Die Augen eines kleinen Jungen

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Mit letzter Kraft trat ich nach den Armen und versuchte weiterhin mich zu befreien. Wie ein sterbendes Tier versuchte ich über den Boden zu kriechen und immer wieder wimmerte ich vor den schmerzen in meinen Beinen. Der schwarze Umriss kam näher auf mich zu und ich meinte, dass sie mir einen Arm entgegen streckte. Zitternd hob ich meine Hand und streckte sie ihr entgegen. Etwas warmes und beinahe zähflüssiges begann sich nun um meine Hand zu schließen. Es floss weiter meinen Arm hinunter. Ruckartig lösten sich die Hände von meinen Beinen und Blut floss ruckartig wieder durch meine Beine. Ich zog scharf Luft ein. Kleine Lichter begannen vor meinen Augen zu tanzen. Ich sah hinunter auf meinen Arm und auch wenn mein Blick langsam verschwamm, konnte ich doch sehen wie sich etwas begann um meinen Arm zu legen. Es war warm und brachte meine Haut darunter zum kribbeln. Kurz darauf wurde es ganz hell um mich und mein Körper sank zusammen.

Ein Tropfen fiel schwer auf meinen Kopf und ich riss meinen Kopf hoch. Meine Haare klebten schwer an meinem Gesicht. Ich sitze immer noch auf der Wiese?

Bin wohl eingeschlafen.

Langsam stand ich auf und spürte, wie das kalte Regenwasser aus meiner Kleidung floss. Mit müden Schritten ging ich über die Wiese. Den Regen ließ ich einfach weiter auf mich nieder prasseln. So und was mach ich jetzt. Ich bin komplett durchnässt und sollte eigentlich nach Hause, aber da warten meine Eltern auf mich. Ich habe nicht wirklich Lust mich auf eine weitere Diskussion mit ihnen einzulassen. Es ist auch egal was sie sagen. Ich werde dieses Kind behalten...Doch was mach ich sonst? Sehr lange kann ich nicht mehr draußen bleiben. Sonst werde ich sicher wieder krank.
 
Weiter lief ich  über die Wiese in Richtung meines Hauses, auch wenn ich nicht wieder dorthin zurück wollte. Es bleibt mir aber wohl nichts anderes übrig.

Biep...Biep...Biep

Ich blieb stehen und tastete meinen Körper ab. Wo war denn nur mein Handy?

Ich spürte etwas schweres in meinem Cardigan. Vorsichtig griff ich in meine Tasche und holte mein Handy heraus. Wann hatte ich das denn da rein gesteckt?
Ich sah auf das Display, auf den sich langsam begannen die Regentropfen zu sammeln. Eine Nachricht von Briseis blinkte auf meinem Bildschirm. Langsam fuhr ich mit meinem Finger über das Display.
 
B: Omg, siehst du den Regen! 

M: Ja... ich steh gerade mittendrin.

B:Was! Wieso!

Ich wartete kurz mit meiner Antwort, da ich mir nicht sicher war, ob ich es ihr erzählen sollte. So gut waren wir nun auch wieder nicht befreundet. Allerdings war sie auch die Erste, der du von deiner Schwangerschaft erzählt hast.
M: Auseinandersetzung mit meinen Eltern.

Ist Kompliziert....

B: Ohhh
 Das ist beschissen...

Wo bist du gerade? Außer im Regen...

Obwohl ich immer wieder hoffte, dass der Regen weniger wurde, schien das Unwetter nur immer heftiger zu werden. Mit meiner Hand wischte ich immer wieder über den Bildschirm, damit ich überhaupt die Nachrichten lesen konnte.

M: Auf einer großen Wiese nicht unweit von meinem Haus...

B: Ok, wie lange brauchst du zu der Kreuzung?

 Ich holl dich dort ab.

Kaum hatte ich ihr geantwortet begann ich zu rennen. Zwar war ich mir nicht sicher, ob das nun die beste Idee war. Es war aber immer noch besser, als nach Hause zu gehen. Sehr lange brauchte ich nicht bis zu der Kreuzung, bei der Briseis mich abholen wollte. Kein Auto war weit und breit zu sehen und ich stand einfach ganz allein da und konnte zusehen wie meine Kleidung seinen eigenen kleinen Regen erzeugte. Mit meinen Händen strich ich mir über die Arme, um mich warm zu halten.

Nicht lange nach mir kam dann Briseis angelaufen. Sie trug eine Regenjacke und hielt einen Schirm. Schnell kam sie auf mich zu gelaufen. Als sie mich dann erreicht hatte hob sie den Schirm über unsere beiden Köpfe. Kein Tropfen fiel nun mehr auf meinen Kopf.

„Du bist ganz schön nass geworden." Ich nickte nur und ließ mich von Briseis mitziehen. Wir rannten entlang der Straße, keine Ahnung wie lange, doch irgendwann kam ein Haus näher auf uns zu. Wir schlüpften unter das Vordach und Briseis spannte nun den Schirm ab. Mit leicht zitternden Fingern, aber dennoch elegant zog sie einen Schlüssel aus der Jackentasche. Behutsam steckte sie ihn ins Schloss und drehte ihn zweimal herum. Ein kaum hörbares klicken ertönte und die Tür glitt langsam auf. Zum Vorschein trat ein altmodischer Vorraum, mit einem offenen Schrank für Jacken und eigenem Fach für Schuhe. Auf dem Boden ein schöner altmodischer Teppich und in ertönen und rot gehaltene Tapeten. Briseis und ich zogen uns die Schuhe aus und dann zog sie mich, immer noch in der nassen Kleidung, weiter. Es ging einen kurzen Treppenabschnitt hinauf und dann einen kleinen Flur entlang. Am Ende befand sich eine Tür, doch anstatt darein zu gehen, zog mich Briseis nach recht in eine kleine Tür direkt daneben. Ein Zimmer mit Perlmutt weißer Wand tauchte vor meinen Augen auf. Es war ein eher kleiner Raum mit hohen Wänden. Am Ende befand sich ein großes Fenster, das durch die Wand leicht gekrümmt war, und dessen Fensterbank gleichzeitig auch ein Sofa bildete. Das Bett stand an der Wand in der Ecke recht daneben. Gegenüber davon befand sich eine lange Schrankwand und vor dem Bett ein kleiner Sekretär direkt neben der Tür.

Briseis ließ mich dann für kurze Zeit in dem Raum allein. Ich lief durch den Raum und sah mir alles genau an. Auf etwas drauf setzten traute ich mich nicht, wegen meinen nassen Sachen. Die Aussicht aus dem Zimmer war schön und direkt auf einen Wald gerichtet, ähnlich wie bei mir zuhause. Als ich Schritte hinter mir hörte löste ich meinen Blick von dem Wald und drehte mich herum. Briseis war mit einem Handtuch und ein paar frischen Sachen zum anziehen zurück gekommen. Sie streckte mir die Sachen entgegen und meinte ich könnte ins Badezimmer und mich unter der Dusche etwas aufwärmen. Etwas zögerlich nahm ich die Sachen entgegen und ging dann den Gang wieder zurück zum Badezimmer. Ich schloss die Tür hinter mir an und lehnte mich für einen Moment dann auch dagegen. Was mach ich hier eigentlich. Ich sollte eigentlich zuhause sein und versuchen mich mit meinen Eltern auszusprechen und alles wieder zu klähren. Stattdessen stehe ich in einem fremden Badezimmer, mit Kleidung in der Hand die mir nicht gehört.

Langsam löste sich dann mein Körper wieder von der Tür und ich ging zu der Dusche, am anderen Ende des Raumes. Das Badezimmer war dunkel gefliest und großräumig ausgebaut. Eine Waschbeckenreihe säumte die eine Wand, zusammen mit Spiegel und reichlich Pflegemittel und Kosmetik. Langsam und behutsam ging ich zu der Dusche. Davor blieb ich kurz stehen und sah mir die Dusche kurz an. Sie etwa größer, als die Dusche in unsere Osterferien Residenz und bot sicher platz für zwei Personen.
Ich begann mich aus meinen Sachen zu schälen, was gar nicht so leicht war, da ich das Gefühl hatte, dass sie mit meinem Körper schon beinahe verwachsen war. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich es schließlich geschafft und stieg unter die Dusche. Das Wasser prasselte wie ein Wasserfall aus vielen kleine Düsen auf mich herab. Die feinen warmen Tropfen rannen über meinen Kopf hinunter zu meinen Schultern und verließen über meine Füße dann schließlich wieder meinen Körper. Ich schloss genüsslich meine Augen und versuchte einfach für einen Moment an nichts zu denken. 

