Kapitel 83

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»Wusstest du das dein Zahnarzt sehen kann, ob du deinem Freund einen bläst?«

»Laaaaaber nicht? Wie denn?«

Isabelle sah rüber zu den zwei Mädchen, die mit ihr gemeinsam im Wartezimmer des Frauenarztes saßen und sich ungeniert unterhielten.

»Meine Tante ist doch Zahnärztin und die meinte gestern zu mir, dass man im Gaumen dann so etwas wie einen Bluterguss sieht.«

»Ja, aber ich ramme mir den doch nicht da rein.«

»Das musst du ja auch nicht. Es passiert einfach.«

Isabelle glitt mit ihrer Zunge über ihren Gaumen.

»Aber warte, wenn man das im Mund sehen kann, was sieht denn dann der Frauenarzt?« , fragte die Jüngere der Beiden, die Isabelle auf höchstens sechszehn schätzte.

»Ja, der sieht auch genug.«

»Kann man dort auch blaue Flecken bekommen?«

»Bestimmt.«

»Frau Menke?! Sie können in Zimmer zwei platznehmen.« , rief die Helferin plötzlich.

Isabelle stand auf und verschwand in den aufgerufenen Raum. Der Arzt, der dort hinter dem Schreibtisch saß, kannte sie. Es war derjenige, der auch Katja damals untersucht hatte.

Er sah in den Computer und lächelte sie an. »Wie geht es Ihnen Frau Menke? Irgendwelche Beschwerden?«

»Nein, also eigentlich nicht ... es hat sich zumindest nichts geändert. Ich hab immer noch derbe Stimmungsschwankungen und auch die Übelkeit ist bisher nicht besser geworden.«

»Ach das wird sich schon legen. Machen Sie sich darüber keine großen Gedanken.«

»Apropos. Ich hatte mich ein wenig erkundigt und ... müsste man nicht eigentlich operativ ...«

»Ah, ich verstehe ...« , unterbrach er sie und lächelte Isabelle freundlich an. »... die meisten haben Angst vor den Schmerzen und wollen es dann lieber auf diese Art und Weise machen. Aber Sie haben noch Zeit Frau Menke. Ich bin ja immer für die natürliche Variante, aber im Endeffekt müssen Sie und ihr Partner das entscheiden. Schließlich ist es ihr Körper.«

ᶰᵃᵗüʳˡᶤᶜʰᵉ ᵛᵃʳᶤᵃᶰᵗᵉ? ᵈᵃᵐᶤᵗ ᵐᵉᶤᶰᵗ ᵉʳ ᵇᵉˢᵗᶤᵐᵐᵗ ʰᵒᵐöᵒᵖᵃᵗʰᶤˢᶜʰᵉˢ.

»Am besten machen Sie sich mal untenrum frei und wir werden erstmal nach dem Rechten sehen.« , sprach er weiter und öffnete die Akte. »Hatte meine Kollegin Ihnen noch nichts ausgestellt?«

»Nein. Ich hab nichts bekommen. Sie meinte nur, ich solle heut wiederkommen.«

»Okay, dann machen wir das halt danach.«

Isabelle ging in die kleine Kammer, um sich auszuziehen. Wieder mal das Shirt runterziehend tippelte sie anschließend auf die Liege.

»So. Dann wollen wir mal nach dem Rechten schauen.« Er führte den Stab in sie hinein und drehte und wendete ihn mehrmals, bis er schließlich das Anzeigegerät mehr in Isabelles Blick richtete. »So, da ist es ja.« Er zeigte auf den Bildschirm, wo irgendwas immer wieder aufflimmerte. »Sehen Sie, wie das Herz schlägt.«

»Von der Zyste?« Erschrocken blickte sie ihn und dann einmal mehr den Monitor an.

»Zyste?« Jetzt sah er sie verwirrt an.

»Ich bin hier wegen ... meiner Zyste. Ihre Kollegin hatte mich untersucht und gesagt, ich hätte eine.«

Der Arzt bewegte wiederholt mehrmals den Stab und schüttelte dann den Kopf. »Nein Frau Menke. Nirgends eine Zyste.«

Obwohl Isabelle es sich selbst beantworten konnte, wollte sie die Antwort von ihm hören. »Und welches Herz pocht dann da?«

»Sie sind schwanger.« Er vermaß die Länge. »Ich würde behaupten 13., 14. Woche.«

Eine Gänsehaut überfiel ihren kompletten Körper. »Wirklich?« Sie kämpfte mit Freudentränen, denn sie konnte bildlich nur noch vor sich sehen, wie freudig Dag später sein würde, wenn sie ihm davon erzählen würde.

