Willige ein

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Noch immer mit dem Kopf leicht in meine Hand gelehnt begann sich auf seinen Lippen ein leichtes Lächeln abzuzeichnen.

„Es hat lang gebraucht, um dich wieder zu finden. Gabriel hat ganze Arbeit geleistet." Sein Kopf begann sich leicht zu drehen und seine Nase streifte dabei meine Hand. Reis dich zusammen! Vergessen was der Typ getan hat!?- Aber warum schlägt mein Herz dann so schnell?

Seine Lider sanken etwas hinab und sein Atem streifte ganz sanft immer wieder meine Handinnenfläche. Beinahe fürsorglich legte Lucifer seine freie Hand über meine und hielt sie so an Ort und stelle.

„Warum hast du mir einen falschen Namen gesagt? Und dann genau seinen." Sein Kopf schreckte zu mir und seine Augen begannen sich zu weiten. Ich konnte meine beiden Hände aus seinem Griff befreien und sah ihm mit festen Blick an. Dieser graue Schleier begann sich langsam wieder über seine wunderschönen Augen zu schieben. Einzelne Bilder flackerten wieder vor meinem geistigen Auge auf. Es waren wieder Teile seiner Erinnerungen. Ich konnte sehen wie Gabriel ihn quälte. Hunderte Messer, egal ob dünn, klein, lang oder mit breiter Klinge. Alles rammte ihm Gabriel in seinen schutzlosen Körper. 

Er war genauso ein Monster. Ein abscheuliches Biest das es antörnte, wenn es mich bluten sah. Ich genoss es ihm damals das Herz aus seiner Brust zu reisen und mit meinen Zähnen zu zerreissen." Sein Blick begann sich zu verändern und auch die Art wie er sprach. Mit jedem Wort, jedem Gedanken an Gabriel schien etwas mehr von der Weichheit in seiner Stimme zu verschwinden.

„Er hat dich mir weg genommen und als ich dich dann fand wollte ich, dass du ihn genauso hast wie ich." Ich wich etwas zurück.

„Und was ist wenn ich mich nie erinnert hätte, wenn ich dich nie hinterfragt hätte?" Er begann zu lächeln und meinte dann mit einer fast unangenehm weichen und tiefen Stimme.

„Ich hätte schon dafür gesorgt, dass du es tust. Alles hätte ich dafür getan, damit dein Wille Bricht, so dass du dich mir freiwillig ergibst." Ich wollte noch weiter zurück weichen, doch schnell packte Lucifer wieder meine Hände und zog mich wieder an sich heran.

„Du kannst jetzt nicht mehr weg! Ganz von alleine, bist du zu mir gekommen. Du gehörst mir!" Ich zuckte unter seinem lauten Ton und den vor Wut glühenden Augen zusammen. Meine Beine begannen zu zittern und am liebsten wäre ich zu Boden gesunken, doch Lucifer hielt mich weiter oben. 

Er ist ein Monster, dass sich an dir vergangen hat. Er manipuliert Menschen und Seinesgleichen, nur um zu sehen wie sie leiden. Du solltest ihn hassen!" Ruckartig ließ er meine Hände mit einem mal los und schlang seine stattdessen um meinen Körper. Ich erstarrte.

„Der Packt, willige ein. Lass mich dich mitnehmen, so dass er dich nicht bekommen kann. Keiner soll dich mir wegnehmen." Seine Worte waren so angefühlt mit Wut und Feuer, dass sie allein mich schon zum zittern brachten, dennoch erinnerte er mich in diesem Moment an einen kleinen Jungen, der seine Mutter verzweifelt darum bat ihn im Dunklen nicht allein zu lassen.

Zögerlich und zitternd hob ich meine Hände. Ganz leicht legte ich sie auf seinen Rücken. Seine Arme begannen sich fester um mich zu schlingen und sein Kopf grub sich an meinen Hals. Ich spürte wie er begann ganz tief Luft zu holen und über meinen ganzen Körper verteilte sich im selben Moment ein leichter Schauer. Mit einem leichten Summen drang der Atem wieder aus seinen Lungen.

„Du riechst so unglaublich gut." Flüsterte er leise an meinen Hals und drückte seine Nase noch etwas näher an meine Haut. Mein Blick war währenddessen hinauf auf den Himmel gerichtet. Er war schwarz und einzelne Sterne leuchteten mir entgegen. 

„Willst du dafür noch etwas für mich tun?" Sein Kopf hob sich nur ganz leicht von meinem Hals, gerade soviel, dass ich sein Gesicht nicht mehr auf meiner Haut spürte.

Was willst du?" Mein Körper begann wieder zu zittern, doch ich versuchte zumindest meine Stimme klar und stark klingen zu lassen.

„Du bekommst mich. Ich werde mich nicht während und dich auch nicht hintergehen, dafür will ich, dass du Lucius wieder aufweckst und dich nicht in das Leben meiner Tochter einmischt." Ich spürte wie sich sein Körper anspannte und er seinen Kopf noch etwas hob.

„Sie ist auch mein Kind." Ich krallte meine Hände fester in Lucifers Kleidung. Erst da fiel mir auf, wie glatt und weich der Stoff war. Er wirkte hochwertig und auch kühl auf der Haut.

„Sie soll das alles nicht durchmachen. Ich will das sie normal ist." Sein Kopf hob sich weiter.

Es wird viel Kraft kosten sie vor Gabriel und seinem Meister zu beschützen." Etwas Abstand kam wieder zwischen uns, als er mich mit festem Blick ansah.

„Ich vertraue darauf, dass du das schaffst." Ich versuchte ernst zu klingen, doch er schien zu merken, dass ich mehr als nur einwenig nahe den Tränen war. Es verging einiges an Zeit in der er mich ansah und ich angespannt auf seine Antwort wartete.

Es erstaunt mich immer wieder aufs neue, wie dumm ihr Menschen doch seit. Gebt alles für Menschen, die es euch nie danken werden. In ein paar Jahren wissen sie nicht einmal mehr, wer du bist und dennoch tust du für sie alles. Schickst deine Seele sogar ins Fegefeuer, auch wenn du gesehen hast, was ihm vorbestimmt ist. Selbst wenn ich gehe kann ich das nicht mehr ändern." Ein Arm löste sich langsam von meinem Rücken und legte sich nur einen Moment später um mein Kinn und zog es etwas hoch. 

Willst du ihn dennoch retten?" Seine Frage klang streng und beinahe wie ein Vorwurf, doch ich versuchte mir keinen Zweifel anmerken zu lassen. Ich muss das jetzt durchziehen! Einmal..nur einmal möchte ich stark sein.

„Ja." Für einen Moment schien er erstaunt, doch dann begann er zu lächeln.

Dann ist es besiegelt." Ich konnte spüren wie ein leichter Wind aufkam und sich mit ihm die Welt um mich herum langsam auflöste. Seine Hand zog mein Kinn näher zu sich heran und ich spürte wie sich leicht seine Lippen auf mich legten. Automatisch glitten meine Augenlieder zu und ich konnte mich nur noch auf seine weichen, warmen Lippen konzentrieren. Sie drückten sich fester auf meine und sein Arm, der noch um meine Taille lag zog mich näher an sich heran. Mein Rücken wurde durchgedrückt und ich krallte mich noch etwas fester in seine Kleidung.
Ich spürte wie der Wind langsam stärker wurde und jedes Gefühl für die Umgebung aus meinen Körper verschwand. In meinem Körper begann es wie wild zu kribbeln und ich bemerkte wie mein Herz begann nervös unregelmäßig zu schlagen. Alles um mich verschwamm und nur Lucifer war noch irgendwie richtig greifbar für mich. So gut ich konnte krallte ich mich an ihm fest um die Welt nicht aus meinen Fingern gleiten zu lassen.
Zu spät viel mir wieder ein, dass Lucifer kein Teil meiner Weld war. 
Ich konnte spüren, wie er mich mit sich zog. Immer tiefer an jenen Ort an den Mann ihn vor Jahrhunderten verbannt hatte. Langsam verlies die Kraft meinen Körper und meine Glieder begann zu erschlaffen. Ich spürte noch wie sich Lucifers Lippen langsam von meinen lösten und meinen Körper langsam aus seiner festen Umarmung entließ. 
Wie auf Wasser begann sich mein Körper langsam nach hinten auf den Rücken zu legen und sich ganz leicht und langsam von Lucifer weg zu bewegen. Ich kam allerdings nicht mir. Mit einem nebeligen Blick konnte ich noch beobachten wie mein Körper langsam entschwand und Lucifer mich durch ein Tor trug. Es ist vorbei...


Die Musik im Auto dröhnte laut und der Alkohol rauschte in meinen Ohren. Mit aller Macht krallte ich mich an das Lenkrad von Ninas VW. Sie selbst saß neben mir, grölend und eine unsichtbare Flasche schwenkend. Der Alkohol brachte meine Sicht immer wieder zum verschwimmen.
Schon eine Weile hatten wir die Stadt verlassen und fuhren auf einer etwas kleineren Straße, die durch einem nahe liegenden Dorf, wenn man so will, führte. 
Nina grölte ungehindert weiter und lachte, während sie nervige Snapchat Nachrichten für ihre Follower oder wen auch immer aufnahm. 
In letzter Zeit ging mir das ziemlich auf die Nerven. Die Trennung von meinem Freund nahm mich immer noch schwer mit und ich wollte im Moment eigentlich keine fröhlichen Menschen sehen. 
Erneut schien sich ein Dolch in mein Herz zu rammen. Wie konnte er nur! Dieses Schwein! Monster! Er hat mich einfach benutzt betrogen und es schien ihn komplett egal zu sein. Hatte ich ihm überhaupt etwas bedeutet? Wie oft hat er mich wirklich angelogen? Hat Miriam vielleicht doch...
Ich versuchte den Gedanken sofort wieder zu verdrängen und mir weiterhin einzureden, dass er zumindest in diesem Punkt die Wahrheit gesagt hatte. Es wäre schrecklich gewesen, wenn sie mir die Wahrheit gesagt hätte.

Angenehm warm strömte der Alkohol durch meine Adern. Die Musik von One Direction dröhnte laut durch das Radio meines Autos. Laut sang ich jede einzelne Strophe mit und schwenkte meine Hand in der Luft. In meiner anderen Hand hielt ich mein Smartphone und nahm ein Video nach dem anderen auf.
Mit Sicherheit vernebelte der Alkohol meinen Verstand, doch ich liebte es. Endlich waren alle Gedanken an meine Mutter und Miriam aus meinem Kopf verband. Sie war ne ganze Weile nicht mehr in der Schule. Ha! Die hält sicher nicht mehr lange durch. Ich kann mir schon vorstellen was morgen überall auf Facebook geteilt wird. Endlich hat sie nachgegeben und uns allen das gegeben was wir wollten.

Ein Lachen konnte ich mir nicht mehr verkneifen, zumindest bis ich zu Sarah sah. Ihr Blick wirkte angespannt und ihr Körper verkrampft. Das kommt davon wenn man nicht genug trinkt.


Mit einem mal streckte sie den Rücken noch mehr durch und ihre Augen begannen sich zu weiten. Was hat sie den jetzt?

An diesem Abend bekam ich einfach kein Auge mehr zu. In den letzten Tagen, oder eigentlich ja Wochen. Oder sind es schon Monate?

Nicht besonders viel geschlafen, doch heute traf das einen neuen Höhepunkt. Immer wieder drehte ich mich im Bett umher und starrte an die Decke. Irgendwann war mir dann fast langweilig und ich beschloss aufzustehen und lief zu dem hohen Fenster in meinem Zimmer. Also Nacht, dann zeig mal was du hast.

Ich lehnte mich etwas nach vorne und sah wie sich etwas vor meinem Haus begann zu bewegen. Ich kniff meine Augen etwas zusammen und versuchte heraus zu finden, was sich da unten wohl tummeln könnte. Neugier stieg in mir hoch und ich beschloss mal nach unten zu laufen. Sollte es ein Einbrecher sein, so sollte er besser wissen, dass ich an Schlaflosigkeit litt.
Beinahe eilig lief ich aus dem Zimmer und schlich mich durch den Gang, dann die Treppe hinunter. Meinen Körper drückte ich gegen die Wand und duckte mich etwas, damit er mich durch das Glas in der Tür nicht sah, als ich in den Vorraum schritt. 

Ich öffnete die Tür nicht, sondern presste mein Ohr nur gegen das Holz und versuchte etwas zu hören. Irgend ein spezifisches Geräusch auszumachen, um zu wissen was draußen vor sich ging. Es blieb still. Mit beinahe panisch schlagenden Herzen streckte ich meine Beine langsam durch und warf einen zögernden Blick aus dem kleinen Fenster an der Tür. Draußen war es dunkel und ich konnte so gut wie nichts sehen. 
Ein paar Minuten verharrte ich in dieser Position, doch es rührte sich immer noch nichts. Einmal atmete ich noch tief durch, bevor ich langsam die Klinke der Eingangstür hinunter drückte. Kalter, beinahe eisiger Wind strömte durch die Tür und ließ mich zittern. 

Pregnant Where stories live. Discover now