Kapitel 47

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»Du brauchst Kohlenhydrate.« , sagte Pierre und schob Vincent ein Vollkornbrötchen zu. »Das hilft gegen einen Kater. Vertrau' mir.«

Gemeinsam mit Hannah, Katja und Çan saßen sie am Essenstisch.

Vincent schüttelte den Kopf und stütze ebendiesen mit den Händen ab.

»Salz hilft auch. Iss ein Ei mit viel Salz darauf.« , meinte Hannah.

»Oder ein Rollmops.« , schlug Katja vor und lachte.

Vincent stöhnte auf. »Oh bitte, nein.«

»Ich hab dir aber auch einen frischen Ingwertee gemacht.« Hannah schob die Tasse ein wenig näher. »Das wird dir auch helfen. Das ist ein natürliches Mittel gegen Kopfschmerzen.«

Vincent setzte die Tasse an und nahm einen Schluck. Angewidert verzog er den Mund. »Das ist widerlich.«

»Dann trink einen Espresso mit Zitrone.« , meinte Pierre.

Sein Gesichtsausdruck blieb, als Vincent ihn ansah. »Iiih.«

»Geh' einfach an die Luft.« , nuschelte Çan desinteressiert. »Was ist denn mit den beiden. Pennen die noch? Die lief doch eben schon hier rum.« Er zeigte auf Isabelles geschlossene Türe.

»Die sind weggegangen. Isabelle meinte, es würde ein wenig dauern.« , antwortete Hannah.

»Nimm doch einfach 'ne Aspirin.« , sagte Katja ungeachtet dessen, was Çan von sich gegeben hat.

»Holst du mir eine?« , jammerte er.

»Jooo.« Katja stand auf und verschwand im Badezimmer. Kurze Zeit später kam sie wieder, ging in die Küche und füllte ein Glas mit Wasser. Sie warf eine Aspirin herein und setzte sich wie gehabt an den Tisch, nachdem sie das Medikament vor Vincent abgestellt hatte. »Weißt du Vincent. Sex hilft auch gegen einen Kater. Ob alleine, oder zu zweit ist irrelevant.«

Er sah sie an, ohne ein Wort auszusprechen. Katja wusste, was er sagen wollte, beziehungsweise, was er hätte sagen können ... doch Pierre war ebenso anwesend, weshalb er es fürs Beste hielt, seinen Mund zu halten.

Der Schlüssel im Schloss klapperte laut, als die beiden verlorengegangenen Verliebten die Wohnung betraten.

»Oh. Ihr frühstückt schon?!« , sagte Isabelle, als sie in den Raum reinspazierten. »Ich komme sofort. Ich muss kurz ins Badezimmer.« Eilig verschwand sie in dem erwähnten Gebäudeteil, machte sich ein wenig frisch und zog sich eine Jogginghose von Katja über.

Dag holte sich derweil ebenso eine Hose und ein Shirt, das er sich überzog, bevor er sich neben Vincent setzte.

Mit einem Lächeln nahm Isabelle darauffolgend den anderen freien Platz seitlich von Vincent ein.

»Doofe Frage ...« , begann Katja. »... wo wart ihr bitte halbnackt am frühen Morgen?«

Dag und Isabelle warfen sich eindeutige Blicke zu.

»Neeeeee. Wart ihr etwa im Auto?«

»Nein.« Isabelle schüttete sich Kaffee ein und lachte. »Keine Sorge.«

»Ich wollte gerade sagen; ihr wisst schon, das es taghell ist und euch jeder darin hätte sehen können.«

»Wir waren nicht im Auto.« , wiederholte sie.

»Im Hausflur?«

Dag schüttelte den Kopf.

»Na komm, sag schon.« Katja zerknüllte ihre Serviette und warf sie Dag zu.

»Sorry. Ein Gentleman genießt und schweigt.«

Çan verdrehte die Augen.

»Bestimmt auf der Bühne.« , sagte Hannah. »Das hat nämlich seinen Reiz.«

Pierre schüttelte den Kopf. »Nee ich hab den Schlüssel für die Bar.«

»Doch nicht etwa im Hausflur?« Konfus sah Katja beide abwechselnd an.

»Nee, das hätten wir gehört.« , mischte Vincent sich mit jammernder Tonlage ein. »Die da, kann nämlich nicht leise sein.«

Empört stupste Isabelle Vincent an. »Wenn du nichts mitbekommst, aber das bekommst du mit.«

»Boah, wen interessiert es, wo die beiden ficken?« Çan stand auf und stiefelte aus der Wohnung hinaus, ohne sich zu verabschieden.

»Siehst du, Liebelein ...« , sagte Katja zu Dag. »... du musst dir keinen Kopf machen, über die Fantasie anderer.«

»Übrigens, Fantasien.« Hannah stand auf und holte einen Stapel Briefe hervor. »Ich war eben am Briefkasten, also nein, die zwei waren nicht im Hausflur am pimpern Katja, denn dann hätte ich die gesehen, aaaaber schaut euch mal diesen Flyer an.« Sie zog unter den Briefen ein Faltprospekt hervor, der ihre eigene Band zeigte.

Katja nahm ihn an sich und las laut vor. »Guter Sex ist hemmungslose Fantasie, bis hin zur Ekstase. Genau wie Stoney Mahoney. Jedes Wochenende und Mittwochs bei Andis Oma im Keller live und ohne Gummiüberzug.«

»Was ist das bitte?« Isabelle nahm den Flyer entgegen und las ihn vorsichtshalber abermals durch. »Das hört sich ja an, als wären wir so eine Porno-Band, die zusätzlich noch Sex anbietet.«

»Ja, find ich auch.« , sagte Hannah. »Also war das keiner von euch?«

»Ich habe keinen Auftrag dafür rausgegeben.« Isabelle drehte das Werbeblättchen um und sah danach Katja fragend an.

»Ich auch nicht. Meinste, ich hätte das sonst so überrascht vorgelesen?!«

»Çan.« , sagte Dag. »Wetten das war dieser Idiot.«

Katja nahm Isabelle das Blatt wieder weg. »Da muss doch ne Nummer draufstehen, von da, wo die Arschgeige, die bestellt hat. Ich ruf da an und lass die stornieren.«

»Wenn es dafür nicht zu spät ist.« , sagte Vincent und atmete tief ein, um die ansteigende Übelkeit zu unterbrechen. »Wenn ihr das im Briefkasten hattet, dann sind die Flyer ja quasi schon unterwegs.«

»Boah ich bring den Wichsfrosch um.« Katja stand wütend auf.

»Was ist denn bitte ein Wichsfrosch?« Vincent sah ihr hinterher.

»Ein wichsender Frosch natürlich.«

»Natürlich. Wieso frage ich überhaupt?!« , gab er ironisch von sich.

Isabelle lachte und schüttelte den Kopf, als sie den Packen Briefe nahm. »Wir sollten hier extra Fächer machen, damit derjenige, der die Briefpost hochholt, diese direkt einsortieren kann.«

»Gewissermaßen ein Briefsortierer.« , fügte Vincent dem hinzu.

»Genau.« Isabelle unterteilte sie auf dem Tisch, als sie bei einem Brief innehielt, der ihren Namen trug.

Sie drehte ihn um und besah sich den Absender.

Für einen Moment hatte sie das Gefühl, ihr Herz hätte einen Atemzug stillgestanden.

»Was ist los?« , fragte Dag, der ihren Blick sofort registrierte.

Isabelle überreichte ihm den Brief, denn sie war augenblicklich nicht in der Lage zu sprechen.

»Von Marleen Menke-Hahnstein.« , las Dag vor und sah Isabelle wieder an. »Deine Schwester?!«

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now