Kapitel 25

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»Hier nimm ein Oberteil von mir.« , sagte Sascha und reichte dieses Dag, der auf der Couch saß, während Katja seine Knie und seine Fingerknöchel mit einem Tuch von Blut und Schmutz säuberte.

»Wir sollten die Polizei rufen.« , meinte dieser ohne Überleitung.

»Und was willst du denen sagen?« Vincent lehnte an der Wand. »Meine Freundin wurde von ihrem Vater nach Hause geholt. Bitte helfen Sie mir?!«

»Das ist nicht ihr zu Hause. Das hier ist ihr zu Hause. Wir sind ihr zu Hause. Ich bin ihr zu Hause.«

»Das wird die nicht interessieren, was du fühlst. Er ist ihr Vater.«

»Sie ist achtzehn. Scheiß verfickte achtzehn. Sie ist kein kleines Kind.«

»Dag hat Recht.« , sagte Sascha. »Sie ist achtzehn. Sie kann selbst entscheiden.«

»Dafür warst du aber eben ganz schön ruhig.« , gab Katja von sich.

»Natürlich. Du kennst ihren Bruder nicht. Das ist ein richtiger Choleriker. Ich hab mich einmal mit ihm angelegt, als wir am See eine Party machten und er dort ankam und Isabelle kiffend vorgefunden hat.« , sprach Sascha. »Der hat mir den Arm gebrochen und da war ich gerade mal sechzehn.«

»Wird er sie schlagen?« , fuhr Dag plötzlich hoch. »Wird er Isy schlagen?«

Sascha zuckte mit den Schultern, aber da war etwas in seinem Blick, das deuten ließ, das Moritz vor Isabelle keine Rücksicht nahm.

»Los Vincent. Fahr mich zu ihr.« , befahl Dag im lauten Ton.

»Und dann?«

»Ich hol sie wieder hierher. Zu mir. Da wo sie hingehört.«

»Und du denkst, die werden dann nicht wiederkommen und dasselbe abziehen?«

Dag schüttelte den Kopf. »Nein. Ich nehme sie mit zu mir nach Hause. Meine Mutter mag sie total. Die werden Isy nicht finden.«

»Ey ich weiß nicht.«

»Ich komm mit.« , meinte Katja, ohne groß darüber nachzudenken.

»Wohin?« , fragte Lea, die ihren Bruder schnell nach Hause gebracht hat, nachdem was vorhin geschehen war.

»Dag und ich werden Isabelle zurückholen.«

»Ihr zwei?«

»Nee wenn der Trottel dahin will, fahr ich natürlich auch noch mit.« , meinte Vincent.

Sascha verzog seinen Mund wieder seitlich, stand auf und ging in Isabelles Zimmer. Wenige Sekunden später erschien er mit ihrem Handy in der Hand.

»Was hast du vor?« , fragte Lea ihren Freund.

»Na ja ich fahr dann auch mit, aber wir müssen erst einiges abklären. Wir können da nicht einfach so auftauchen. Wir wissen ja nicht mal, wo sie Isabelle hinbringen.«

»Was meinst du damit?« Dag sah sie irritiert an.

Sascha setzte sich wieder hin und hörte kurz auf, in Isabelles Handy reinzuschauen. »Ihre Familie besitzt einen Haufen Asche. Und wenn ich sage, einen Haufen, dann meine ich mehr, als ... keine Ahnung was. Die haben nicht nur ein Haus. Die haben sogar eine Villa auf ...« , er dachte angestrengt nach. »... Italien? Frankreich? Ich weiß es nicht mehr, aber ihr Bruder besitzt zwei Häuser. Eins für den Sommer. Eins für den Winter und ja, hier in Deutschland. Daran merkst du, dass der sie nicht mehr alle beisammen hat. Ihre Schwester hat auch ein riesiges Anwesen und Isabelles Eltern haben auch nicht nur das Haus, wo sie jetzt leben, sondern auch noch das von Isabelles Opa geerbt. Isabelle selber hat aber auch schon ein Haus, was sie bisher aber nicht beziehen durfte, sondern erst mit einundzwanzig.«

»Ne Menge Häuser.« , meinte Katja, die sich wieder Dags Knien widmete.

