Gift

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Schnell schlug ich das Album wieder zu. Einmal atmete ich ganz tief durch und versuchte wieder etwas runter zu kommen, da ich wieder merkte wie sich um mich alles begann zu drehen. Vorsichtig steckte ich das Album wieder zurück und spürte wie etwas weiches meine Hand berührte. Ich schob ein paar Puppen zur Seite und entdeckte einen alten Freund. Stoppel!

Meine Hände legten sich um den Körper des Stofftieres und zog es aus der Schachtel. Der Körper war weich und an seinem hellbraunen Fell konnte man bereits erkennen wie sehr ich ihn als Kind einmal geliebt hatte. Der weiße Fleck über seinem linken Augen, war bereits etwas gelb angelaufen und die kleinen, eingesunkenen, schwarzen Augen die mich ansahen waren etwas ergraut und seine Nase hing bereits etwas schief. Ich musste lächeln, als ich diesen kleinen Kerl nach Jahren nun endlich wieder in meinen Händen hielt. Mit einem Finger strich ich leicht über sein Gesicht und die großen Pfoten, die schwer an ihm hinab hingen. 

Mein Kopf schreckte hoch, als ich die Tür dumpf quietschen hörte. Schnell schloss ich die Kiste wieder und steckte Stoppel unter meine Decke. Keine Ahnung wieso, nennen wir es einmal eine Kurzschlusshandlung.

„Miriam, Kleines...es gibt essen." Anita betrat mein Zimmer mit einem Tablett auf dem Arm. Verwundert blieb sie stehen als sie die Kiste vor mir sah und den Sessel vor dem Schrank. Langsam kam sie dann näher. Ich rutschte zurück und sah zu, wie sie das Tablett auf mein Nachtkästchen stellte, dann nahm sie die Kiste und ging zurück zum Schrank.


„Beginnst du jetzt alles umzuräumen?" Sie musste lachen. 

„Du solltest dich lieber hinlegen und etwas schlafen." Vorsichtig stieg sie auf den Sessel und brachte die Kiste wieder an ihren Platz. Ich schnaufte etwas und lehnte mich gegen die Wand an der mein Bett stand. Ich schielte einmal kurz zu dem Tablett hinüber und entdeckte eine Schüssel, die mit beinah hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit Buchstabensuppe beinhaltete. Eine Tradition, die sich eingebürgert hatte als ich noch sehr klein gewesen war. 

„Ich hab die etwas Suppe und noch etwas Tee gemacht. Wenn du das auf isst und einwenig schläfst, dann wird es dir sicher bald besser gehen." Während sie sprach kam sie wieder auf mich zu und stellte mir ganz vorsichtig das Tablett auf den Schoß.

„Danke."

Die Suppe hatte toll geschmeckt, doch danach musste ich wieder diesen Tee hinunter würgen. Irgendwann kam dann Anita wieder zu mir hinauf und holte das Tablett, dabei informierte sie mich noch darüber, dass sie dringend noch zu einem Arzttermin musste. Ich konnte die Sorge in ihrem Blick sehen. Gleichzeitig sagte sie mir aber auch, dass mein Vater von der Arbeit gekommen war und auf mich aufpassen würde. Wirklich beruhigte mich das allerdings nicht.

Weitere Stunden verstrichen und ich begann mich mehr schlechter, als besser zu fühlen. Mein brennender Körper hielt mich mehr und mehr vom Schlafen ab und irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus und verließ das Bett, um zu duschen. Mein Vater hatte ein, zwei mal inzwischen vorbei geschaut, ob ich auch „okay" war, doch gesagt hatte er nichts.
Mit zitternden und schwachen Beinen lief ich durch das nun endlos groß erscheinende Zimmer, als plötzlich ein grober, stechender Schmerz meinen Körper erschütterte. Ich hatte es bereits ins Badezimmer geschafft und krallte meine Finger in das Waschbecken. Mein Körper erbebte erneut und heißer Schweiß begann sich auf meiner Stirn zu sammeln. Immer wieder kam so mein Atemfluss zum stocken. Was ist den nur mit mir los?

Ziemlich schnell war mir dann bereits klar, dass etwas hier nicht normal war und mit diesem Gedanken tauchten auch die Bilder, von dem Zusammenbruch meiner schwangeren Mutter wieder auf. Erneut sah ich die zahlreichen Blasen auf ihrer Haut und ihr Gesicht das von einer Minute auf die andere die Farbe verlor. Ich sah in den Spiegel, wie schon in den letzten Tagen erschien mein Gesicht fahl, doch meine Augen hatten nun ebenfalls aufgehört so übernatürlich zu glitzern, sie wirkten fahl und leblos, als wäre nichts mehr schönes in mir vorhanden.
Aus Panik begann meine Unterlippe zu beben, als erneute Wellen von Schmerz meinen Körper erfassten und ihn mit sich rissen. Es brauchte immer mehr Kraft mich oben zu halten. Hilfe...ich brauch Hilfe! Es tut so schrecklich weh.

Meine Augen begannen zu brennen, während sich alles in mir immer mehr verkrampfte und ich plötzlich in meinen Ohren einen schrillen Ton wahrnahm. Wie tausende kleine Nadelspitzen bohrte sich das Geräusch in meinen Kopf. Wieso hilft mir den niemand!

Langsam gaben meine Beine nach und ich begann immer mehr Richtung Boden zu sinken. Irgendwie schaffte ich es dann noch einen letzten klaren Gedanken zu fassen.

„Papa!" So laut ich noch konnte schrie ich nach dem einzigen Menschen, der mir nun wirklich helfen konnte. Ein Mensch, der mich wie so viele elendig verraten und verstoßen hatte. Meine Beine sackten unter dem Schmerz zusammen und ich viel zu Boden. Ich hört wie mein Kopf auf den Fliesen aufschlug. Um mich herum wurde es schwarz, doch kurz bevor ich endgültig das Bewusstsein verlor hörte ich noch wie die Tür aufging. Kommst du um mich zu retten?

Um mich herum wurde die Welt mit einem mal schwarz, doch der schmerz verstrich nicht. Ich versuchte mit aller Kraft so schnell wie möglich wieder die Augen zu öffnen, als ich es dann allerdings endlich geschafft hatte, wachte ich nicht dort auf, wo ich gehofft hatte aufzuwachen. Meine Augen zeigten mir jenen Albtraum, aus dem ich noch heute Morgen mit erfolg entkommen war, doch etwas hatte mich nun wieder zurück geholt. Immer noch unter den Flammen begraben lag ich da, doch die Starre, in der ich noch heute Morgen gefangen war, löste sich langsam und ich konnte wieder zunächst einzelne Glieder bewegen.
Zunächst freute ich mich, doch mit der erwachten Kraft wurden auch die Schmerzen, die die Flamme mir augenscheinlich willentlich zufügte immer schlimmer. An manchen Stellen drangen sie durch die schwarze Schicht, dich mich umgab und begannen sich in meinen Körper zu brennen. Nun schrie ich und wand mich unter dem Meer von Flammen, doch es war zu spät. Weiter begannen sie sich in meinen Körper zu bohren und mit der schwarzen Substanz in meinen Körper zu kämpfen.

„Siehst du nun, auf was du dich da eingelassen hast? Nur weil sich deine Ahnin gegen unsere Regeln gestellt hatte." Ich erkannte die Stimme. Es war Raphael. Seine Silhouette erschein direkt vor meinem Bett, abwertend sah sie zu mir hinab und beobachtete unbeeindruckt, wie mein Körper langsam zu Asche verbrannte. Antworten konnte ich ihm nicht, da meine Worte von meinen eigenen Schreien verzehrt wurden.

„Hättest du dich wenigstens uns zugewannt, doch nein! Ausgerechnet, der Mann, der dir all das Unheil beschert hat...genau diesem Mann musst du alles zu Füßen legen!" Ich konnte die Wut, trotz langsam verschwimmenden Blick, in seinen Augen funken sprühen sehen. Die Flammen erhoben sich, wie mit neuer Macht gefüttert höher in die Luft. Ich schrie noch lauter und wand mich weiter. Wie kann ein Engel mich einfach so verbrennen lassen! Er ist auch nicht besser, als all die anderen.

Ich schrie und schrie und nahm bereits an, dass ich nun mein Ende finden würde, doch mit einem Mal, so schnell wie sie sich mächtig in die Luft erhoben hatte, sackten sie in sich zusammen und endeten langsam ihr dar sein und verließen mein Zimmer.
So schnell ich konnte rappelte ich mich auf, auch wenn ich nicht wusste, wer oder was die Flammen gelöscht hatten. Ich wollte nicht riskieren noch einmal so ein leichtsinniges Opfer zu sein und danke lieber insgeheim dem Universum dafür. 
Raphaels Augen weiteten sich vor staunen, doch dies wandelte sich ziemlich schnell in entsetzten, als er an mir vorbei sah und scheinbar etwas zu erkennen vermochte. Er wich zurück.

Wie töricht doch von dir. Ich hatte zwar geahnt, dass du etwas tuen würdest, allerdings hatte ich nicht angenommen, dass du so unverschämt handeln würdest." Ich sah ihn zwar nicht, doch erkannte seine Stimme. Mein Körper erstarrte. Nun stand ich zwischen zwei Wesen und wusste nicht welcher von beiden wirklich gefährlicher für mich war.
„Das hätte nicht möglich seien sollen...Du solltest ausgesperrt bleiben, die Flammen sollten deine letzten Überreste in ihr zu Asche verbrennen..." Raphaels Worte schienen verwirrt und etwas planlos. Zuerst war mir gar nicht so recht klar, was seine Aussage wirklich bedeuten sollte, doch als ich Lucifer hinter mir knurren hörte wurde es mir mit einem Schlag klar. Mein Baby!

Schnell legte ich meine Hände schützend auf meine Bauch und spürte wie etwas darin nervös und unkontrolliert zuckte. Mein Herz wurde von Panik eingenommen und meine Augen brannten. Er hat doch nicht...er kann meinem Kind doch nichts angetan haben. Nein! Der kleinen darf nichts passieren, bitte nicht ihr.

Wie hast du es in ihren Geist geschafft!" Raphaels Blick begann sich mit einem mal, mit seiner Haltung, zu wandeln. Ein lächeln, beinahe verzweifelt zauberte sich auf seine Lippen. 

„Niemals werde ich es dir verraten! Du hast meinen Körper zu Grunde gerichtet und dich gegen meinen Meister gestellt!" Seine Wut gewann nicht so recht an Kraft, eher wirkte er verzweifelt. 

Sag! Was du meinem Kind gegeben hast! Ich kann es schreien hören!" Raphael ging noch ein paar Schritte zurück und begann mit einem mal hysterisch zu lachen. Er hielt sich seinen Kopf und lachte. Dicke Tränen rannen dabei aus seinem Augen.

„Hahaha! Ich habe ihr das Gift gegeben und danach ihrer Mutter. Sie wollte Antworten! Einen Weg ihre kleine Tochter zu schützten. Ich zeigt ihr den braunen Beutel und ließ sie selbst davon trinken. Sie den Willen meines Herren spüren. Nie ahnte sie welches Gift sie ihrer Tochter in Hoffnung auf Heilung damit gab." Er lachte weiter und weiter, während seine Augen sich immer weiter nach vorne zu drücken schienen. 

Elender! Saltare meum pusillum nigri saltator." Plötzlich hörte ich ein lautes knurren und spürte einen kurzen, aber starken Wind übe mir. Verzweifelt hielt ich mich selbst, während ich mit bebenden Körper zusah, wie sich etwas auf Raphael stürzte. Er war überrascht und reagierte zu spät. Das Etwas stürzte sich einfach auf ihn und verbiss sich fest in seinem Körper. Er schrie und in meiner Nase brannte nach wenigen Sekunden bereis dieser schreckliche Geruch seines Blutes. Ich wich zurück und realisierte zu spät, dass Lucifer ja dort stand. 
Arme schlangen sich um mich und zogen mich weiter von dem Kampf weg. Sachte legte sich eine davon über meine Augen und die andere drückte mich fest an einem Körper. 

Du musst jetzt stillhalten, sonst sterben du und das Kind!" Fisperte mir Lucifer in mein eines Ohr, als ich begann wild zu zappeln. Augenblicklich erstarrte ich. Kann ich ihm wirklich vertrauen? Er ist vielleicht sogar noch das größere Monster als Raphael.

Du wirst es wohl jetzt darauf ankommen lassen müssen, wenn du nicht willst, dass dein Kind in deinem Leib in Flammen ertrinkt." Nun rührte ich mich endgültig nicht mehr. Lucifers Hand legte sich fest auf meine Bauch. Sein Griff war fest und ich begann zu schreien.
 
„Du tust ihr weh! Lass sie!" Schrie ich und begann wieder etwas zu zappeln, der Schmerz wurde immer schlimmer und ich begann wieder dieses hohe Geräusch zu hören. Vor Schmerz schrie ich erneut auf.

Ich habe nicht vor euch beide sterben zu lassen! Also sei ruhig und lass mich dein verdammtes Leben retten!" Plötzlich spürte ich wie es an meinem Bauch ganz warm wurde und ein schmerz sich begann auszubreiten. Etwas drückte gegen meine gespannte Haut, die das Baby vor der Außenwelt schützten sollte und durchbrach sie. Ich schrie. Es tat höllisch weh und ich bekam angst, vor dem, was er nun vielleicht tuen würde. Ich spürte wie seine Hand weiter in mich drang und sich durch alle meine Schwalle bohrte, bis es zu dem Baby gelang.

„Nein! Hör auf! Es brennt!!" Ich schrie einfach unaufhörlich, bis meine Stimme sich heißer anhörte und blendete fast komplett die Schreie Raphaels aus. Der beeisende Blutgeruch wurde schlimmer und so auch die Schmerzen, in meinem Unterleib und Bauch, in dem Lucifer herum bohrte.

Plötzlich verstummen all die Schreie, auch meine. Mein Körper erstarrte und die Muskeln in meinem Körper zuckten nur noch ganz leicht. Mein Mund stand offen und abgehackte, stumme Laute drangen nur noch aus meiner Kehle. Bin ich tot? 



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