Tickets für 23,50

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Mein Vater kam dann auch zu mir und ich gab ihm einen keuschen Kuss auf die Wange. Er winkte uns noch einmal zu und ging. Langsam setzten auch wir uns in Bewegung. Wir gingen den mir bereits bekannten Weg entlang und trafen auch schon bald auf mehr Menschen. Immer dichter und dichter begannen sie sich um uns zu scharren, bis wir irgendwann regelrecht von der Masse mitgezogen wurden. Es wurde für mich zunehmend unangenehmer.

Menschen begann mich zu rempeln und zu schupsen. Klar geschah dies mehr aus versehen, doch im inneren begann ich mich zunehmend anzuspannen. Erinnerungen an Gestern Abend kamen wieder auf. Tief durch atmen. Entspann dich.

Ich atmete tief ein und füllte meine Jungen mit Luft. Sie blähten sich auf und drückten dann die Luft wieder hinaus. Immer wieder und wieder. Meine Muskeln entspannte sich wieder etwas und ich bekam wieder die Kontrolle über meine Gefühle.

Die Masse drängte sich zu den beiden Kassen. Es klingele wenn die Schubladen geöffnet wurden und die Scheine hinaus oder hinein wanderten. Menschen tuschelten wild umher und unterhielten sich über die Show. Meine Mutter und ich unterhielten uns ebenfalls und sie versuchte mich über die Show auszuquetschen, doch ich schwieg. Ich fühlte mich zwar im Moment nicht besonders wohl, doch ich wollte meiner Mutter auch nicht die Spannung verderben. Weiterhin setzte ich ein lächeln auf und versuchte so fröhlich wie es nur ging zu wirken.

„Ich hab ja gehört, dass es auch einen Mann geben soll der Lebendige Tiere frisst. Das klingt wirklich.... Ähm zwei Karten bitten."

„Das macht dann 23,50." Meine Mutter kramte in ihrer Geldbörse und reichte der Dame das Geld.

„Vielen dank. Hier ihre Karten. Ich wünsche ihnen noch viel Spaß bei unserer Show." Das Mädchen, dass an der Kasse saß war etwa 18, vielleicht auch ein, zwei Jahre älter. Ihre Haare waren Blond und zu einem Pferdeschwanz gebunden, die Spitzen waren blass Rosa. Sie trug eine weiße Tunika und zahlreiche Plastikarmbänder. Die Nägel waren bunt lackiert in zahlreichen neonfarben. Ihre braunen Augen glitten umher, doch dann blieben sie stehen. Sie blickte uns an und lächelte freundlich, dann glitt ihr Blick zu mir. Ihre Augen glitzerten und etwas an ihrem Blick war mir nicht ganz geheuer.

„Ja, viele dank." sagte meine Mutter und ging mit mir Weg. Ich ging mit ihr, doch beobachtete die Frau noch kurz. Sie hatte sich allerdings bereits wieder abgewannt und bediente neue Schauwüttige.

Je näher wir dem Zelt kamen desto kippeliger wurde meine Mutter. Ein ausgerecktes Grinsen zierte ihre Lippen, doch ich erkannte in ihren Augen, dass sie doch etwas nervös war. Bei dem Gedanken musste ich doch etwas schmunzeln. Meine Mutter ließ sich sonst nicht so leicht unterkriegen, doch so Sachen wie Horrorfilme oder eben so ein Horrorzirkus gingen meiner Mutter doch etwas unter die Haut.

Sachte quetschten wir uns durch die Reihen und fanden dann auch einen Platz, der sich etwas in der Mitte der Reihen befand. Naja nicht so gute wie letztes mal, aber ich hab es ja eh schon mal gesehen.

Es wurde wieder dunkel in der Manege, dann setzte die Musik ein und durch einen Vorhang trat der Zirkusdirektor ein. Es war immer noch still und sein Blick war gesenkte. Der Lichtkegel brannte auf ihn hinab und dann ertönte wieder sein Lachen. Er riss den Kopf hoch und lachte aus volle Halse. Wieder dieses Creepy lachen.

Da ich das prozediere kannte schenkte ich seine Worten nicht so viel gehör und konzentrierte mich mehr auf sein Aussehen. Er trug das selbe Kostüm wie gestern auch. Durch den Zylinder sah man nicht alles von seinem Gesicht, was es schwer machte einzuschätzen wie alt er denn war. Ich hätte ihn ja auf über vierzig geschätzt, doch er wirkte so voller Energie und auch wirkte weder sein Körper noch sein Psyche verbraucht. Vielleicht war er auch jünger.

„Artisten und Freaks aus aller Welt freuen sich ihnen heute ihre Künste zu präsentieren. Lassen sie sich verzaubern von einer Welt, die sich ihnen so wahrscheinlich noch nie erschlossen hat und es liegt an ihnen zu entscheiden, ob sie was sie zu sehen bekommen glauben oder doch lieber verdrängen." Er sprach die selben Worte wie gestern und wirkte im ganze nicht wirklich anders. Sein Körper senkte sich nach vorne und verneigte sich vor dem Publikum, dann ertönte wieder dieses eigenartige Lachen und er verschwand hinter dem Vorhang.

Pregnant Where stories live. Discover now