Kapitel 3

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»Sach ma, kotzt du?« Isabelle klopfte an die Toilettentüre.

»Mmmmh.« , hörte sie Tina sagen. Danach ertönte das eindeutige Kotzgeräusch, das Isabelle selbst kurz würgen ließ.

»Das ist doch nicht dein Ernst. Wir sind schon gute drei Monate bei Andi auf der Bühne und du hast immer noch Lampenfieber?«

»Meinst du etwa, ich mach das extra?« , jammerte Tina.

Die Türe ging auf und für einen kurzen Moment ertönte die laute Musik von draußen in den Raum hinein, die vorher nur gedämpft zu hören war. Es waren die Gitarrenklänge von Carlos Santana.

»Der Typ, den du süß findest, und sein Freund sind wieder da. Auf demselben Platz wie immer.« , meinte Katja und betrachtete sich im Spiegel.

»Wirklich?« Isabelle vergaß Tina für einen kurzen Moment, bis diese wieder begann sich laut zu erbrechen. Sie schüttelte sich und widmete sich dann aber Katja zu. »Bist du dir sicher?«

»Ja, der mit dieser Haartolle, als wäre er Elvis.«

»Und die Hundemarke.« , rief Tina vom Klo aus.

»Du hast echt 'nen seltsamen Geschmack.« Katja drehte sich zu Isabelle um. »Das ist voll der Hänfling.«

»Quatsch. Ich finde ihn ... irgendwie süß.«

Besagter Junge kam nach dem vierten Auftritt der Band und seitdem jedes Wochenende, gemeinsam mit seinem wohl besten Freund. Ein blonder, großer Typ. Sie saßen immer auf derselben Stelle an der Theke und Isabelle bemerkte die schüchternen Blicke, die er ihr immerfort zuwarf.

Isabelle war sofort Feuer und Flamme. Sie fand ihn nicht nur süß, da war mehr.

»Du beobachtest ihn die ganze Zeit. Manchmal denke ich, du singst nur für den.« Katja hüpfte auf die Toilette neben Tina, sie ließ die Türe im Gegensatz dazu offen und pinkelte schnell.

»Quatsch.« , wiederholte Isabelle. Dachte jedoch zeitgleich, wie süß er aussah.

Tina trottete kreidebleich aus der Toilette heraus. »Du bist auch nicht normal. Du stehst hinten am Keyboard, man achtet kaum auf dich. Warum bist du immer so aufgeregt?« , fragte Katja sie.

»Das war fies.« Isabelle sah Katja streng an. »Man achtet auf jeden Einzelnen.«

Tina stöhnte und ließ sich kaltes Wasser über die Pulsadern laufen.

»Ich hab es ja nur gesagt, damit sie sich besser fühlt.« , sagte sie zur Verteidigung. »Stell dir doch einfach alle Leute nackt vor.«

Tina sah sie leicht verstört an. »Machst du das etwa?«

»Gelegentlich. Wenn ich zum Beispiel einen heißen Typ, sehe ... nicht so ein Hunde-Elvis auf den Isabelle steht, dann stell ich mir vor, wie er ohne Kleidung aussieht.«

»Hunde-Elvis. Echt jetzt? Was Besseres ist dir nicht eingefallen?« Isabelle war beleidigt, sie fand keineswegs, dass er wie ein Hund aussah, trotz Marke. Und Ähnlichkeiten mit Elvis waren auch nicht vorhanden.

ᵒᵏᵃʸ, ᵉʳ ʰᵃᵗᵗᵉ ʰᵃˡᵗ ᵛᶤᵉˡᵉ ˡᵒᶜᵏᶤᵍᵉ ʰᵃᵃʳᵉ ᵃᵘᶠ ᵈᵉᵐ ᵏᵒᵖᶠ, ᵃᵇᵉʳ ...

Sie stellte sich plötzlich vor, wie er morgens mit verwuschelten Haaren aussehen würde und schmunzelte.

»Woran denkst du?« , fragte Katja und riss sie aus ihrer Vorstellung heraus.

»Was?«

»Du hast dein Ich-bin-mal-kurz-woanders-Blick aufgesetzt.«

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now