braune Augen pt. 2

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„Danke." Meine Stimme war leise und dennoch klang sie fast schon etwas forsch. Das fremde Mädchen lächelte mich an und stand dann langsam wieder auf. Sie scheint größer als ich zu sein. Okay das ist auch nicht unbedingt eine große Leistung.
 
„Gerne." Ihre Stimme war ganz weich und wirkte sehr freundlich. Kein wunder, sie ist sicher neu in der Schule, da ist man ja noch zu jedem nett.

Ich stand ebenfalls langsam auf und ging mit den Stiften zurück zu meinem Platz. Der Neuen schenkte ich keine weitere Beachtung. Sie würde mich eh bald genauso verachten wie der ganze Rest. 
Es waren noch etwa drei Minuten und die Klasse begann sich allmählich mit Schülern zu füllen. Der Lärmpegel stieg rapide an und irgendwann war der Störfaktor einfach so groß, dass ich beschloss meine Musik abzudrehen. Bei dem Lärm kann ich sie einfach nicht genießen.
 
Endlich klingelte es und die Klasse war so gut wie vollständig. Es fehlten nur noch die selbstgewählten Raucher und fünf Sekunden vor dem Läuten Klogänger beziehungsweise die Flurspaziergänger. Die Klassentür fiel ins Schloss und alle Schüler hoben den Kopf in Richtung Tafel. Mein Geschichtslehrer Mr. Austin trat langsam in den Klassenraum und blickte aller Mädchen hangen an seinem Körper. Was war das nur mit diesen jungen Lehrern, wenn er nicht aufpasste würden ihn die räudigen Katzen aus meine Klasse noch die Kleider vom Leib reisen.

Mr. Austin kam gebürtig aus den USA, war aber laut seiner eigenen Aussage mit sechs oder sieben Jahren, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, mit seinen Eltern nach Berlin. Nach seinem Studium war er dann hierher gezogen und hatte diese Stelle angenommen. Wieso auch immer.

Wir bekamen ihn letztes Jahr als Geschichtslehrer und seit dem begann die ganze weibliche Belegschaft meiner Klasse zu sabbern, wenn er das Klassenzimmer betrat. Vor kurzem ging dann das Gerücht herum, dass Mr. Austin eine Freundin hatte und alle waren zutiefst bestürzt. Das Gerücht war bis heute noch nicht so richtig aus der Welt. 

„Guten Morgen. Also bevor wir uns heute weiter mit den Folgen der Industriellen Revolution beschäftigen möchte ich noch kurz über den Ausflug nächste Woche sprechen." Er begann kurz in seinem Ordner zu blättern und schien auf etwas zu stoßen.

„Achja und ich bitte euch auch noch eure neue Mitschülerin zu begrüßen. Ähm... Briseis Onassis." Mr. Austin begann die Reihen nach einem neuen Gesicht abzusuchen und fand es schließlich in der letzten Reihe, an der Türseite. Meine Klassenkameraden drehten die Köpfe ebenfalls nach hinten und blickten zu dem Mädchen. Sie saß einfach nur da und sah sich leicht nervös um. Die Arme, all die Aufmerksamkeit ist nun auf sie gerichtet. Nur sicher nicht für all zu lange, da war ich mir ganz sicher. Ich würde heute sicher nicht verschont bleiben.

Die Minuten verstrichen und irgendwann war schließlich der ganze Tag vorbei. Ich war mir nicht sicher wie, aber irgendwie hatte ich es geschafft ohne Konfrontation durch den Tag zu kommen. Es schien beinahe so, als wäre ich den Menschen vollkommen egal. Sollte Gott meinen Wunsch erhört haben?
Nein.
 

Soviel kann ich vorab schonmal verraten. Sicher war meine neu gewonnene Kraft mich unsichtbar zu machen dadurch entfacht worden, dass sich jeder auf die neue Stürzte. Jeder war nett zu ihr und interessierte sich dafür, was sie davor so gemacht hatte. Soweit ich das mitbekam wurde sie von irgendwem sogar zum Eisessen eingeladen. Oder war es Kino? Ist eigentlich auch egal.
 
Nina und Sarah klebten dabei am dichtesten an Briseis. War ja klar die brauchten noch jemanden, der ihnen half mich fertig zu machen, nicht dass ich noch wieder Mut bekam. Das könnte ja schreckliche Ausmaße annehmen.
 
Wie ich allerdings schon erwähnt hatte blieb es nicht den ganzen Tag so ruhig. Nach dem Unterricht war ich so unachtsam gewesen und war noch aufs Klo gegangen, bevor ich das Schulhaus verließ und dies gab Nina die perfekte Möglichkeit mit mir noch einmal zu „reden". 

Ich verließ gerade eine der drei Klokabinen und wusch mir die Hände, als ich die Ausgangstüre leise quietschen hörte. Im meinem Kopf formte sich eine dunkele Ahnung, doch ich wollte es lieber noch etwas verdrängen. Lange wird das sicher nicht sein.

Die Tür glitt langsam zu und ich hob langsam meinen Kopf, um in den Spiegel zu sehen. Meine Augen trafen wieder auf mein obskures Spiegelbild und sahen dann dahinter. Vor der Tür standen Nina und Sarah. War ja klar.

Ich drehte mich um und hatte augenblicklich das Gefühl dem Teufel persönlich in die Augen zu blicken. Im Geiste schien sie mich bereits zu erdolchen. Ihre Augen fixierten mich, doch nicht sie übte diesmal die Attacke aus, sonder Sarah.
Sarah stürmte auf mich zu, doch ich wich nicht aus sondern blieb einfach stehen und krallte meine Hände in die Sanitärkeramik. 
Sarahs Hand landete in meinem Gesicht und dann in meinen Haaren. Sie zog fest daran und ich schrie auf. Sie war vielleicht nur zwei Zentimeter größer als ich, dennoch schaffte sie es mich nach oben zu ziehen. 

„Du hasst doch nicht echt gedacht, dass wir dich heute verschonen. Nicht nach allem dem was du dir beim Wettbewerb geleistet hast." Ninas Stimme klang amüsiert, doch großteils immer noch wütend. Sarah gab meine Haar frei und ich sank zu Boden. Meine Kopfhaut brannte und ich war mir sicher, dass sie mir ein paar Haare ausgerissen hatte. Gott! das tut wirklich verdammt weh. 

Tränen begannen in meinen Augen zu brennen. Ich behielt den Kopf unten. Sie sollten nicht die Tränen nicht sehen, diese Genugtuung wollte ich ihnen nicht geben. Sarah schien das aber mächtig zu stören und deshalb zog sie erneut an meinen Haaren und brachte mich so dazu sie anzusehen. Meine Augen begannen währenddessen noch stärker und intensiver zu brennen. Ihr beide sollt tot umfallen.

Ich schrie wieder vor schmerz laut auf.

„Na sag bloß dass das weh tut! Du blödes Flittchen hast es..." Sie brach kurz ab und schaute mir erstaunt ins Gesicht. Ihre Augen wurden größer und ich meinte so etwas wie Angst kurz aufflackern zu sehen.
 
„...auch nicht besser verdient." Die Worte klangen nun anders. Sie versuchte zwar weiterhin wütend zu klingen, doch man hörte deutlich, dass sie etwas verwirrte. Was ist denn jetzt los?
 
„Sarah warum zögerst du?" Ninas Stimme klang nun vorrangig wütend. Sarahs Hand löste sich daraufhin ruckartig aus meinen Haaren und ich sankt zu Boden. Mein ganzer Körper begann zu schmerzen und ich hielt mir den Bauch. Ich sah kurz hoch und bekam mit wie Sarah ein paar Schritte zurück wich. Daraufhin kam Nina auf mich zu und machte Anstalten mich zu packen, doch plötzlich hielt sie inne. Sie drehte sich nach hinten und begann sich zu verkrampfen, dann hauten sie ab.
Ich blieb noch eine Weile am Boden hocken und versuchte die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Lange wird das nicht anhalten. Ich muss schnell nach Hause.

Hastig stand ich auf und rannte schon beinahe aus dem Raum. Ich rannte die Treppen hinunter und aus dem Gebäude, doch gerade als ich das Gebäude verließ stieß ich mit jemanden zusammen. Mein Körper flog zurück und landete etwas unsanft auf dem Boden. Allerdings schien es meinem Gegenüber nicht besser zu ergehen. Ich hörte wie mein Gegenüber etwas sagte, doch so recht bekam ich es nicht mit. Oh scheiße nein! Halt noch etwas durch, bitte!

Doch es war zu spät. Schnell rappelte ich mich auf und lief zu einem Busch, der nicht unweit von mir entfernt war. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es mich über ihn zu beugen. Ich begann zu würgen und den Inhalt meines Magens zu entleeren. Immer mehr floss aus meinem Mund auf dem Boden und teilweise auch auf den Busch. Eigentlich hatte ich erwartet, dass, in wem auch immer ich gelaufen war, bereits wieder abgehaut war. Niemand sah gern wem anderen beim kotzen zu.

Ich bemerkte allerdings, dass ich mich geirrt hatte, als zwei Hände meinen Zopf und die heraus gekommen Strähnen nahm und sie mir so aus der Schussbahn hielt. Ein paar Minuten ging das noch so weiter, bis dann schließlich nur noch Wasser und Magensäure kamen und irgendwann endlich Schluss war. Ich legte mir eine Hand vor den Mund, nur um sicher zu gehen, dass der Rest meiner Organe auch wirklich in mir blieb. 
Ich wollte mich gerade umdrehen, als plötzlich eine Hand vor mir auftauchte und mit ihr ein Taschentuch. Moment diese Hand kenn ich doch.

Langsam drehte ich mich zur Seite und sah nun, heute schon zum zweiten mal, in zwei große brauen Augen. Briseis.

„Hier nimm, damit kannst du dir den Mund abwischen." Wie auch schon heute morgen klang sie sehr freundlich. Leise danke flüsternd nahm ich es an und wischte mir damit über den Mund. Wie ekelhaft. 
Ich ging zu einem Mistkübel, der nicht unweit von uns entfernt stand und begann zu überlegen, was ich jetzt machen sollte. Sollte sie sich wirklich mit Nina anfreunden, so wäre diese Geschichte ein gefunden fressen für sie und wenn es ganz schlecht kam, dann würde sie vielleicht auch noch auf meine Schwangerschaft kommen. Wenn das Nina zu Ohren kam, dann wäre es endgültig aus mit mir. 
„Geht es dir wieder gut? Vielleicht solltest du ja zur Schulä..."

„Du darfst niemanden davon erzählen."


Pregnant Where stories live. Discover now