Kapitel 86

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»... nein ich bin jetzt bei Katja ... du darfst es nicht sagen, bitte ... nein auch nicht Vince ... nein ... bitte, tu mir den Gefallen ... ich melde mich später, okay. Wir sehen uns.« Isabelle legte auf und schob ihr Handy in die Tasche.

Sie lehnte sich zurück, als der Taxifahrer in Katjas Straße einfuhr. Ihrer Freundin Hannah hatte sie nur die elementarsten Details genannt und das Wichtigste überhaupt, ... das sie ihre Ruhe benötigt, denn alles andere hätte sie nur wieder erneut zum Weinen gebracht und das hatte sie genug in dem kurzen Gespräch mit Hannah.

Isabelle sah hinaus und erkannte Katja, die nervös im Regen auf und ablief. »Wie viel macht das?« , fragte sie den Fahrer.

»Nichts. Ist okay. Wirklich.«

»Nein. Sie haben ja ihre Arbeit getan, dafür ...«

»Es ist okay.« Er lächelte freundlich, als er auf die Rückbank sah. Katja riss die Autotüre auf. »Süße, was ist passiert?« Isabelle bedankte sich nochmal bei dem Fahrer und stieg aus. Katja sah in ihr verheultes Gesicht. »Lass uns reingehen. Komm.«

Sie führte Isabelle zu dem Acht-Parteien-Haus, wo jedoch das Erdgeschoss eine kleine Bäckerei und einen Secondhand-Laden daneben beinhaltete und erst ab dem darauffolgenden Stockwerk zu einem Wohnhaus umfunktioniert wurde. Sie schloss die Türe auf. Beide stiegen zwei Etagen hinauf und betraten dann Katjas kleine Wohnung. »Setz dich. Mach's dir bequem.« Sie zeigte auf eine Couch, während sie selber in einen anderen Raum verschwand und wenig später mit zwei Bierflaschen wiederkam, die sie auf den Tisch stellte.

Katja setzte sich genau neben sie und streichelte ihr Bein. »So, was ist passiert?«

Isabelle schluckte. Auch wenn sie eben erst Hannah davon erzählte, kamen die Worte immer noch schlecht über ihre Lippen. »Ich hab ... Dag ... er lag mit einer anderen in unserem Bett.« , stammelte sie.

»Daaag?« Katja schüttelte ungläubig den Kopf. »Niemals.«

»Doch. Ich bekomm diesen Geruch von ihrem ekelhaften Parfum nicht aus meiner Nase und ich seh' dieses Bild wie eingefroren vor mir, wie sie über seinen Bauch leckt ... mein Bauch ... das ist doch meiner Katja.« Aufs Neue begann sie zu heulen.

Ihre Freundin rutschte näher und tröstete sie. »Wie heißt die Schlampe?«

»Nicole. Das ist die, von der ich dir erzählt habe.«

»Die mit den Möpsen? Mit dem Autogramm?«

Isabelle nickte und schluchzte. »Sie lag in meinem Bett und hat ihn geküsst. Überall war ihr Lippenstift.«

»Ich kann das einfach nicht glauben.«

»Wieso tut er mir das an?« Isabelles Schluchzen verschlimmerte sich.

»Ich ... ich weiß es nicht. Glaub mir Süße, von Dag hätte ich das im Leben nicht erwartet.«

»Sie hat gesagt ...« Isabelle löste sich von Katjas Umarmung und griff ungefragt nach einer Packung Taschentücher, mit dem sie sich die Nase schnäuzte. »... das sie schon länger etwas mit ihm hat.«

»Glaubst du das?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Er ... er hat irgendwas genommen, hat sie gesagt ... Vincent hat rumgeschrien ...«

»Vincent war auch da?«

»Er hat mich nach Hause gebracht und wir haben Dag zusammen ... Gott, Katja ... ich ... ich ... ich ...«

»Nein, du beruhigst dich jetzt erstmal.« Sie stand auf. »Wie hat Vincent immer gesagt. Habt euch lieb. Ich weiß, es ist schwer aber ihr seid, Isabelle und Dag ... ihr wart für mich immer der Inbegriff vollkommener Liebe, nein ... ihr redet und ...«

»Nein.«

»Was, nein?«

»Ich ... ich kann ihm nicht zuhören. Ich kann ihn nicht ansehen. Ich kann nur daran denken, dass seine Hände ihren Körper berührt haben. Das seine Lippen ihre geküsst haben und ... das er ihren Namen gesagt hat.«

»Ach Süße. Er ... er hat Scheiße gebaut, okay. Riesenscheiße, aber ... willst du alles aufgeben, wegen eines Fehlers, den er begangen hat? Willst du dafür alles verdrängen, was er richtig getan hat?«

»Katja, ich kann ihn nicht ansehen. Ich hab Anfälle bekommen, als er mich angefasst hat ... ich ... ich ...«

»Jetzt beruhig' dich erstmal. Ich weiß es hört sich scheiße an, aber vielleicht war es nur eine einmalige Sache. Du sagtest, dass es seltsam geworden ist zwischen euch, vielleicht ... vielleicht hat er einfach nur ... Nähe bei einer anderen gesucht.«

»Du ... du ... du meinst, ich reiche ihm nicht aus?«

»Nein. Nein. So habe ich das nicht gemeint. Ich versuche nur, eine Erklärung zu finden, für das, was er getan hat.« Katja griff nach einer Flasche. »Lass uns trinken, dann haben wir vielleicht eine bessere Wahrnehmung.«

»Ich kann nicht.« , gab Isabelle von sich.

»Klar. Wir saufen ein wenig und dann ...«

»Ich bin schwanger.«

Katja fiel fast die Flasche aus der Hand. »Ihr ... ihr bekommt ein Baby?« Isabelle nickte. »Und dann ist er wirklich mit 'ner anderen in die Kiste gehüpft?«

»Er weiß es nicht.« Ihre Stimme versagte leicht.

»Du hast es ihm noch nicht gesagt?«

»Nein. Ich hab es eben erst erfahren.« Sie griff in ihre Tasche und zeigte Katja das Ultraschallbild. »Eigentlich ... wollte ich ihn eben überraschen.«

Katja sah auf das Bild. »Ich erkenne nix.«

Isabelle lächelte ein wenig. »Da ist der Kopf ... und das ist der Bauch ...«

»Ah, da sind die Beine. Jetzt sehe ich es.« Sie drehte das Bild trotzdem nochmal in alle Richtungen, bevor sie es wiedergab. »Du musst es Dag sagen.«

»Dadurch wird seine Tat auch nicht zurückgesetzt.«

»Nein Süße, aber er ist der Vater ... und ihr liebt euch.«

»Ich weiß.« Isabelle schaute ebenfalls auf das Bild, als ihr Handy erneut bimmelte. Es war Vincent.

»Soll ich drangehen?«

»Nein, dann weiß er das ich bei dir bin.«

Isabelle ließ es weiterklingeln, bis es irgendwann aufhörte. Kurz danach bekam sie eine weitere Mail, die sie laut vorlas.

- Ich bin mit Dag im Krankenhaus. Er hat zu viel von dem Zeug bekommen, du weißt, das er nicht bei Sinnen war. Melde dich bitte bei mir, weil, wie gesagt, sein Handy ist Schrott. Er ist total fertig mit den Nerven. Du musst wiederkommen.

Isabelle sah zu Katja und tippte binnen Sekunden eine Nachricht.

- Pass auf ihn auf!

Sie wollte gerade ihr Handy ausschalten, als sie eine weitere Mitteilung erreichte ... von einer fremden Nummer.

Mit gerunzelter Stirn öffnete sie das Video, das sie gerade geschickt bekommen hatte ...

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now