»Ja. Wirklich. Ich weiß nicht, wieso meiner Kollegin dieser Fehler unterlaufen ist, aber auch ihr HCG-Wert war ein wenig erhöht letzte Woche. Es tut mir leid, wenn Sie jetzt eine Woche mit dem Gedanken einer Zyste rumgerannt sind.«

»Ist okay. Schon okay.« , lächelte Isabelle und sah auf den Bildschirm. Das schlechte Gewissen, das Dag nicht hier ist, holte sie ein. »Kann ich ein Bild? Weil mein Freund ... er will das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch sehen.«

»Natürlich Frau Menke.«

»Also die Übelkeit und alles andere hat damit etwas zu tun?«

»Selbstverfreilich. Jede Schwangerschaft ist anders, aber meist hat man nur im ersten Trimester solche Art Beschwerden.« Er übergab ihr ein ausgedrucktes Bild. »Ich stelle Ihnen dann gleich direkt den Mutter-Pass aus.«

Isabelle nickte und setzte sich auf, als er die Ultraschall-Untersuchung und die darauffolgende beendete. Sie konnte nicht aufhören auf das kleine Wunder zu sehen, das sie nun im Bildformat in den Händen hielt.

Das Produkt ihrer Liebe.

»Ich stelle Ihnen alles aus. Sie können solange im Wartezimmer warten. Die nächsten Termine machen Sie dann am besten vorne am Empfang aus, denn wir werden uns jetzt öfters sehen.« Er lächelte wohlwollend.

»Ehm, könnte ich vielleicht ab jetzt nur noch zu Ihnen. Ich meine, nichts gegen ihre Kollegin, aber ich fühle mich bei Ihnen wohler.« , fragte sie nach.

»Natürlich Frau Menke, das habe ich aber von mir aus schon in ihrer Akte vermerkt.«

»Danke.« Isabelle lächelte nun ebenso und verschwand in der Kammer. Sie sah nochmal auf das Bild, auf dem man eindeutig den Kopf und den Körper ausmachen konnte. Sie bildete sich ein, jetzt schon Ähnlichkeiten mit Dag zu erkennen, dabei war sie sich im Klaren, dass es dafür viel zu früh war.

ᵉʳ ʷᶤʳᵈ ˢᶤᶜʰ ˢᵒ ᵉˣᵗʳᵉᵐ ᶠʳᵉᵘᵉᶰ. ᶤᶜʰ ᵐᵘˢˢ ᵐᶤʳ ʷᵃˢ ᵇᵉˢᵒᶰᵈᵉʳᵉˢ ᵉᶤᶰᶠᵃˡˡᵉᶰ ˡᵃˢˢᵉᶰ, ʷᶤᵉ ᶤᶜʰ ᶤʰᶰ ᵈᵃᵐᶤᵗ üᵇᵉʳʳᵃˢᶜʰᵉᶰ ᵏᵃᶰᶰ.

Sie verstaute das Bild sorgfältig und vorsichtig in ihrer Handtasche, bevor sie sich wieder anzog. Danach sah sie auf ihr Handy. Es war Vincent, der ihr geschrieben hatte, dass er unten auf sie warten würde.

- Bin jetzt fertig. Komme sofort.

... tippte sie fix ein und schickte es ab. Sie schob ihr Handy zurück in ihre Handtasche und trat hinaus.

»Hier Frau Menke. Ich hab Ihnen alles schon eingetragen. Die Termine machen Sie dann vorne aus.« , sprach der Arzt und überreichte ihr ein kleines hellblaues Heftchen.

Isabelle nickte. »Ich danke Ihnen für alles.«

»Nichts zu danken. Mit der Produktion hatte ich ja nichts am Hut, ich werde sie nur dadurch begleiten.« , lachte er. »Bedanken sollten Sie sich dann eher bei ihrem Partner.«

Sie wurde ein wenig rot, da sie es gar nicht in dem Zusammenhang gemeint hatte, dennoch lächelte sie und nickte, bevor sie den Behandlungsraum verließ. 

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Where stories live. Discover now