Kapitel 15

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»Und hier habe ich sie geküsst.« Dag zeigte präsentierend auf den Bereich am Hauseingang.

Vincent legte ein geschauspielertes Lächeln auf und zeigte seinen Daumen in die Höhe. »Weißt du, an was du mich gerade erinnerst?«

Dag hielt an und schüttelte den Kopf.

Vincent räusperte sich und verstellte dann seine Stimme tief. »Ich habe Feuer gemacht.« Dabei haute er sich auf seiner Brust herum, als wäre er Tarzan aus dem Dschungel.

»Haha. Sehr witzig.« Er machte eine kleine theatralische Pause. »Nicht.«

»Doch. Du führst dich auf, als wärst du der erste Typ, der ne Kleine vor 'nem Hauseingang küsst, aber nein das bist du nicht Dag. Vor dir gab es schon hunderte und selbst in Filmen wird das oft thematisiert. Doch wofür du vielleicht einzigartig bist und sein wirst, du bist der einzige Trottel, der dafür ewig lang gebraucht hat.«

»Lache ich?« Dag zeigte auf seinen Mund. »Nein. Dein Witz Herr Stein, ist also wieder mal an mir vorbeigerauscht mit 60 km/h durch die 30er Zone.«

»Genauso wie deine Chance bei Isabelle fast vorbeigerauscht ist.«

»Fast. Ich hab ja noch die Kurve bekommen.«

»Ja mit meinem Anhänger.«

Dag verzog sein Gesicht. »Hört sich leicht ... andersrum an.«

»Ja weil mein mächtiges Geschoss dich davor gerettet hat in die Friendzone abzudriften.«

»Ey Brudi, du reitest uns gerade immer tiefer ins Gespräch. Ich will bestimmt nicht darüber nachdenken, dass dein Pullermann der Rettungsring für meine Beziehung mit Isy gewesen ist.«

»Wieso nicht?« , scherzte Vincent und verabreichte Dag einen Schlag auf den Oberarm.

»Nee. Jetzt mal ehrlich. Hier hab ich sie geküsst. Hier hat es angefangen.«

»Nee.« , gab Vincent von sich. »Angefangen hat es, als sie dir die Tür in die Fresse geschlagen hat. Wäre nämlich das nicht geschehen, wärst du im Leben nicht mit ihr so richtig ins Gespräch gekommen.«

Dags Stirn legte sich in Falten. »Ach lass uns reingehen.«

Vincent ging trotzdem voran und hielt ihm auch die Türe zu Andis Schuppen auf. Es war nicht sehr voll. Das war es mittwochs nie.

Sie steuerten sofort ihre Plätze an, die wie immer freistanden, weil Andi mittlerweile stets ein Reserviert-Schild dort ablegte.

»Ach, kommt ihr auch mal endlich.« , meinte genau jener und stellte beiden ein Bier hin. »Gratuliere Dag.«

»Zu was?«

»Isabelle.«

»Sie hat es dir erzählt?«

»Nein. Das war ich.« , sagte Sascha, der plötzlich hinter den beiden stand. »Wusste nicht, das es ein Geheimnis sein sollte.«

ᴺᴵᶜᴴᵀ ᴳᴱᴿᴬᴰᴱ ᴱᴵᴺ ᴳᴱᴴᴱᴵᴹᴺᴵˁ, ᴬᴮᴱᴿ ᴵᴴᴿ ᴹᴬᶜᴴᵀ ᴶᴬ ᴰᴬᴿᴬᵁˁ ˁᶜᴴᴼᴺ ᴱᴵᴺᴱᴺ ˁᵀᴬᴬᵀˁᴬᴷᵀ.

»Nee, aber ich wusste nicht, dass es euch alle so brennend interessiert.«

»Wir haben sogar Wetten darauf abgeschlossen.« , meinte Sascha und hielt vor Vincent seine Hand ausgestreckt hin.

Vincent rollte mit den Augen und überreichte ihm zehn Euro. »In D-Mark hätte ich es besser gefunden. Der Euro lässt mein Portemonnaie immer so mickrig wirken.«

»Katja und Lea mussten auch schon blechen. Komm Andi, pack aus.« Sascha rieb den Zeige- und Mittelfinger an seinen Daumen.

Andi öffnete die Kasse und holte ebenfalls zehn Euro raus, die er ihm dann überreichte.

»Ihr habt gewettet? Auf was?« Dag sah die Drei abwechselnd an.

»Wann du endlich Feuer machen.« , sagte Vincent mit wiederholt verstellter Stimme.

»Immer noch nicht witzig.«

Die anderen lachten.

»So ich muss mal auf die Bühne. Katja und Isabelle müssten endlich jede Minute hier auftauchen.« Sascha verschwand eilig und kletterte auf das Podium.

»Ihr habt echt gegen mich gewettet?« , fing Dag jetzt erneut an.

