Kapitel 28

183 16 0
                                    

Isabelles Freunde fuhren in einen Kreisverkehr und nahmen die zweite Ausfahrt.

Dag sah sich draußen um. Obwohl es sehr früh am Morgen war, waren schon einige Leute unter freiem Himmel unterwegs.

Es ging leicht bergab und dann wieder bergauf. Über ihnen war eine kleine Brücke zu erkennen. Er sah einen Wegweiser, der darauf hinwies, dass sich geradeaus eine Polizeiwache befand. Doch sie nahmen die zweite Straße nach rechts und bogen dort ein.

Ein großes Hochhaus war zu sehen, durch das sie, ähnlich wie bei einem kleinen Tunnel, fahren konnten, denn der Komplex befand sich rechts und links von der Straße und wurde auf der Fahrbahn mit dicken Pfeilern angehoben, so das man hindurch fahren konnte.

»Wir müssen hier einen Parkplatz suchen.« , sagte Sascha und sah sich um, während sie über eine kleine Erhöhung nach der anderen fuhren.

Nach einigen Minuten wurden sie teilweise fündig, denn mit dem VW Bus war es nicht so einfach, eine geeignete Parkfläche zu finden, daher parkte Sascha vor einer Garage und hinterließ seine Handynummer auf der Windschutzscheibe mit Hilfe eines Zettels.

Die vier steuerten das große Gebäude an, unter das sie vorhin hindurchgefahren sind.

»Hier wohnt er?« , fragte Vincent und sah hinauf.

»Ja. Dritte Etage.«

Sie gingen einmal um das Haus herum, um zur Türe zu gelangen.

»Hey. Wartet. Ich drücke auf.« , rief jemand von oben, bevor sie klingeln konnten.

Mit dem surrenden Geräusch traten sie ins Hausinnere und stiegen in den Aufzug ein.

David stand bereits im Hausflur und begrüßte als Erstes Sascha mit einer Umarmung. Er hatte mittlerweile schwarze Haare, die ihm fast bis zur Schulter reichten, war schlank, groß und besaß einige selbstgestochene Tätowierungen.

»Du musst Dag sein.« Er gab ihm freundlich die Hand. »Freut mich, dich mal persönlich kennenzulernen.«

Dag lächelte und grüßte ihn ebenso.

David begrüßte noch die anderen beiden im Hausflur und bat sie dann höflichst in seine Wohnung einzutreten. Ein junges Mädchen mit Buzzcut in Weißblond gefärbt, empfing die Vier gleichermaßen und zeigte ihnen einladend das Wohnzimmer.

»Das ist Wölkchen. Meine Freundin.« , stellte David sie vor. »Wollt ihr etwas trinken ... oder etwas essen?« Er sah auf die Uhr.

»Der Bäcker öffnet in zehn Minuten. Ich kann euch etwas holen, wenn ihr wollt.« , meinte Wölkchen kontaktfreudig.

»Nein nein ist schon okay.« , antwortete Dag für alle. »Hast du irgendwas rausbekommen?«

David nickte. »Ja. Sie ist bei Moritz.«

»In seinem Haus?« , fragte Sascha.

David schüttelte nun den Kopf. »Nein. Warum auch immer, aber er hat ein neues Anwesen und da wurde Sasa hingebracht.«

»Und ihre Eltern.«

»Die wohnen in der Nähe. Ich hab echt keinen Plan, warum jeder plötzlich woanders wohnt. Na ja, außer Marleen. Die haust immer noch bei ihren Schwiegereltern. Immer schön alles unter Kontrolle halten, wie ihr wisst.« Er holte einen Stadtplan heraus. »Deswegen ist Sasa auch bestimmt bei Moritz. Die Eltern gehen wohl davon aus, dass der sie mehr unter Kontrolle haben wird. Denn so, wie ich es in der kurzen Zeit herausgefunden habe, haben die Alten die eh schon abgeschrieben.«

»Hab ich mir schon gedacht.« Sascha sah auf den Stadtplan.

David sah zu Dag rüber. »Du hast wohl schon Bekanntschaft gemacht mit ihm.« Er zeigte auf seine eigene Nase.

»Ja. Aber die Quittung wird er noch erhalten.« , gab Dag von sich.

