Kapitel 60

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Dag und Vincent gaben gerade die zweite Zugabe, als Isabelle Richtung Toilette verschwand.

Hannah und Katja liefen ihr hinterher.

»Was ist los mit dir?« , fragte ihre blonde Freundin und hielt sie am Arm fest. »Du bist voll seltsam, seit wir hier sind.«

»Ich bin ein ... ekelhafter Mensch.« , sagte sie und riss sich los. Sie wusste nicht wieso, aber sie begann zu weinen und rannte in eine der Toiletten-Kabinen und schloss sich ein.

»Süße, komm raus und sag, was los ist. So können wir dir nicht helfen.« Katja klopfte mehrmals an der Türe, bis sie schließlich die daneben ansteuerte, auf den Klodeckel stieg und über die kleine Lücke hinüber zu Isabelle sah. »Komm raus.«

Isabelle sah hinauf, mit ihren verheulten Augen und verschmierten Mascara. Der Kajal lief ihr in schwarzen Tränen die Wangen hinab.

»Komm raus.« , wiederholte Katja sanft, aber auffordernd.

Sie nickte, rollte ein wenig Toilettenpapier ab und schnäuzte sich die Nase, bevor sie die Türe öffnete und hinaustrat.

Hannah streichelte über ihren Kopf. »Was ist denn los? Wieso bist du so emotional?«

»Du bist doch nicht schwanger?!« Katja sah sie mit großen Augen an.

»Nein.« , schniefte Isabelle und ging zu einem Waschbecken. Sie besah sich im Spiegel und jammerte erneut, als sie ihr verschmiertes Antlitz erblickte.

Mit Wasser und einem Tuch versuchte sie ein wenig wegzuwischen.

»Hör zu Süße, ich weiß nicht, was dir über die Leber gelaufen ist, aber ... jeder der dich beschreiben würde, würde niemals das Wort ekelhaft benutzen.« Katja nahm ihr ein Tuch aus der Hand und rieb unter ihrem Auge das Schwarze weg.

»Ich bin aber ein ekelhafter Mensch.«

»Und wieso denkst du das?« , wollte Hannah von ihr wissen.

»Weil ich ...« , sie stockte ab und kämpfte erneut mit ihren Emotionen. »... weil ich ihn nicht gönne, dass er dort oben steht. Ich sollte mich für ihn freuen, aber ... ich kann nicht. Die ganzen Songs über hab ich nur auf die Mädchen im Saal geachtet und wie einige ihn anhimmelten. Mir wurde übel, als ich sah, wie er zurückwinkte oder lächelte.« Sie warf ein nasses Tuch wütend in eine Ecke. »Ich bin nicht so ein Mensch. Ich war nie eifersüchtig, aber ... seit deiner Aussage mit Pierre, seh' ich plötzlich alle in Konkurrenz mit mir.«

Katja sah sie stirnrunzelnd an. »Hast du mir etwa nicht zugehört? Dag würde das niemals tun. Ihr beide seid etwas komplett anderes.«

»Na ja ...« , mischte sich plötzlich ein Mädchen ein, die ihren roten Lippenstift im Spiegel korrigierte, der zufälligerweise, dieselbe Farbe hatte, wie ihr langes Haar, die ihr bis zum Arsch gingen. »... kommt drauf an, vom wem ihr da sprecht.« Sie ploppte mit ihren Lippen und drehte sich zu den dreien um. »Meint ihr den dunkelhaarigen Sänger?«

Isabelle sah sie irritiert an und nickte dezent.

Das Grinsen des Mädchens wurde breiter und sie trat näher heran, dabei strich sie ihr mit zwei Fingern über die Wange. »Dann hast du wohl doch keinen Märchenprinzen.«

»Was laberst du da?« Katja drängte sich zwischen Isabelle und der Rothaarigen.

»Damit will ich nur sagen, dass er kein Engel ist. Bevor du nämlich kamst, hat er mich auf einen Drink eingeladen und fragte, ob er eventuell nach der Show noch mit zu mir nach Hause könnte ...« Sie machte eine theatralische Pause. »... und ich habe ja gesagt, nach dem fantastischen Kuss, den er mir daraufhin gegeben hat.«

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt