Kapitel 82

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»Kannst du nachher Isy abholen?« , fragte Dag, als Vincent sich über die Theke lehnte. Es war später Nachmittag und Andis Bar gab eine private Feier, auf der Dag schon von morgens an arbeitete, damit er den Abend frei bekam.

»Kommt sie nicht hierhin?«

Dag schüttelte den Kopf. »Neee. Die ist mit Hannah unterwegs und gleich hat sie einen Termin beim Arzt wegen ihrer Zyste, sie will dann auch direkt mal fragen, wie überhaupt unsere Chancen stehen, schwanger zu werden.«

»Ich hab mal gelesen, wenn man sich zu sehr darauf versteift, klappt es eh nicht. Der Kopf muss frei sein.« , äußerte sich Vincent dazu.

»Schieß ich dann besser, oder was?«

»Seit einer Woche besteigst du die doch eh mehr, als sonst. Ich glaube, eh das du nur noch Luft schießt.« Vincent pustete Dag ins Gesicht.

»Haha. Ich will halt, das es klappt. Vielleicht wird sie dann ... ruhiger.«

»Immer noch so schlimm?«

»Es geht. Ich weiß nicht, wer der 'nen Floh ins Ohr gesetzt hat, aber so eifersüchtig war sie früher nicht.«

»Ich weiß. Ich kenn euch von Tag eins.« , erinnerte ihn Vincent.

»Ja, dann weißt du ja, was ich meine.«

»Heeeey.« , flötete plötzlich Nicole. »Ich wusste gar nicht, das du heut arbeitest.«

»Ja, aber nicht mehr so lange.« , antwortete er.

»Oh Schade. Ich dachte, du könntest heut zeigen, wie viel Alkohol du verträgst.«

»Nee.« Dag lachte ein wenig. »Ich muss einen klaren Kopf behalten.«

»Hast du noch etwas vor danach?«

»Ja.« Dag sah zu Vincent, der ihm zuwinkte. »Ey. Isy müsste um neunzehn Uhr den Termin haben. Also genau dann, wenn ich frei habe. Ich fahr dann direkt nach Hause.«

»Ja, keine Sorge ich melde mich gleich bei ihr und anschließend setze ich sie ab.«

»Danke Brudi. Ich will nicht, das sie so spät noch alleine unterwegs ist.«

»Is' doch kein Ding.« Vincent winkte abermals und verschwand aus der Bar.

»Aber ein, zwei, drei wirst du doch mit mir trinken?!« Nicole beugte sich über den Tresen, als sie sich mal wieder auf einen Hocker kniete. »Wenn du ja wirklich so viel verträgst, wird dir das nichts ausmachen.«

»Ja, aber ... ich sollte besser gar nichts trinken.«

»Ah ... ich verstehe ... das war nur 'ne kleine Lüge. Im Grunde verträgst du gar nicht so viel.«

»Doch klar.« , rechtfertigte Dag sich mit einem Lächeln.

»Und was hindert dich dann daran?«

»Das ich nachher meiner Freundin keine Fahne entgegen hauche möchte.« , lachte er erneut. »Sonst hab ich womöglich Ärger im Paradies.«

Nicoles Gesicht veränderte sich. »Du meinst diese Eine, die dich letzte Woche mit dem Getränk beschüttet hat?« Dag nickte. »Oh, ich dachte ja eher, das wäre 'ne Kundin. So wie sie sich verhalten hat.«

»Sie wollte halt nach Hause.« Dag macht sich gar nicht die Mühe, Nicole mehr von seinem Privatleben zu erzählen.

»Ah okay.« Sie spitzte ihren Mund und zog eine Augenbraue nach oben, als sie zu einer ihrer Freundinnen blickte, die daraufhin zu ihrem Freund flanierte. »Sie scheint wohl ... sehr eifersüchtig zu sein?!«

Dag sah auf, als er gerade ein Glas säuberte. »In letzter Zeit schon.«

»Das liegt uns in den Genen. Meist benötigt es nur noch ein einziger Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt.«

»Oh ja. Da gebe ich dir Recht, aber eure Gedankengänge verstehe ich nicht. Isy weiß genau, dass ich ihr niemals wehtun würde.«

»Und wenn doch?« , horchte Nicole nach.

»Was meinst du?«

»Wenn sie dich erwischen würde?!«

Dag gab ein kurzes Lachen von sich. »Ich würde meiner Freundin niemals so etwas antun.«

»Ja aber stell es dir einfach mal vor.«

»Neeee.«

»Wieso nicht?«

»Weil ich mir dann auch vorstellen müsste, wie mein Leben ohne sie wäre ... und das will ich nicht.«

Nicoles Freundin kam wieder und beugte sich zu ihr rüber und flüsterte ihr ins Ohr, während Dag am anderen Ende der Theke eine Horde Jungs bediente. »Und das hilft?« , fragte sie das Mädchen mit dem blonden Bobschnitt.

»Ja, glaub mir. Tajar und ich benutzen das gelegentlich. Es macht dich so unendlich geil.«

»Und das tröpfle ich in sein Getränk?« Nicole sah auf das kleine Fläschchen, was sie in die Hand gedrückt bekam.

»Ja, aber nicht zu viel.«

»Wann wirkt das?«

»Kommt drauf an. Wieso?«

»Weil ich es besser fände, wenn ich ihn erst woanders hinschaffen könnte.«

»Uuuuuh, du willst es bequem?«

»Nicht nur das. Ich will, dass er mich will. Und dafür muss ich erst einmal diese Vogelscheuche beiseiteschaffen. Er wird dann schon schnell genug merken, dass ich viel besser zu ihm passe.«

»Na ja, aber wie du gemerkt hast, springt der irgendwie nie richtig an.«

Nicole schüttelte das Fläschchen. »Deswegen benötige ich ja dieses hier. Wenn er erstmal mit mir zu Gange ist, wird er merken, wer besser zu ihm passt.«

»Das du je auf so etwas zurückgreifen musst, wer hätte das gedacht.«

»Hey, ich hab das eigentlich nicht nötig, aber der Typ hat was. Er sieht gut aus, kann gut singen ... und hast du gesehen, wie er mit seinen Fingern umgehen kann?! Jungs, die Gitarre spielen können, sind die besten Liebhaber, glaub mir.«

»Keine Ahnung, ich hatte noch nie etwas mit einem Musiker.«

»Ich schon.«

»Ja, ich weiß.« Die Blondine überlegte. »War Çan auch nicht derjenige, durch den du überhaupt auf den da aufmerksam geworden bist?«

»Ja. Er wollte einen Club buchen für 'nen Auftritt, aber die hatten schon SDP gebucht. Als Çan dann den Flyer sah, meinte er, das er die beiden kennt und das er Dag am liebsten noch die Fresse polieren würde.«

»Und du wolltest direkt was anderes mit seinem Gesicht.« Nicoles Freundin ließ ihre Augenbrauen hüpfen.

»Oh ja. Auf seinem Gesicht werde ich noch Platz nehmen.« Sie sah auf die Uhr, schob das Fläschchen in ihre Tasche und stand auf. »Lass uns ein wenig tanzen. Ein bisschen Zeit bleibt mir noch.«

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt