Kapitel 88

136 18 0
                                    

»... ich weiß, Sascha hat mich schon angerufen.« , sagte Isabelle, als sie später mit Hannah in der Pizzeria stand und diese ihr alles, was im Krankenhaus besprochen wurde, mitteilte.

»Er sieht echt fertig aus.« , gab Hannah von sich.

Isabelle nickte nur. Sie war vorbeigekommen, um ihrem Chef von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Sie hatte ein extrem schlechtes Gewissen, das es mittlerweile Katja, Hannah, Sascha, Lea, David, Wölkchen und ihr Vorgesetzter wussten, nur Dag halt nicht ... und dabei wollte sie es so gerne mit ihm teilen.

»Du siehst aber auch nicht besser aus.« , sagte Hannah und zeigte unter ihre eigenen Augen, um auf Isabelles dunkle Ringe hinzuweisen.

»Ich hab kaum geschlafen. Immer wenn ich die Augen geschlossen habe ... hat sich alles wieder vor neu abgespielt.«

»Oh.«

»Ja, oh.«

»Nein.« Hannah schüttelte leicht den Kopf. »Dag und Vince sind gerade reingekommen.«

Isabelles Magen bekam einen Stich. Sie drehte sich nicht um. »Kommt er her?«

»Nein. Dag bleibt an der Türe. Vincent kommt aber.«

»Isabelle.« Genau jener berührte leicht Isabelles Arm. »Hättest du kurz eine Minute Zeit?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Bitte. Tu es für mich.« , sagte er. »Gib ihm nur eine Minute.«

Dezent drehte sie sich um und sah in die blauen Augen, die sie inständig liebte. »Vincent, ich kann das nicht.«

»Bitte. Nur kurz.«

Isabelle sah zu Hannah, die nur mit den Schultern zuckte.

»Vincent ... ich ...« Isabelle sah erneut in die Augen von Dag, die sie voller Hoffnung anblickten. »... nur kurz.« , sagte sie schließlich und ging zu einem der leerstehenden Tische.

Vincent lief zu Dag, der daraufhin vorsichtig und langsam zu Isabelle schlurfte und sich ihr gegenüber setzte. Er lächelte sie leicht an. »Hey.« , sagte er.

Sie blieb stumm.

»Ich ... ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.« , sprach er und zog die Lippen kurz verlegen ein. »Ich ... ich wollte dir nicht wehtun Isy.«

Sie blieb weiterhin schweigsam, schreckte jedoch zurück, als er ihre Hände, die auf dem Tisch lagen, berühren wollte.

»Isy. Bitte.«

Sie schüttelte leicht den Kopf. »Bitte, was?«

»Du ... du musst mir verzeihen.«

»Ich muss?«

»Ich würde dir sofort vergeben, denn du weißt, du bist alles für mich.«

»Du würdest mir vergeben?« Ihre Unterlippe zitterte unkontrolliert. »Nein Dag, das würdest du nicht. Du sagst das, was du von mir hören willst, aber du weißt nichts, von dem Schmerz, den ich verspüre.«

»Da hast du Recht. Ich weiß es nicht. Aber ich spüre mit Sicherheit denselben Schmerz.«

»Ich dachte immer, uns kann so etwas nie passieren.« , sagte sie leise.

»Ich war ... Isy, die Polizei war gestern sogar im Krankenhaus, weil ich unter Drogen gesetzt wurde. Ich würde nie willentlich, bei so etwas ...«

Isabelle knallte ihr Handy auf den Tisch. »Spiel es ab.« , forderte sie ihn auf.

Dag nahm das Mobiltelefon und drückte auf die Wiedergabe des Videos. Es war laut, aber um den Ton ging es eh nicht. Er sah sich selbst, auf der Tanzfläche in Andis Bar und er erkannte Nicole, die mit dem Finger wackelte, woraufhin er sich ihr näherte und sich von ihr küssen ließ. Seine Hände wanderten zu ihrem Po, wo er kräftig zupackte.

Er runzelte die Stirn, sah aber weiterhin auf das Display.

Nicole führte ihn aus der Bar raus, während irgendjemand weiter filmte. Sie drückte ihn gegen die Hauswand und küsste Dag, der fleißig mitmachte und immer wieder ihren Körper betatschte. Dann erschien Andi im Bilde und zog die Schwarzhaarige von ihm weg. Er selbst grinste in dem kleinen Filmchen, als sein Chef mit ihm meckerte. »Lass mich.« , lallte Dag. Nicole schmiegte sich an ihn und auch das ließ er zu. Als Nächstes nahm er sie an der Hand und schwankte mit ihr Richtung Taxistand. »Schnapp ihn dir.« , hörte man eine weibliche Stimme laut rufen. »Ich wünsche euch viel Spaß.« Andi sah darauffolgend böse in die Kamera ... und so stoppte das Video.

»Das ... ich ... ich erinnere mich nicht daran.« , stammelte Dag und sah zu, wie Isabelle mit Tränen, die ihre Wangen hinunter perlten, ihr Handy wieder in ihre Tasche verschwinden ließ.

»Das bist du.« Ihre Stimme war fiepsiger geworden.

»Ja das bin. Das bestreite ich auch nicht, aber ... ich war nicht bei klarem Verstand.«

Isabelle gab nur einen minimalen M-Ton von sich.

»Isy ich hab bei den Bullen 'ne Anzeige gegen sie erhoben. Sie hat mich ausgenutzt. Merkst du das denn nicht? Sie hat ein Video gemacht, damit sie dir das schicken konnte.«

»Und doch warst du bei klarem Verstand, als du dich Tag für Tag mit ihr unterhalten hast ... und als du das Autogramm gegeben hast.« Isabelle wusste von Hannah, dass er mittlerweile im Bilde war, was sie gesehen hatte.

»Das war ein Fehler. Gebe ich zu. Den Schuh' zieh ich an. Aber das, was gestern geschehen ist, nein ... du weißt, das ich dich liebe Isy. Wir wollen eine Familie gründen, meinst du echt, dann würde ich mit dem Gedanken spielen dich zu ersetzen?«

»Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, was ich glauben soll.« Unbewusst griff sie sich an den Bauch.

»Ich liebe dich.« , murmelte er erneut. »Und ich will dich nicht verlieren.«

»Ich liebe dich doch auch.« , sagte sie. »Aber ... ich kann das nicht mehr.«

Erschrocken sah er sie an. »Was meinst du damit?«

»Ich hab nicht die Stärke, um darüber hinwegzusehen. Du weißt nicht, wie weh es tut in letzter Zeit mit dir zusammenzusein.«

Dag schüttelte den Kopf. »Nein, Isy. Bitte. Tu das nicht.«

»Meinst du, das ist leicht für mich?« , schrie sie plötzlich. »Ich liebe dich so sehr Dag, das es mich umbringt zu wissen, was du getan hast.«

»Wir kriegen das hin.«

»Ich vertraue dir nicht. So sehr ich es auch möchte, ich schaffe es nicht.« Sie weinte, was jetzt auch ihn zum Flennen brachte.

»Du kannst mir vertrauen. Wirklich.« Er versuchte wieder, ihre Hände zu berühren, doch erneut nahm Isabelle diese zurück und ließ sie in ihrem Schoß verschwinden.

»Ich will vertrauen können, ohne die Angst haben, dich zu verlieren.«

»Du verlierst mich nicht. Niemals. Bitte.«

Isabelle sah kurz weg, als sie versuchte, ihre Tränen unter Kontrolle zu behalten, dann nahm sie seine linke Hand mit beiden Händen. »Es tut mir leid Dag. Ich liebe dich.« Sie zog seine Hand an ihre Lippen und küsste diese dezent. Nachfolgend ließ sie los, stand auf und rannte aus der Pizzeria hinaus.

Dag sah auf seine geöffnete Handfläche, auf welcher der Kaugummiautomaten-Ring lag, den sie damals von ihm bekommen hatte.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt