Nicht mein Bruder

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Briseis schien sich ebenfalls zu entspannen, nur in meinem Kopf begann es wie wild zu rattern und eine Frage begann sich über die andere zu schieben. Wie hat er das nur gemacht?

Briseis Mutter nahm ihren zusammengesunkenen Sohn fest in ihre Arme und trug ihn aus dem Zimmer. Hinter ihr schloss Briseis die Tür. Für eine ganze Weile blieb es still und wir sagten nichts. Mein Körper fühlte sich wie festgefroren an. Briseis stand noch immer mit dem Rücken zu mir. Geisterkind....
Der Meister der Verdammten, ein Gefallener ließ sich von einer Menschenfrau zu einem Packt verführen. Nun kann er nicht anders, als ihr Blut zu beschützen. Jahrhunderte vergehen bis in der Reihe der Geistertochter eine Totgeborene zum schein des roten Mondes die Augen öffnet.

Mein Herz begann schneller zu schlagen, als die Worte aus meiner Erinnerungen wieder hervor krochen und verächtlich in mein Ohr flüsterten. Nein! Niemals! Er kann doch nicht wirklich noch jemanden...

Es flammte wieder das Bild dieser Jungen Frau auf. 

Ich schwor ihr ihre eigentlich todgeweihte Blutlinie zu beschützen hingegen behielt ich sie als meine Botin und mein Eigentum.

„Miriam!" Diesmal war es wieder Briseis, die mich aus meiner Starre riss. Ihre Hände hatten sich beinahe schon schmerzhaft in meine Schultern gekrallt. Ich riss meine Augen auf, als ich sie plötzlich so nah vor mir sah. Mein ganzer Körper erstarrte erneut. Etwas verwirrt zog sie eine Braue nach unten.

„Geht es wieder?" Ich nickte, bemerkte aber dann:

„Ja, du tust mir nur etwas weh." Sie riss erschrocken die Augen auf und ließ mich sofort los.

„Tut mir leid." Ich schüttelte eilig den Kopf.

„Nicht schlimm....Ähm Briseis, dürfte ich dich mal was fragen?" Sie nickte.

„Ähm...Wie hat deine Schwester eigentlich ausgeschaut, bevor sie verschwand?" Mit begründeten Verdacht sah sie mich überrascht an, überlegte dann für einen Moment, ehe sie antwortete.

„Sie hatte...relativ lange Haare..." Sie begann weiter zu überlegen.

„Sonst noch etwas? Schmuck oder so,...etwas das sie immer getragen hat." Briseis überlegte lange, ehe ihr ein Gedankenblitz eine Idee heraufbeschwor.

„Kurz bevor sie gegangen ist habe ich ihr ein Band geschenkt, ein blaues. Mein lieblings Kleid hatte damals die selbe Farbe gehabt." Ich erinnerte mich wie Lucifer ein blaues Band zwischen seinen Fingern hin und her gedreht hatte und die Frau ihn dabei nur verängstig ansah. 
Mein Schweigen schien Briseis misstrauisch zu machen.

„Wieso fragst du?" Was willst du ihr jetzt sagen? Die Wahrheit? Willst du wirklich riskieren, dass sie dich für komplett verrückt hält und du sie als Freundin verlierst- Sie hat ihren Bruder doch selbst eben gesehen. Unmöglich kann sie ernsthaft glauben, dass das normal sei.

„Miriam! Du verschweigst mir doch etwas." Beinahe bedrohlich ging sie einen Schritt näher auf mich zu.

„Hat es etwas mit meinem Bruder zu tuen?" Ich schwieg.

„Sag schon!" Ich wich, ähnlich wie ein kleines verängstigtes Reh, zurück. Sie wird mich sicher hassen.

„Miriam! Wenn du jetzt schweigst..." Es klang lange nicht so bedrohlich, eher verzweifelt. Ich konnte auch schon wieder Tränen in ihren Augen glitzern sehen.

„Briseis...." Sofort wehrte sie mit einer Hand und schüttelte den Kopf.

„Sag es einfach." Ihr Blick war ernst, wenn auch verzweifelt.

„Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist." Briseis ließ ihren Arm wieder sinken und sah mich zugegeben etwas enttäuscht an.

„Bitte Miriam! Ich war seit dem wir uns kennen immer für dich da und habe dir geholfen, tu mir also nur diesen einen gefallen. Ist es wirklich zuviel verlangt, dass ich einfach nur wissen will was hier los ist?" Eine einzelne Träne begann sich über ihre Wange zu schleichen, was mir einen Stich in die Brust versetzte. Ich wusste zu gut wie es war, auf der anderen Seite zu stehen und nicht zu wissen was eigentlich los war. Es war für mich schrecklich und ich wusste selbst damals noch nicht alles, dennoch wollte ich sie nicht in etwas hineinziehen, dass ich selbst nicht abschätzten konnte.

„Es ist wirklich kompliziert und ich verstehe es selbst nicht wirklich....außerdem würdest du mir das auch nie glauben." Wieder trat sie einen Schritt auf mich zu und zeigte mit einer energischen Bewegung hinter sich.

„Ist dir gerade eben entgangen, was mit meinem Bruder passiert. Was das auch immer war, auf jeden fall nicht mein kleiner Bruder." Weiter liefen vereinzelte Tränen über ihr Gesicht. Es wird nicht wirklich etwas daran vorbeiführen, oder?

Schützend legte ich eine Hand auf meinen Bauch und senkte meinen Blick, als nun ich an der Reihe war ihr etwas wichtiges zu beichten.

„Du musst mir glauben, dass ich von alle dem keine Ahnung hatte, als wir uns kennengelernt haben und auch nicht bis vor etwa zwei Wochen...." Plötzlich ging hinter Briseis die Tür auf und ihre Mutter tauchte darin auf. Mit einer schnellen Bewegung wischte sich Briseis die Tränen aus ihrem Gesicht.

„Hallo ihr zwei." Sie sah mich nun an.

„Miriam...ich möchte ja nicht unhöflich klingen, aber würdest du nach Hause gehen, bitte? Wir müssten etwas als Familie besprechen." Ich nickte und drängte mich schnell an Briseis vorbei, dabei murmelte ich ein schnelles „Tschüss" und verschwand aus dem Zimmer, kurz darauf auch das Haus. Ich wurde immer schneller. Etwas schien mich dazu anzutreiben immer schneller zu laufen und so schnell wie möglich zu verschwinden. Briseis Mutter...etwas in ihren Augen. Es schien beinahe so, als würde sie etwas wissen.

Mir missfiel der Gedanke, dass Briseis auch nur irgendwie mit all dem in Zusammenhang stand. Sie war wirklich oft für mich da gewesen und hatte mich bei dieser Schwangerschaft unterstützt, im Gegensatz zu meinem Vater. Schnell wurde ich müde und musste das Laufen stoppen. In meinem Bauch begann sich etwas leise zu regen. Was ist den nur hier los. Ich komm mir vor wie in einem schlechten Film.

Es dauerte nicht lange, bis ich schließlich wieder Zuhause war. Alles in mir schien der Gedanke zu widerstreben in dieses Haus einzutreten. In diesem Haus warten nur eine verzweifelte Mutter, an mich hassender Vater und eine Frau, die mich schon lange begleitet und nun sah, wie ich versuchte in geistiger Abwesenheit mein Kind umzubringen und mich so von allem zu befreien. Vermutlich hätte mich dieser Versuch auch ins Grab gebracht.

Schnell lief ich die Treppen hinauf, ohne auch nur jemanden Hallo zu sagen. Irgendwann würden sie es bemerken und ich hatte keine Lust darauf mit jemanden zu reden. Ich brauchte etwas Zeit um mir über etwas klar werden. Fest schloss ich die Tür meines Zimmer und rollte mich in die Ecke. In meiner Brust schlug mein Herz fest gegen die Wände, die es in meinem Körper festhielten, obwohl es so schien, als wollte es hinaus in die Freiheit. Ich legte meinen Hände übereinander auf meiner Brust und versuchte mein Herz in mir zu behalten, da ich irgendwie befürchtete es würde versuchen zu fliehen.

Mein Glieder begannen zu zittern, als etwas weiterhin schien mein Herz in die Freiheit zu locken. Im Nachhinein ist mir klar, das er es war, der versuchte mir zu sich zu locken. Für nur eine kurze Zeit hatte ich meine Tore nicht mehr ausreichend bewacht und er schien nur darauf gewartet zu haben, um sich wieder in mich zu schleichen. 

Du weist, dass ich dir alle deine fragen beantworten kann.

Verschwinde!


Böse kleine Prinzessin.
VERSCHWINDE!

Komm einfach zu mir.

Mit diesen Worte schien seine Stimme wieder verschwunden, doch sein Präsenz konnte ich immer noch spüren. Meine Hand lag nun auf meinem Bauch und ich konnte durch die gespannte Haut kleine Bewegungen wahrnehmen. Wieso musst du nur sein Kind sein. Ich möchte dass du einfach wieder Gabriels unschuldiges, normales Babys bist. Kein verdammtes verfluchtes Baby!

Mein Körper zitterte weiter und mein Magen fühlte sich an als würde er gequetscht und hin und her geschüttet werden. Langsam begannen meine Wangen etwas zu glühen und ich sank langsam an der Wand zur Seite. Hör doch auf dich zu bewegen. 


Pregnant Where stories live. Discover now