Gurke zu schnibbeln.

»So meine ich das nicht? Aber was ist an deinem Leben nicht erwachsen?«

»Vieles.« Er verteilte die Gurkenstücke auf einen kleinen Teller. »Lea und ich wollen mal heiraten. Kinder bekommen.«

»Macht Berlin unfruchtbar oder wieso musst du dafür zurückgehen?«

»Du verstehst mich nicht. Das Leben, das wir hier führen, ist nicht hierfür geeignet ... das wird Lea und mich nicht weiterbringen.«

»Du sagst also, das Isy und ich keine Zukunft haben werden?«

»Nein.« Er schüttelte vehement seinen Kopf. »Du und Isabelle, das ist richtig so ... dieses Leben was ihr führt ... aber es ist nichts für Lea und mich.«

»Du machst also Frühstück, um es ihr schonend beizubringen?«

»Wenn sie gegessen hat und zuvor noch ne heiße, anstrengende Nacht hatte, ja ich habe euch gehört, ich meine, die komplette Straße hat euch gehört ... dann ist sie ausgeglichener.«

»So laut waren wir auch nicht.«

Sascha stoppte ab. »Ehrlich?! Ich dachte einmal, du bringst sie um, so laut hat sie geschrien. Also wenn du das, was auch immer du da mit ihr gemacht hast, im Pool getan hättest, dann wären wir alle gefickt gewesen, weil wir dann mit hoher Wahrscheinlichkeit erwischt worden wären.«

Dag fasste sich spitzbübisch an den Hinterkopf. »Okay. Hast ja Recht.«

»Um aufs eigentliche Thema zurückzuspringen ... ich hoffe, ich kann es ihr mit dieser Geste schonend beibringen.«

»Ich glaube, egal wie du es rüberbringen wirst, es wird so oder so ein Schock für sie werden, wenn du zurück nach Köln gehst.«

»Du gehst zurück?« Fassungslos und lediglich mit Dags Shirt bekleidet, stand Isabelle im Türrahmen.

Sascha drehte sich um. »Ehm ... wie viel hast du gehört?«

»Genug, um zu wissen, dass du entschieden hast zu gehen.« Sie näherte sich den beiden. »Wieso erzählst du mir das erst, wenn deine Entscheidung schon gefallen ist?«

»Weil ich nicht wusste, wie du es aufnehmen wirst.«

»Lea geht auch?«

Sascha nickte.

»Unsere Band?«

»Wir haben schon für zwei Neue gesorgt. Die kommen heute, wenn wir proben.«

»Aber das wird nicht dasselbe sein.« Sie drehte sich um und ging zurück in ihr Zimmer.

»Ich weiß, es tut mir auch leid, aber ... ich muss das tun Isabelle.« , sagte Sascha, der ihr folgte ... mit Dag als Begleitperson. »Oh Kinders. Ihr solltet mal lüften. Das komplette Zimmer riecht nach Sex.«

»Ich rieche nix.« , meinte Dag und drängte sich an ihm vorbei zu Isabelle, die auf ihrem Bett saß.

Sascha ging zum Fenster und riss es auf.

»Ich bin dir nicht böse.« , sagte Isabelle. »Es ist nur ... wir sind doch ein Team. Und das nicht nur wegen der Band.«

»Ich weiß. Deswegen fällt es mir auch so schwer, aber ich ... meine Zeit ist gekommen ...«

»Du stirbst doch nicht Alter.« , unterbrach Dag ihn.

»Lass mich doch ausreden.«

Isabelle lächelte ein wenig.

Sascha hockte sich vor sie hin. »Ich muss weitergehen. Ich stecke fest. Manchmal beginnt man dieselbe Strecke, merkt aber dann doch, das ... « Er schloss kurz seine Augen. »Du folgst weiter dem Weg, was auch richtig ist Isabelle, das ist nämlich dein Weg. Genauso wie es dein Weg ist, hierzubleiben. Aber meiner ... meine Ausfahrt ist gekommen und wenn ich die verpasse ... wer weiß, ob ich dann nochmal eine Abfahrt bekomme.«

»Wann seid ihr weg?« , fragte sie ihn.

»In einer Woche.«

»Schon?«

Sascha nickte. Isabelle umarmte ihn stürmisch. »Du versprichst mir, das wir in Kontakt bleiben. Und das ihr uns besuchen kommt.«

»Natürlich. Ich kann doch mein Leben nicht weiterführen, ohne das du weiterhin ein Teil davon bleibst.«

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now