»Nein. Nicht gegen dich. Halt einfach, wann du es endlich auf die Reihe bekommst.« , antwortete sein bester Freund.

»Toll. Und was hast du gesagt?«

»Gestern. Also hatte ich so oder so verloren, daher war der Schubs oder besser gesagt, mein Rettungsring nicht schädlich für mich.«

»Hey, aber ich war noch im Rennen und Katja auch.« , sagte Andi und holte einen Zettel raus. »Ich hab auf morgen getippt und Katja auf ... Silvester.«

»Ach, die hat sich doch extra bei mir gemeldet, das ich dem da mal 'nen Tritt in den Arsch verpasse, damit der voranmacht.« , meinte Vincent. »Also ist die selber Schuld.«

»Silvester?« Dag nahm Andi den Zettel ab und starrte drauf.

»Ja. Sie meinte, da wäre es am ehesten, dass du ihr 'nen Schmatzer aufdrückst.«

»Wow. Du hast schon erzählt, das ich eigentlich keine Probleme habe, ne Olle zu klären?!«

»Natürlich. Keine Sorge. Jeder weiß, dass du kein Kind von Traurigkeit bist.«

»Ja. Dag hat schon ein paar Blümchen vom Wegesrand gepflückt.« , meinte Andi, der gerade eine Flasche aus dem untersten Regal herausholte und dann erschrocken hinter Dag sah, als er sich wieder aufrecht stellte.

»Ah. Ist dem so?« Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Isabelle die Drei an.

»Nein, also ich ...« , stammelte Dag.

»Hey ist doch okay. Solange ich jetzt das einzige Blümchen bleibe.« Sie küsste ihn.

»Herz an Herz, hörst du mich. SOS ich liebe dich. Ich und du, immerzu, du und ich.« , stimmte Vincent musikalisch mit ein, bis die beiden ihre Lippen voneinander trennten.

»Ich wollte dich noch was fragen.« Isabelle wackelte ein wenig aufgeputscht hin und her.

»Okay, was denn?« Dag sah sie fragend an.

ʲᵉᵗᶻᵗ ᵒᵈᵉʳ ᶰᶤᵉ!

»Schläfst du heut bei mir?« , schoss es aus ihr heraus.

»Ehm. Heut?«

»Du willst nicht?!«

ʷᵃʳᵘᵐ üᵇᵉʳᵗʳᵉᶤᵇᵉ ᶤᶜʰ ᵃᵘᶜʰ ᵒʰᶰᵉ ᵘᵐʷᵉᵍᵉ? ʰᵉʸ, ʰᵃˡˡᵒ, ᵈᵘ ʰᵃˢᵗ ᵐᶤᶜʰ ʰᵉᵘᵗ ᵉᶰᵈˡᶤᶜʰ ᵐᵃˡ ᵍᵉᵏüˢˢᵗ, ʷᶤˡˡˢᵗ ᵈᵘ ᵃᵘᶜʰ ᵈᶤʳᵉᵏᵗ ᵐᶤᵗ ᵐᶤʳ ᶤᶰ ᵉᶤᶰᵉᵐ ᵇᵉᵗᵗ ˢᶜʰˡᵃᶠᵉᶰ? ʷᶤᵉ ᵇˡöᵈ ᵇᶤˢᵗ ᵈᵘ ᵉᶤᵍᵉᶰᵗˡᶤᶜʰ ᶤˢᵃᵇᵉˡˡᵉ?

»Nein. Nein. Also ... klar gerne, aber ... was ist mit Vince? Er muss sonst alleine zurückfahren.«

»Er kann doch auch ...«

»Zu dritt?« , fragte Dag irritiert.

Isabelle schmunzelte und näherte sich seinem Ohr. »Tina ist nicht da. Er kann doch bei ihr im Zimmer pennen und du ... du schläfst bei mir.«

Dag grinste. »Ah, okay.«

»Was flüstert ihr?« Vincent sah beide an.

»Wir schlafen heut hier.«

»Wir? Bekommst du ohne mich wieder nichts gebacken?«

Dag äffte ihn nach. »Nee du schläfst bei Tina.«

»Ach jetzt werd' ich auch noch gezwungen bei jemanden zu pennen?!«

Isabelle lachte. »Tina ist nicht da. Du kannst also in ihrem Bett schlafen, damit du nicht alleine nach Hause fahren musst, weil der Typ hier ...« Sie zeigte auf Dag. »...wird bei mir schlafen.« Sie gab Dag noch einen Kuss, der dieses Mal ein wenig länger anhielt und tänzelte fröhlich zur Bühne.

»Ich komm mir ja kein bisschen vor, wie das dritte Rad am Fahrrad.« Vincent nahm einen kräftigen Schluck vom Bier. »Ich hoffe wenigstens, das ihr leise sein werdet. Hab keine Lust, ein Trauma davon zu tragen, weil ich die ganze Nacht hören muss, wie es nebenan quietscht und stöhnt.«

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now