Als meine Haut schließlich langsam begann zu runzeln stieg ich wieder aus der warmen Dusche und begann mich mit den weichen Handtuch, dass mir Briseis gegeben hatte abzutrocknen. Das Handtuch fühlte sich ganz sanft auf meiner Haut an. Ich drehte mich herum und sah auf die gefaltete Kleidung, die mir Briseis gegeben hatte. Sie hatte mir eine schwarze Röhrerenjeans gegeben und ein dunkles lockeres Top. Meine Unterhose und meinen BH zog ich wieder an, auch wenn sie immer noch etwas feucht waren. 
Die Jeans legte sich gut um meine Beine und das Top viel genau mit den richtigen Falten meinem Oberkörper entlang. Meine Haare ließ ich offen, damit sie besser trocknen konnten.

Ich drückte die Klinke hinunter und öffnete langsam die Tür. Hinter mir schloss ich die Tür dann wieder und wollte gerade wieder zu Briseis Zimmer gehen, als ich jemand direkt vor mir stehen sah. Ein kleiner, schmaler, vielleicht etwa zehn Jahre alter Junge stand vor mir. Er hatte kurze wuschelige schwarze Haare, mit nur einer silbernen, weiße Strähne, die etwas wellig in sein Gesicht hing. Zwei stechende dunkel grüne Augen glitzernden mir entgegen. Sein Körper wirkte dünn und man hätte sagen können schmächtig, doch diese Tatsache unterlag seinem durchdringenden Blick. Er trug eine schwarze enge Hose und ein schwarzes, etwas locker sitzendes T-Shirt darüber. Seine Haut war sehr hell, was noch mehr durch die dunkel Kleidung und dem rot leuchtenden Anhänger um seinem Hals auffiel.  

„Wieso bist du so traurig?"Seine melodische Stimme drang an mein Ohr und ließ mich doch nervös aufsehen. Seine Augen hatten mich fixiert und schienen direkt in mich zu sehen. Einen Schritt wich ich zurück, bis ich mich selbst zu Vernunft anwies. Er ist ein kleiner Junge. Es gibt keinen Grund Angst vor ihm zu haben. Wahrscheinlich siehst du nur voll fertig aus und er ist zwar Jung aber nicht komplett dämlich.

„Es gibt fiel was mich beschäftigt." Ich wollte dem Jungen nichts von meinen Problemen erzählen, doch anlügen wollte ich ihn auch wieder nicht, vor allem aber deshalb, weil ich das Gefühl hatte er würde es sofort bemerken, wenn ich es tat.

„Und das macht dich so traurig." Ich nickte nur. Was sollte ich darauf auch antworten.

„Du scheinst für mich sehr traurig zu sein und ich kann ihn deine Augen schmerz sehen." Er machte eine kleine Pause und begann zu lächeln, dabei legte er den Kopf etwas schief. Seine Augen begann noch intensiver zu leuchten und mich zu fesseln. 

„ Gefühle die nur ein Mensch so spüren kann, oder?" Was!?
 
Bei diesen Worten begann mein Herz sofort schneller zu schlagen, doch nicht aus Panik, wie so oft in den letzten Tagen. Nein, es war, weil ich mich genau daran erinnerte wann ich diese Worte zum ersten Mal gehört hatte. Diese Worte gehörten zu einen der schönsten Erinnerungen in der letzten Zeit und es machte mir ehrlich gestanden etwas angst, dass dieser Junge dieser Worte kannte. Wirkte er doch so niedlich und unschuldig.

„Hey, Lucius! Lass unseren Gast in ruhe!"

Pregnant Where stories live. Discover now