»Moritz ist link. Da musst du aufpassen. Der greift einen hinterrücks an, oder dann, wenn man nicht damit rechnet.« Er beugte sich ein wenig hinunter und präsentierte seinen Hinterkopf, auf der eine große Narbe zu sehen war. »Hier hat er mir eine Glasflasche über den Kopf gezogen.«

»Oh ja, ich weiß das noch, als wäre es gestern.« , berichtete Sascha. »So feige. Der hat gewartet bis du dich umdrehst.«

»Ja er fühlte sich blamiert, weil Sasa mit uns auf den Treppen am Dom saß.«

»Hört mal Leute, ich finde es ja toll, das wir jetzt hier sitzen und ...« Dag stockte kurz ab und sammelte andere Wörter. »Seid mir bitte nicht böse, aber könnten wir voranmachen. Ich will meine Freundin wieder bei mir haben. Ich will nicht mehr darüber nachdenken, was dieser Wichser für psychische Störungen an ihr auslässt. Ich will sie einfach in Sicherheit haben. Bei mir.«

»Ich weiß.« Aufmunternd lächelte David ihm zu. »Aber Sasa ist tough. Glaub mir. Die lässt sich nicht so leicht von ihm unterbuttern.«

»Ich weiß. Trotzdem will ich nicht, dass sie noch eine Minute länger bei ihm bleibt.«

»Meine Brüder waren schon vor der Villa.« , sagte Wölkchen. »Da wird es schwer reinzukommen, weil der ein geschlossenes Anwesen besitzt.«

»Wir müssen also einen Plan entwick...«

»Ey sorry Leute, aber ich gebe einen Fick auf euren Plan.« Dag unterbrach Sascha barsch und sprang auf. »Hier geht es nicht um einen Einbruch. Ich trete dem die Türe ein, hole mir mein Mädchen und gehe wieder ... Ah, nein. Ich vergaß. Vorher breche ich ihm noch die Nase.«

»So einfach wird das nicht gehen. Du kannst da nicht in aller Selbstverständlichkeit reinspazieren. Da ist ein Tor.« , erklärte David ihm.

»Und ein dämliches Tor soll mich aufhalten?«

»Wie wäre es, wenn wir die Polizei einschalten?« , meinte Sascha.

»Die Bullen? Für was?« Dag sah ihn irritiert an, obwohl er in Berlin selbst mit der Idee ankam.

»Ja ich meine, vielleicht könnten die ... Isabelle ist achtzehn.«

»Das Thema hatten wir schon.« , sagte Vincent. »Das wird nur zu unnötigen Diskussionen führen, weil es ihre Eltern sind. Sie wurde ja nicht von irgendeinem Gestörten entführt.«

»Klar wurde sie das.« Dags Stimme wurde lauter. »Familie hin oder her, aber die sind gestört.«

»Das wird die Bullerei nicht interessieren. Die sehen nur die feine Familie und dann uns. Wer ist dann wohl in deren Augen der schlechte Einfluss?«

»Ich will die Bullen eh nicht mehr dabei haben.« , sagte Dag. »Das ist meine Angelegenheit.«

»Was hast du vor?« David visierte Dag, der mittlerweile zum Fenster gegangen war und hinausschaute.

»Wie schon gesagt. Ich werde dem feinen Herrn die Türe eintreten und mir Isy schnappen.«

»Bist du sicher, dass das keine Kettenreaktion hervorrufen wird?« , meldete Katja sich zu Wort.

Dag schüttelte den Kopf. »Nein. Er wird wissen, dass er sich mit den Falschen angelegt hat.«

»Also hab ich das jetzt richtig verstanden? Wir fahren ohne Plan augenblicklich dahin?« , vergewisserte Sascha sich.

»Was hättest du denn gerne für einen Masterplan? Soll ich mich als Klempner ausgeben, damit er mir die Türe öffnet?« , fragte Dag.

»Nein, aber ... ich hoffe einfach, dass es klappt.«

ᴰᴬˁ ᵂᴵᴿᴰ ᴷᴸᴬᴾᴾᴱᴺ. ᴱˁ ᴹᵁˁˁ ᴷᴸᴬᴾᴾᴱᴺ.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt