Epilog

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Vincent schüttete sich den heißen Kaffee auf die Hände, als er sich am Automaten eilig einen zog. »Scheiße.« , zischte er und ließ den Becher fallen. »Gottverdammte Scheiße.«

Eine Krankenschwester sah mit hochgezogenen Augenbrauen in den Flur und auf den von ihm verschütteten Kaffee.

»Tut mir leid. Ich bin etwas im ... Stress.« , sagte er als Entschuldigung und verschwand Richtung Aufzug. Niemand war drin, als er einstieg. Generell war das Krankenhaus wie leergefegt, denn es war eine Stunde nach Mitternacht.

Er sah auf sein Handy, als er auf der dritten Etage ausstieg. Katja hatte immer noch nicht auf seine Mail reagiert. Genauso wenig wie Hannah.

Langsam wurde er nervös.

Dag hatte sich zumindest nochmal gemeldet. Er wäre noch circa eine halbe Stunde entfernt. Und das war vor zwanzig Minuten.

Mit einem verzweifelten Aufschnaufen betätigte er die Klingel neben der Glastüre. Schwester Rabiata, wie Vincent die etwas dickliche ältere kleine Hebamme von Anbeginn nannte, öffnete die Türe. »Ist der Vater schon da?« , fragte sie ihn.

»Klar, den hab ich in meiner Hosentasche und lasse ihn gleich im Zimmer herausschlüpfen.« , antwortete er, nachdem sie ihn vorhin blöd anmachte, als er wissen wollte, wie lange so etwas dauern würde.

- Wieso? Haben Sie etwa Wichtigeres zu erledigen, als die Geburt ihres Kindes?

Es hatte ein wenig gedauert, bis Schwester Rabiata, mit eigentlichen Namen Mechthild, verstand, das er nicht der Papa wäre.

Sie antwortete nicht auf seine patzige Antwort, sondern ließ ihn hinein in den dunklen Flur. »Denken Sie dran, das Sie hier ruhig sind.« , ermahnte sie ihn, aufgrund seines nervösen Verhaltens von vorhin, nachdem er schreiend mit Isabelle im Zimmer stand, als ihre Fruchtblase geplatzt war.

Er lächelte sie übereifrig an und verschwand in dem Raum mit der großen Zwei darauf. Zielstrebig ging er durch den Vorhang, der den Blick ins Zimmer verwehren sollte.

Isabelle lag seitlich und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Er schlängelte sich an der runden Wanne rechts von ihm vorbei und setzte sich links neben sie.

Langsam öffnete sie die Augen. »Dag?«

»Nein er ist noch unterwegs.« , sagte er. »Aber er beeilt sich.«

Vincent tippte nervös mit den Fingern zu dem Beat des Herzschlages, der laut ertönte.

»Ich war doof.« , sagte sie und atmete langsam ein und aus, bevor sie weitersprach. »Warum hab ich gesagt, er darf nach Hamburg?«

»Du konntest doch nicht wissen, das euer Kind es so eilig hat.«

»Was ist, wenn er zu spät kommt?«

»Wird er schon nicht.« Vincent sah auf den Wehenschreiber, dessen Zeiger rauf und runter zappelte. »Hast du Schmerzen?«

Isabelle nickte. »Extreme Schmerzen.«

»Dann versuch, noch ein bisschen zu schlafen.«

»Weil es so einfach ist, zu schlummern, wenn man Schmerzen hat, du Idiot.«

»Die haben dir doch angeboten, dir etwas dafür zu geben.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich will nichts. Aaaaaaaaah.« Sie hielt ihre Hand hoch, damit Vincent still blieb.

»Ist das normal, dass du so viele Gurte um deinem Bauch hast?« , fragte er, nachdem er auf den Wehenschreiber sah, dass die Wehe abgeklungen war.

»Ja.« Sie atmete wiederholt kontrolliert und hielt sich dabei krampfhaft am Bettlaken fest.

Nicht immer drauf, doch für immer auf dir (Band 1)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant