Was tust du da?

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Seine Finger berührten mich während der ganzen Prozedur nicht ein einziges mal. Die Schichten von Make-Up verschwanden langsam von meiner Haut und irgendwann konnte sie dann endlich wieder frei atmen. Als das Tuch seinen Job dann beendet hatte verschwand es wieder von meiner Haut.

„So...nun siehst du wieder aus, wie du selbst." Langsam ließ ich meine Augenlieder wieder aufgleiten und sah direkt auf eine in schwarz gekleidete Brust. Vor meinen Augen senkte sich der Körper herab und Gabriel's Augen fingen meinen Blick. 

„Fühlst du dich jetzt wieder besser." Ich nickte und lächelte ihn an, da streckte er plötzlich eine Hand in meine Richtung. Mein Kopf wich automatisch etwas zurück, doch er ließ sich davon nicht beirren. Einer seiner Finger begann über meine Lippen zu streichen, während er komplett fasziniert auf sie blickte.

„Trotz einem Lächeln auf den Lippen scheinen deine Augen zu weinen. Mit diesem Lächeln versuchst du andere Menschen und dich selbst zu belügen." Sein Finger blieb plötzlich in der Bewegung stehen und sein Blick schnellte zu mir hoch.  

„Lüg mich nicht an. Erst recht nicht wie du es sonst bei Menschen machst." Menschen...

Seine Hand verschwand wieder und er richtete sich auf. Ich verfolgte mit meinem Blick jede kleinste seiner Bewegung und versuchte alles in mir aufzusaugen, solange es noch ging. Er streckte eine Hand nach mir aus. Für einen Moment sah ich sie nur an, diese langen, dünnen, blassen Finger, die sich mir entgegen streckten. Langsam hob ich nun auch meine Hand und legte sie in seine. Seine Finger umschlossen meine Hand und hielten sich gefangen, dann zog er mich hoch. Lange blieb ich allerdings nicht an einem Fleck, denn er ging sofort ein paar Schritte zurück und zog mich mit sich. 

In der Mitte des Raumes kamen wir dann zum stehen. Durch das kleine Fenster im Raum drangen bereits die ersten Mondstrahlen. Sie fielen auf sein helles Haar und ließen es wie die Sterne leuchten. Seine Hände hoben sich an mein Gesicht und einzelne Finger strichen sanft über meine Wangen, dann fuhr eine der Hände an meinem Gesicht entlang nach oben. Mit einer sachten Bewegung strich er so ein paar loser Strähnen aus meinem Gesicht. Die zweite Hand hatte sich von meinem Gesicht gelöst und fuhr an meinem Gesicht vorbei. Mit einer flüssigen Bewegung nahm er meinen Zopf in seine Hand und löste beinahe noch in der selben Bewegung das Gummi aus meinen Haaren. Die einzelnen Strähnen meines Zopfes begann sich wie von selbst zu entflechten, bis sie sich in einer langen Mähne über meinen Rücken ergossen. Einzelne Strähnen fielen mir wieder ins Gesicht, wobei er sie sofort sachte wieder aus seinem Gesicht strich. 

Das Licht des Mondes wurde heller und schien uns in einen dünnen seidenen Vorhang zu hüllen. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus, wobei ich währenddessen die Augen schloss. Mein Herz schlug unkontrolliert gegen meine Brust und ich versuchte es etwas unter Kontrolle zu bringen, doch er schien es bemerkt zu haben. Ein kleines Stück kam er noch näher und ich konnte das glitzern seiner Augen nun noch deutlicher erkennen. 

Seine Hände fuhren nun langsam von meinem Gesicht über meinem Hals und dann über meine Schulter meinen Armen entlang. Meine ganze Haut begann unter seinen Finger leicht zu kribbeln. Das glitzern in seinen Augen wurde von Minute zu Minute stärker und ich begann mich davon, wie eine Motte von Licht, angezogen zu fühlen. Also hob ich vorsichtig meine Hände, währenddessen lagen allerdings seine Hände immer noch um meine Handgelenkte gelegt und er schien keine Anstalten zu machen sie los zu lassen. Ich ließ mich davon aber nicht abhalten und legte meine Hände links und rechts an sein Gesicht. Langsam begann nun er die Augen zu schließen und zum ersten Mal durchbohrte mich kein Blick. Ein leichtes Gefühl von Macht und Kontrolle keimte in mir auf.  Mit dem Daumen meiner linken Hand fuhr ich ganz vorsichtig über sein Augenlied. Seine Wimpern kitzelten leicht meiner Finger spitzen, als er seine Augen wieder öffnete.

„Was tust du da?"

„Deine Augen. Sie beginnen immer wieder zu glitzern. Wie Steine, in denen das Sonnenlicht bricht."

„Oder die Scherben eines Spiegels." Auf seine Äußerung begann ich nur leicht den Kopf zu schütteln und tat dann das, was auch er zuvor bei mir gemacht hatte. Ich löste eine meiner Hände von seinem Gesicht und fuhr mit einem Finger dieser Hand über seine Lippen. Er schwieg, zumindest vorerst.

„Die ganze Zeit scheinst du in mir, wie in einem offenen Buch lesen zu können, erkennst es wenn ich lüge. Dann hältst du es mir vor, umschreibst es jedoch mit philosophischen Worten. Dir scheint das alles so leicht zu fallen, doch ich kann in dir überhaupt nichts lesen. Bitte verschließ dich nicht vor mir." Nun öffnete er langsam wieder seiner Lippen, doch anstelle etwas zu sagen fuhr er mit ihnen ganz sanft über meinen Finger. Auf meiner Fingerkuppe hinterließ er dann einen leichten Kuss. Mein Finger verweilte an seinem Platz, genau wie seine Lippen, doch das hinderte ihn nicht daran nun weiter zu sprechen.

„Dann versuch mich doch zu öffnen." Bei jedem Wort streifte streifte sein Atem meinen Finger und hinterließ Gänsehaut Seine Augen bohrten sich nun erneut in meinen und machte es für mich mal wieder unmöglich mich zu bewegen. 

Das Mondlicht wurde immer kräftiger und kräftiger und ließ Gabriel in einem mysteriösen Licht erstrahlen. Seine Augen bohrten sich tiefer und tiefer in mich hinein und je länger ich ihn so ansah, desto mehr erschien es mir so, als würden seine Augen langsam die Farbe wechseln. Mein Atem wurde nun beinahe hektisch und zu dem Gefühlschaos, dass bereits in mir herrschte mischte sich nun auch so etwas wie angst.       

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