Kapitel 59

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»Sie ist immer noch nicht da.« , sagte Dag, als er seitlich von der Bühne auf den mittlerweile gut gefüllten kleinen Saal sah.

»Sie kommt schon noch.« , gab Vincent von sich und ging in die Hocke, als ihn zwei braunhaarige Mädchen, die vor der Bühne weilten, zu sich winkten. »Ja bitte?!« , grinste er.

»Heeeeeey.« , flötete die etwas kurvigere der beiden.

»Heeeeeey.« , gab er im gespielten selben Ton wieder.

»Wir sind jetzt schon bei drei Auftritten von euch gewesen.«

»Schön. Toll. Freut mich. Uns. Ich meine, es freut uns.«

Die zwei grinsten um die Wette. »Heeeeey. Kommst du auch mal?« , rief sie Dag zu, der jedoch an ihr vorbeischaute, sich aber dann doch zu Vincent hinunterbeugte.

»Da ist sie ja endlich.« , sagte er, ohne den beiden Mädchen Beachtung zu schenken.

Isabelle und Katja drängten sich durch bis zur Bühne.

»Hey, ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.« Dag ging mehr in die Hocke und gab ihr einen Kuss. »Von wo wollt ihr zugucken?«

»Am besten gehen wir da seitlich hin.« , sagte sie und zeigte an den beiden Mädchen vorbei, die sie von oben bis unten anstierten.

»Hannaaaaaah.« , rief Vincent, der mittlerweile wieder stand. »Die zwei sind da.«

Hannah kam von der hintersten Ecke der Bühne angerannt. »Euer Gitarrist ist süß.« , säuselte sie, bevor die zwei Jungs ihr hinunter halfen.

Isabelle wurde von Dag nochmal festgehalten, als die anderen beiden schonmal vorausgingen. »Ist alles okay?«, fragte er sie und strich ihr dabei eine Haarsträhne hinters Ohr.

»Natürlich.«

»Du warst vorhin ... ein wenig hibbelig.«

»Ja, aber es ist wirklich alles okay. Mach dir keinen Kopf.«

»Vincent und ich wollten danach noch kurz zu einem Freund, den wir schon länger nicht gesehen haben, aber den wir eben auf dem Weg hierher getroffen haben. Ist das okay für dich?«

Sie nickte, gab ihm einen Kuss und verschwand neben der Menge.

»Nein.« , sagte Hannah geschockt, als Katja ihr in Schnellfassung erzählte, wo sie waren. »Du Arme.«

»Denkt ihr auch mal an Vincent?! Der ist der eigentliche Leidtragende, wenn man es genau nimmt.« , gab Isabelle ihren Senf dazu.

»Na ja.« Hannah schüttelte mit ihrem Kopf hin und her. »Nicht ganz.«

»Nochmal, ich gehe nicht fremd. Ich hatte noch nie Sex mit Vincent, wenn ich mit Pierre zusammen war.«

»Du warst immer mit Pierre zusammen. Du hattest einfach nur Krach, mehr nicht.« , sagte Isabelle.

»Nein. Falsch. Wenn Pierre und ich uns verkrachen, ist es aus. So richtig, aus.«

»Lass uns das Thema beenden.« , sprach Isabelle zu Hannah. »Das habe ich schon die komplette Rückfahrt gehört.«

»Hömma Süße, nicht jeder führt ne Bilderbuch-Beziehung so wie du und Dag.«

»Bilderbuch ist gut. Bei uns läuft auch nicht immer alles rosig und Krach haben wir auch gelegentlich.«

»Ja wer oben oder unten liegt. Mehr auch nicht. Du weißt doch gar nicht, wie es ist, wenn du die Person am liebsten töten würdest, weil sie dir wehgetan hat. Und weißt du auch wieso? Weil Dag gar nicht der Typ dafür ist. Er würde dir nie, niemals wehtun.«

Isabelle sah sie wie vor den Kopf geschlagen und mitfühlend an. »Was hat er getan?«