Sascha nickte. »Oh ja. Und ich gehe davon aus, das sie Isabelle bestimmt nicht bei ihren Eltern abladen werden.«

»Und die Antwort findest du jetzt in dem Handy meiner Freundin?«

»Jein.« Er nahm das Haustelefon und wählte eine Nummer und hielt sich den Hörer ans Ohr. »Ja hey. Ich bin's Sascha ... Ja mir geht's einigermaßen. Hör zu, du musst mir helfen. Beziehungsweise Isabelle. Warte, ich stell' dich auf laut.« Sascha betätigte den Lautsprecherknopf. »David, hörst du mich?«

»Ja. Laut und deutlich.«

»Gut hör zu. Moritz und Isabelles Vater waren eben hier und haben die mit Gewalt wieder nach Köln gebracht. Also, davon geh' ich zumindest aus. Du musst mir einen Gefallen tun. Du musst für mich herausbekommen, wo sie Isabelle hinbringen.«

»Was? Wann war das denn?«

»Vor fast zwei Stunden. Die werden also noch unterwegs sein.«

Man hörte gedämpft, wie David die Story jemand anderem erzählte. »Ey Sascha. Ich melde mich gleich nochmal. Kelle hat mir gerade was erzählt, das muss ich jetzt erst abklären, ob's stimmt.«

Fix legte er auf.

»Das war Isabelles Ex?!« , meinte Dag.

»Ja. Er wird uns auf jeden Fall helfen, glaub mir.« , sagte Sascha.

»Wir hätten direkt hinterherfahren müssen.« Dag schob sich die Hose wieder über die Beine und zog sich endlich ein T-Shirt an.

»Und dann hätten wir einen auf Verfolgungsjagd gemacht?« Vincent setzte sich nun zu ihm.

Dag zuckte mit den Schultern.

»Ey aber Sascha, weißte, was ich mich frage, wenn Isabelle so ... wohlhabend ist, wie habt ihr euch denn kennengelernt?« , wollte Vincent wissen.

»Selbe Schule.«

»Du warst auf einer für reiche Kids?«

»Neeeee. Isabelle ist von der Schule geflogen. Im Siebten. Und so blieb den Eltern nichts anderes übrig, als sie auf eine stinknormale Schule zu schicken. Trotz Connection, die ihr Vater hat.«

»Warum ist sie denn geflogen?« , fragte Tina, die in der Küche stand.

»Die hat sich mit den Lehrern angelegt. Die hat halt noch nie gerne den Mund gehalten, wenn sie wusste, dass sie Recht hatte ... oder wenn ihr etwas nicht gefiel.«

Das Telefon bimmelte und Sascha ging in Windeseile dran. Sofort stellte er wieder den Lautsprecher an, damit jeder beim Gespräch teilhaben konnte.

»David? Das ging aber schnell.«

»Ja. Wir haben ein Problem.« , sagte er.

»Was für ein Problem.« , mischte Dag sich ein.

»Du bist ihr Freund?« , fragte David freundlich. »Dag?«

»Ja.«

»Hey. Freut mich. Sasa hat mir sehr viel über dich erzählt. Eigentlich kennt die kein anderes Thema als dich.«

»David, komm zum Punkt.« , sprach Sascha ein wenig lauter.

»Ehm ja, ich hab schlechte Nachrichten. Die sind weggezogen.«

»Was?« , fragten Dag und Sascha im Chor.

»Ja. Vor Wochen schon. Wölkchens Brüder arbeiten in der Nähe und die haben gesagt, die sind mir nichts, dir nichts, einfach ausgezogen.«

»Isabelles Eltern oder wer?«

»Ja genau.«

»Kannst du herausbekommen, wohin?« , fragte Dag.

David atmete tief aus. »Wird schwer. Aber ja ... wäre machbar.«

»Gut. Während du schonmal deine Fühler ausstreckst, machen wir uns auf den Weg zu dir. Und dann sehen wir weiter.« , verordnete Sascha.

»Okay macht das. Wir sehen uns.« David legte auf.

»Ihr wollt wirklich heute noch los?« , fragte Lea ihren Freund.

Sascha nickte. »Ja.«

»Fährst du jetzt wirklich mit?« Dag sah Vincent fragend und gleichzeitig inständig bittend an.

»Natürlich. Ich helfe dir.« , sagte er und lächelte ihm zu.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now