Zu viel neugier

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„Du solltest lieber aufpassen." Ich konnte seinen Kopf immer noch auf meiner Schulter spüren, als dann plötzlich die Tür auf ging. 

„Gabriel..." Weiter sprach sie nicht. Beim ersten Ton sprang mein Blick zu der Tür und ich erkannte eine Frau. Ihre Stimme kam mir irgendwie sehr bekannt vor, doch ich wusste nicht so recht woher. Sie stand in der Tür und schaute uns beide etwas verwirrt an, doch dann erkannte ich etwas wie Erkenntnis in ihrem Blick. Die Art wie sie mich nun ansah gefiel mir überhaupt nicht, sie jagte mir sogar einen kleinen Schauer den Rücken hinunter. Gabriel nahm seinen Kopf nun wieder von meiner Schulter und schaute zu der Frau.

„Was willst du, Emilia." Nun blickte sie ihn wieder an und ihr Blick bekam nun etwas ehrfürchtiges. Ich hingegen atmete leise erleichtert aus. 

„Die solltest wegen der Show jetzt wieder in das Zelt kommen. Du musst dich auch noch umziehen." Er nickte nur und sie drehte sich augenblicklich um und verschwand aus der Tür. Etwas abstand befand sich nun zwischen uns, so dass ich mich umdrehen konnte. 

„Nun gut, ich muss dann mal los." Er musste etwas lächeln und begann das Ende meines Zopfes zwischen seinen Fingern zu drehen. Währenddessen ließ er mich nicht aus den Augen.

„Willst du mitkommen?"

„Ähm,....Ich weiß nicht so recht." Doch er lächelte nur weiter und es endete dann mit mir inmitten des Zeltes. Um mich herum scharrten sich die Artisten, Domteure und Clowns. Zwischen ihnen liefen dann noch ein paar Tierpfleger und ich glaube zwei Make-Up Artisten. Der eine hieß Markus und wirkte auf mich wirklich freundlich. Er war relativ groß und schlank. Die Haare hatte er im Nacken zusammengebunden und ein zarter Bart zierte sein Kinn. Dazu trug er eine einfache schon leicht ausgewaschene Jeans und ein schlichtes T-Shirt. Er wirkte mehr wie ein Durchschnittsmensch und schien in das ganze Szenario nicht so recht reinzupassen. Die zweite war da schon etwas außergewöhnlicher. Sie hatte ihre Haare rosa gefärbt und trug sie halb zu einer Masche hochgesteckt. Ihre Augen waren dunkel umrandet und ihre Haut genau so blass, wie die von Gabriel. Sie war etwas verschroben und dennoch hatte sie etwas gefährliches an sich. Die Beiden schwirrten herum zwischen den Leuten, ich hingegen stand nur da und beobachtete, wie Gabriel fertig gemacht wurde. 

Wieder begann ich mich unsichtbar zu fühlen. Ich schloss kurz meine Augen, als ich ein Geräusch hinter mir war nahm. 

Komm näher

Ich konnte die Stimme wieder ganz genau hören. Ich sah mich im Zelt um und erkannte sofort, dass es aussichtslos war erneut nach der Quelle dieser Stimme zu suchen. Zu viele Menschen schwirrten hier herum.

Komm zu mir.

Ich drehte mich erneut herum und erblickte in einer Ecke des Zeltes einen Tisch auf dem ein eiserner Käfig stand. Langsam drängte ich mich durch die Menschen und stellte mich vor diesen Tisch. Der Käfig bestand aus dicken Eisenstäben und einem festen Boden. Die Gitterstangen lagen überkreuzt, so das sich das Etwas was sich darin befand nicht nach außen kam. Ich beugte mich nach vorne und blickte zwischen den Löchern hindurch. Zuerst sah ich nichts, bis auf ein paar einzelne Äste und Laub, dass sich im inneren befand. Allerdings wirkte alles darin etwas dumpf und wie in einem Nebel gehüllt. Als ich genauer hin sah erkannte ich allerdings, dass der weiße Schleier ein dünnes Gewebe aus Spinnennetzen war. Tausend kleine Diamanten schienen in dem Gewebe eingearbeitet und ließen es glänzen. Unbewusst hob ich meine Hand und wollte einen Finger durch das Gitter stecken. Als mir plötzlich etwas entgegen sprang. 

Hastig zog ich meine Hand wieder zurück und zog scharf die Luft ein. Ich trottete ein paar Schritte zurück und stieß zum gefühlten ixten Mal gegen einen Menschen. Durch den plötzlich Körperkontakt entfuhr mir ein schrilles quietschen. 

„Du bist eindeutig zu neugierig." Ich drehte meinen Kopf zur Seite und blickte hinauf in Gabriel's Augen. 

„Du hast so eben Bekanntschaft mit Lilith gemacht."

„Lilith?" Er begann verträumt zu lächeln.

„Ja. Sie ist meine Partnerin." Er kam ein Stück näher und flüsterte:

„Meine Tanzpartnerin." Tanzpartnerin?! Die SPINNE!

„Du gibst deiner Spinne einen Namen." Er zog fragend eine Augenbraue hoch.

„Ja wieso denn nicht?"

„Ich weiß nicht..."

„Gabriel kommst du dann endlich. Dein Auftritt beginnt gleich." Wir drehten uns um und sahen wieder zu der Frau, die zuvor im Wagen einfach so reingeschneit war. Inzwischen war mir auch wieder klar wo ich ihre Stimme zum ersten mal gehört hatte. Das Gespräch, dass ich im Zirkuszelt belauscht hatte, sie war eine der beiden Gesprächspartner gewesen und sie war mir einfach nur auf das hochgradigste unsympathisch. Jedes mal, wenn sie mich ansah schien in ihrem Blick etwas wie Triumph oder vielleicht eher Vorfreude aufzublitzen, als wüsste sie etwas, was mir biss da"to verwehrt geblieben war, und im Nachhinein glaub ich auch, dass es so war. 


Meine Füße berührten den nassen Grasboden. Er war kalt und durchdrängte meine Poren. Der Saum meines Kleides schliff hinter mir über den Boden und wurde ebenfalls nass. Kalter Wind blies mir entgegen und ließ die salzigen Tränen auf meiner Wange trocknen. Die Haut darunter begann zu spannen und unangenehm zu ziehen, doch das war mir nun wirklich mehr als „scheiß" egal. 

Ich ging weiter nach vorne und wagte es nicht mich umzudrehen. Nichts durfte mich ablenken oder mich zum zweifeln bringen. Ich musste das jetzt durchziehen, ich hatte einfach keine andere Wahl mehr. Zu tief war ich in all das schon hinein gesunken, doch ich musste sie einfach beschützen. Meine Haare waren durch den Wind schon ganz zerzaust und fielen mir teilweise wirr ins Gesicht. 

Du siehst wieder wunderschön aus Miriam." Die Stimme fuhr wie ein Stromstoß durch meinen Körper und ließ mich erstarren. Ich hasse es!Egal wie sehr ich diesen Mann auch zu hassen begann. Er würde immer die selbe Wirkung auf mich haben. Auch wenn er für noch so viel Leid in meinem Leben verantwortlich war, so würde ich mich doch immer auf eine ganz bestimmte Art und weiße zu ihm hingezogen fühlen. Selbst im Tod.

Immer noch so theatralisch. Willst du mich weiterhin anschweigen."

Ich blieb still und drehte mich nicht um. Du darfst jetzt nur nicht schwach werden.

Nun sei doch nicht so Miriam. Sprich mit mir und zeig mir dein wundervolles Gesicht." Ich hasse dich für diese Macht, die du über mich hast.

Ich schloss die Augen und begann langsam mich um mich selbst zu drehen, so dass wir uns nun gegenüber standen, doch ich hielt meine Augen geschlossen. Ich vernahm aus der Ferne sein Lachen und spürte seinen Körper nun direkt vor mir. Eine Hand strich sacht über meine Wange und legte sie unter mein Kinn, dann hob er es sacht an.

Komm öffne deine schönen Augen, Miriam...."



„Miriam. Miriam!" Ich riss mich von einem Punkt an der Wand los und wandte meinen Blick zur Seite. Es war Gabriel's Stimme, die nach mir gerufen hatte. Ich war wohl kurz abgedriftet.

„Nah sieh mal an!" Er lehnte sich wieder ein Stück nach vorne.

„Auch wieder am Planeten der Lebenden?" Ich nickte hektisch und wartete auf seine Reaktion. Er begann einfach nur zu leicht zu lachen.

„Was für ein Mensch. Einer Seitz so neugierig und dann wieder so verträumt. Sag mir, hasst du auch was schönen geträumt?"

„Ähm... Ich weiß nicht. Denke schon." Er legte seinen Kopf leicht schief und strafte mich kurz mit einem fragenden Blick. Dann packte er meine Hand und zog mich nicht unbedingt sachte mit sich. Doch er lachte einfach nur weiter und lächelte mich an.

„Komm! Nach einer Show hab ich immer Hunger und ich wette du hast auch Hunger." Ich wollte gerade widersprechen, als mir allerdings mein Magen einen Strich durch die Rechnung machte. Er begann lautstark zu knurren, ich wurde rot und Gabriel musste lachen.

„Nun komm schon mit." Ich ließ mich nun einfach von ihm mitziehen.


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