»Pierre hat schön öfters mit einer anderen in der Kiste gehangen.«

»Und dann bleibst du bei ihm?«

»Nein, tu ich nicht. Das sind ja die meisten Gründe, weshalb wir uns zoffen.«

»Und warum nimmst du ihn dann immer wieder?« , fragte Hannah. »Wieso verzeihst du ihm?«

»Ich weiß es nicht.«

»Ich könnte das nicht.« Isabelle sah zur Bühne, auf der Dag sich gerade die Gitarre stimmte. »Wenn ich wüsste, dass Dag eine andere angefasst hätte ... ich könnte ihn nicht mehr ansehen, berühren ... ich würde sterben.«

Ihr wurde flau im Magen bei dem Gedanken daran, dass eine andere ihn so anfassen könnte, wie nur sie es erfüllt ... oder schlimmer ...

... das er bei einer anderen die Berührungen und Empfindungen hervorrufen könnte, die einzig und allein nur für sie bestimmt waren.

Sie sah sich in der Menge um. Es waren mehr Mädchen anwesend, als Jungs.

Darüber hatte sie sich nie Gedanken gemacht, dass diese Mädchen eventuell nur vorbeischauten, um ihn und Vincent anzugaffen.

Plötzlich sah sie das Szenario mit anderen Augen. War sie vorhin noch stolz, ihn wieder auf einer Bühne sehen zu können, empfand sie nun ...

Isabelle wusste nicht genau, was sie empfand, doch dieses Gefühl brachte sie fast um. Ihr Magen rebellierte regelrecht.

»Dag ist anders. Der würde so etwas niemals tun.« , sagte Katja und holte Isabelle aus ihrem Gedanken-Wirrwarr.

»Was?« , fragte sie verwirrt.

»Dag ist nicht so.«

Isabelle sah erneut zur Bühne. Zeitgleich blickte ihr Freund zu ihr rüber, winkte und spitzte theatralisch kurz die Lippen.

Sie lächelte ihn an.

»Halllooooo. Seid ihr gut drauf?« , rief Vincent stimmgewaltig ins Mikro.

Die Mädels im Raum kreischten ... zack, kam das Gefühl in Isabelles Magengegend zurück.

»Wir haben ein paar Songs mitgebracht, die wir euch gerne vorspielen würden ... seid ihr dazu bereit?«

Erneutes Kreischen ... erneuter Druck in Isabelles Bauch.

»Wir legen mit dem ersten Song los. Er heißt ... Citydaaaaaaaaaaancer.«

Die Musik begann und Isabelle hörte der jubelnden Menge zu, bevor sie ihren Blick wieder Richtung Bühne legte und Dags Part lauschte.

»Citydancer, straight outta Berlin, Boom! Im Nadelstreifenanzug und mit Budapester Schuh'n. Wenig arrogante Distanziertheit. Ich weiß doch, dass ihr Mädels davon fasziniert seid. Der Citydancer is' 'n Ding für sich. Downtown, Traumtänzer, hat den Swing für dich. SDP, behält' sein Geheimnis für sich. Der größte Citydancer bin doch immer noch ich ...«

Hannah und Katja gingen drauf ab, während Isabelle auf die Mädchen im kompletten Raum achtete.

»Citydancer, heb' die Hände in die Luft. Immer weiter und dann geht's ab, ja! Citydancer, heb' die Hände in die Luft. Immer weiter und dann geht's ab ...« , hörte sie Vince und Dag auf der Bühne, sowie Katja und Hannah links und rechts von ihr.

ᵍᵉʰᵗ ᵉˢ ᵈᵃᵍ ᵍᵉᶰᵃᵘˢᵒ, ʷᵉᶰᶰ ᶤᶜʰ ᵃᵘᶠ ᵈᵉʳ ᵇüʰᶰᵉ ˢᵗᵉʰᵉ? ᵃᶜʰᵗᵉᵗ ᵉʳ ᵐᵉʰʳ ᵃᵘᶠ ᵈᶤᵉ ʲᵘᶰᵍˢ ᶤᵐ ˢᵃᵃˡ, ᵃˡˢ ᵃᵘᶠ ᵐᶤᶜʰ?

Das schlechte Gefühl in ihr stieg an.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now