Kapitel 80

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»... schade, dass sie nicht mitgekommen ist.« , sagte Hannah, als Isabelle ihr von ihrem zufälligen Treffen mit Katja erzählte.

»Ja. Ich weiß gar nicht wie Vince darauf reagieren wird.« Isabelle trank ihr Wasser und sah kurz zu Dag rüber, der hinter der Theke stand.

»Du hast es den beiden noch nicht verraten?«

»Nee, wann denn? Als ich nach Hause kam, war Dag schon weg und Vincent hat auf mich gewartet, damit er mich mitnehmen konnte. Irgendwie hab ich es dann vergessen. Aber wie gesagt, ich weiß auch nicht, wie er es auffasst. Ich hab mich nämlich leider ein wenig verbubbelt, als wir dachten, ich wäre schwanger.« Isabelle hatte Hannah natürlich auch alles bis ins kleinste Detail von ihrem Besuch beim Arzt erzählt.

»Oh okay. Nicht gut.«

»Nein. Das ist 'ne Sache, die Katja ihm hätte erzählen müssen.«

»Ja, da stimme ich dir zu.« Hannah sah sich um. »Wo hängt der eigentlich wieder?«

Isabelle sah sich ebenfalls um. »Da hinten ist er. Bei der Blondine.« Sie zeigte neben den Eingang, wo Vincent sich ausgiebig mit einem Mädchen unterhielt.

»Hey.« , sprach ein Typ und setzte sich zu ihnen. »Was sitzt ihr hier so im Geheimen?«

Isabelle hatte Veysel schon in der Pizzeria kennengelernt, daher war der Kerl mit den langen Haaren kein Fremder für sie. »Wow, du hast dich echt her getraut?!« , witzelte sie.

»Für Hannah mach ich das doch gerne.« Er sah sich um. »Obwohl das wirklich ein alte-Leute-Laden ist, findet ihr nicht?«

Isabelle und ihre Freundin schüttelten im Gleichtakt die Köpfe. »Sieh dich mal um. Hier ist jede Altersklasse vertreten.« , sagte Hannah.

Veysel sah umher und zuckte mit den Schultern. Isabelle blickte ebenso durch den Saal und stoppte bei der Theke ab.

Ihr Magen zog sich zusammen. Einige Mädchen standen dort, doch Isabelle achtete nur auf eine in der Gruppe. Eine ihr sehr bekannte Schwarzhaarige, die mit ihren Knien auf einem Hocker hockte und sich weit über die Theke lehnte, während ihr Tanga hinten aus der Jeans lugte, unterhielt sich mit Dag. Von hinten sah es fast so aus, als würde sie kein Oberteil tragen, weil ihre langen Haare die Schnüre auf ihrem Rücken verbargen.

Die Übelkeit in ihr stieg wieder an.

Dag nickte und lächelte das Mädchen an, bevor er sich umdrehte und mehrere kleine Gläser holte, die er auf der Theke verteilte und sie mit irgendwas hochprozentigem füllte. Eines der Trinkgläser schob die Schwarzhaarige zu ihm rüber. Er sah unentschlossen aus, bedankte sich aber dann und trank es aus.

Sie hörte das Mädchen bis zu ihrem Tisch jubeln und eine nächste Runde bestellen. Wiederholt gab sie auch Dag eins, was er freundlich annahm.

Isabelles Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen, als sie diese ungewollte feste zusammendrückte.

»Geh hin.« , sprach Hannah und trat leicht gegen ihr Bein, um Isabelles Aufmerksamkeit auf sie zu richten.

»Und dann?«

»Tritt sie in den Arsch und den gleich mit, damit er mal merkt, was er da macht.«

»Worum geht's?« , fragte Veysel.

»Nichts.« , sprachen beide im Chor.

Isabelle sah wie das Mädchen ihre Haare warf und ihn mit zwei Fingern zu sich lockte. Dag lehnte sich auch ein wenig rüber, als sie ihm etwas ins Ohr flüsterte.

»Ich muss kotzen.«

»Nein, du gehst jetzt nicht kotzen. Du gehst dahin, oder ich mach es.«

»Wieso ist sie hier? Woher weiß sie, wo er arbeitet?« , jammerte Isabelle.

»So etwas bekommt man leicht heraus. Man muss sich nur nach einem erkundigen. Ich wusste auch, wo Hannah wohnt, bevor ich mich überhaupt mit ihr getroffen habe.« , mischte Veysel sich ein.

»Eeeh, du Stalker.« Hannah schubste ihn leicht.

»Nein. Ist wirklich so. Wenn man etwas wissen will, und das hier in Berlin, geht das schnell. Man fragt den, der weiß was von dem, und der von dem anderen und zappzarapp hat man alle Details.« Veysel legte seinen Arm um Hannahs Schulter.

»Geh hin.« , forderte diese ihre Freundin auf.

Unsicher stand Isabelle auf. »Und was soll ich sagen?«

»Keine Ahnung. Zieh Dag an dich und leck ihm über die Wange, damit du dein Revier markierst ... mach ihr klar, das er vergeben ist.«

Mit wackligem Gang steuerte Isabelle die Theke an. Ihr war so kotzübel, erst Recht als sie sah, wie sie ihn erneut zu sich rief und er wieder zuhörte, was sie zu sagen hatte und darauffolgend die nächste Runde einschüttete.

Als Dag Isabelle jedoch bemerkte, lächelte er. »Wollt ihr noch was?«

Sie schüttelte den Kopf und sah heimlich auf das Mädchen neben sie. Ihr Ausschnitt war mal wieder immens.

ʷᶤᵉ ᵖᵘˢʰᵗ ˢᶤᵉ ᵈᶤᵉ ˢᵒ ʰᵃʳᵗ ᵒʰᶰᵉ ᵇʰ?

»Das ist Nicole.« , stellte Dag sie vor. »Sie war schon auf drei unserer Auftritte.«

»Ach ich hab doch gesagt, nenn mich Nicky.« , lachte sie.

ᶤᶜʰ ʰᵃᵇ ᵈᵒᶜʰ ᵍᵉˢᵃᵍᵗ, ᶰᵉᶰᶰ ᵐᶤᶜʰ ᶰᶤᶜᵏʸ.

Isabelle wiederholte gedanklich diesen Satz mit einer nervtötenden Stimme, dabei zog sie verachtend die Mundwinkel nach unten.

Dag sah sie irritiert an.

»Hier, du hast mir doch versprochen, das du endlos mit uns trinkst.« Nicole schob Dag ein weiteres Gläschen zu. »Ich wollte doch dein anderes Talent noch bewundern.« Ihre Wimpern ließ sie dabei klimpern, während sie einen gespielten Schmollmund vortäuschte.

Dag nahm das Glas an sich, doch Isabelle riss es ihm aus seiner Hand. Ohne ein Wort zu verlieren, pfefferte sie ihm den kleinen Inhalt ins Gesicht und rannte raus.

»Hey Isabelle, was is' los?« , hörte sie Vincent rufen, als sie an ihm vorbeimusste, um die Bar zu verlassen, doch sie hielt nicht an. Sie lief komplett hinaus und stütze sich an die Wand, wo sie schließlich auch auf die Knie ging und bitterlich zu weinen begann.

»Isy, was ist los mit dir?« , hörte sie Dag reden. Er hockte sich genau hinter sie und nahm ihre Hände von der Wand, als er sie umarmte. Seinen Kopf legte er auf ihre Schulter ab. »Isy, red mit mir?«

Isabelle weinte so hart, dass sie gar kein verständliches Wort über ihre Lippen bekam.

»Ist alles okay?« , fragte Vincent, der nach draußen sah.

»Ja, ich bekomm das alleine hin. Geh rein und sag ich mach Feierabend. Er soll mir das von den Überstunden abziehen.«

»Nehmt ihr ein Taxi?«

»Ja, holst du noch unsere Sachen?!«

»Klar mache ich.« Vincent verschwand.

»Wir fahren jetzt nach Hause okay?!« Er gab seiner Freundin einen leichten Kuss auf den Hals, bevor er ihr auf die Beine half.

Isabelle zog die Lippen ein und nickte nur, während Dag sie dieses Mal richtig herum in den Arm nahm und tröstete.

»Hier.« , sagte Vincent und übergab ihm Isabelles Handtasche und Dags Handy. »Ist wirklich alles okay?«

Er nickte halbherzig.

ᴷᴱᴵᴺᴱ ᴬᴴᴺᵁᴺᴳ, ᴵᶜᴴ ᵂᴱᴵß ᴶᴬ ᴺᴵᶜᴴᵀ ᴹᴬᴸ, ᵂᴬˁ ᴵᴺ ˁᴵᴱ ᴳᴱᶠᴬᴴᴿᴱᴺ ᴵˁᵀ.

Dag legte seinen Arm um Isabelles Schultern und steuerte das Ende der Straße an, wo einige Taxis hielten.

Sie schluchzte immer noch, hatte aber mittlerweile aufgehört, extrem zu weinen. Er half ihr beim einsteigen und teilte dem Fahrer daraufhin mit, wohin er sie bringen sollte.

Isabelle lehnte sich jetzt nicht an ihn, sondern sah mit eingezogenen Lippen hinaus, als sie endlich losfuhren.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt